CS. SÓS ÁGNES: ZALAVÁR—KÖVECSES AUSGRABUNGEN 1976—78 . ANHANG. ISTVÁN VÖRÖS KNOCHENFUNDE / Régészeti Füzetek II/24. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 1984

II. DIE KIRCHE UND DER FRIEDHOF UM DIE KIRCHE

der „Privina-Burg". Unsere einzige Quelle bezüglich der topographischen Frage von Mosaburg im 9. Jh. ist die um 870 entstandene Conversio Bagoariorum et Carantanorum (CBC), die die unter Mitwirkung von aus Salzburg geschickten Baumeistern erbaute St. Hadrianskirche als ,, infra civitatem" erwähnt. Unter civitas versteht die archäologische Forschung von Anfang an die die Burginsel umgebende Inselwelt (auf diese Weise ist die Identi­fizierung der Basilika von Récéskut mit der St. Hadrianskirche in Betracht gekommen, weichletztere im 977 datierten, gefälschten Arnolfinum als Kloster erwähnt ist) und das bedeutet unausgesprochenerweise, dass unter „Priwina-Burg" die ganze Burginsel zu verstehen ist. Die Forschung der mitteleuropäischen Burgwäller macht immer eindringlicher auf eine innere Gliederung der befestigten Orten grosser Ausdehnung und von zentraler Bedeutung aufmerksam. Im Falle der Burginsel kann das ebenfalls angenommen werden und auch dass der Ver­fasser der CBC unter dem Begriff civitas jedes Gebiet verstand, das sich ausserhalb der „Priwina-Burg", konkreter gesagt ausserhalb der auf der Burginsel stehenden „Akropolis" befand, dabei aber in ihren Kreis gehörte. Dieser Deutung widerspricht der Sinn des Begriffs civitas nicht. In árpádenzeitlicher Relation würde das bedeuten, dass die Kontinuität des Hadrian-Patrociniums und die Kontinuität der sakralen Bauten (mit Umbauten) zusammen­fallen. Antwort auf diese Frage können nur die archäologischen Forschungen geben und zwar durch die Lokali­sierung der eigentlichen „Priwina-Burg". 4 8 Wie verhält sich all dies zu der nördlich der „inneren Burg" der Burginsel aufgedeckten ärpädenzeitlichen Kirche und zugleich zum Fundort Kövecses? Im Zuge der monographischen Bearbeitung der Burginsel 1951­54 durchgeführten Erschliessungen bin ich weder auf die Rolle der „Kapella" noch auf ihre genaue Datierung bzw. auf die Möglichkeit eventueller Umbauten eingegangen. Ein Grund hierfür war, dass wir nur den östlich­-südöstlichen Teil des um sie liegenden Friedhofs kennen lernten, jedoch wissen, dass das Gebäude von allen Seiten von Gräbern umgeben war. 4 " Die Möglichkeit, dass es sich um eine ärpädenzeitliche Pfarrkirche handelt, hat T. Bogvay ohne nähere Periodisierung bereits früher aufgeworfen/ 0 Die Datierung auf die Zeit nach der Errichtung der „inneren Burg" stammt von G. Fehér 5 1 und diese Annahme wurde auch durch die Ergebnisse der Grabungen nach 1963 nicht angefochten. Für die Datierung der Errichtung der Kirche um die Wende des 11./12. Jh. (/. Bona) liegt die historische Begründung in einer Annahme: Zalavár sei damals Gespanssitz gewesen. Könnte man das letztere beweisen, so erhebt sich noch die Frage, wie weit die Entstehung der ausserhalb der Mauer des Klosters erbauten Kirche notwendigerweise mit der Entstehung der Gespansburg zusammenhängt, und wie weit ein früheres sog. klösterliches „Zweikirchensystem" hier in Betracht kommen kann 5 2. Eine andere Grundlage für die oben erwähnte Datierung wäre die Archäologie, doch gibt es unter dem bisher bekannten archäologischem Material nichts, was die Erbauung der Kirche in der 2. Hälfte des 11. Jh. ausschliessen würde. Dem ist noch hinzuzufügen, dass in der unmittelbaren Umgebung der Kirche nur wenige Gräber aufgedeckt wurden, die fur die nähere Datierung des Gebäudes nicht viel Anhaltspunkte liefern. 5 3 Zum Grundriss selbst finden wir ärpädenzeit­liche Analogien (hierauf wurde schon früher hingewiesen) 5 4. Eine Eigentümlichkeit des 12. Jh. wäre das auf einen zentralen Pfeiler gestützte Emporium mit den Seitenpfeilern. 5 5 Hier begegnen wir jedoch einem neuen Problem, der Frage des nachträglichen Einbaus (wenigstens des mittleren Pfeilers; mit der ich mich in der Pub­likation vom Jahre 1963 nicht beschäftigt habe), 5 6 was sogar wahrscheinlicher ist. Hierauf deutet der Standort des mittleren Pfeilers hin: bei der Wahl seines Standortes hatte man die in der Nähe befindliche Eingrabung be­rücksichtigt und ihn südlich von der 0 W Achse festgesetzt. Es handelt sich um eine viereckige (138 x 130 x 140 x 122 cm), sich nach unten verengende, 134 cm tiefe, das Fussbodenniveau durchbrechende schachtartige Grube, die zur Zeit des Bestandes der Kirche zugeschüttet worden war, wobei der Fussboden so ziemlich in seine ursprüngliche Ebene gebracht wurde. Es ist von der Auflassung eines Objekts die Rede in dem als Bauma­terial sich Holz und Stein befand. Übrig geblieben ist ein mit grossen, unregelmässigen Steinen versteifter (ur­sprünglich umgebener) Bretterrahmen (85x73 x80x 80 cm; Höhe: 40 cm), in dem eine kleinere Tonflasche lag. 5 7 Die Funktion des Objektes ist ungeklärt, doch lässt seine Lage die Vermutung zu, dass es bei der Tauf­zeremonie eine Rolle spielte, genauer gesagt, dass es sich um eine teilweise in den Boden gesenkte Taufanlage (bzw. um dessen Unterbau) handelt. Ihre Auflassung (Verschüttung) zur Zeit der Benutzung der Kirche kann mit der Aufstellung eines Taufbeckens auf dem Fussboden zusammenhängen. An und für sich datiert dieser „Wechsel" noch nicht, die gefundene Tonflasche ist ein Typ des 10. 11.Jh. 5 5 1 Wenn unsere auf die Taufanlage bezüglichen Beobachtungen richtig sind, so bestätigt das die Funktion der Kirche ebenso wie die Beobachtung, dass in der Zeit nach ihrer Erbauung die ausserhalb der Burginsel gelegenen Friedhöfe fortlaufend aufgelassen wurden. 5 8 Man kann also von einer Kirche mit Pfarreirecht reden, in der die Seelsorge anfangs von den Ordensbrüdern selbst versehen wu rde. 6 0 Der Bau der Kirche war also von der Errichtung der Gespansresidenz unabhängig. Eine Ände­rung im Verhältnis von Kirche und Kloster kann auch mit der Entwicklung der Administrationszentrale ein­getreten sein. Wir sind nicht in der Lage, die genaue Zeit der im Innern der Kirche ausgeführten Umbauten konkre­ter zu bestimmen, doch handelt es sich nicht um die Ausbesserung eines wegen seines Alters verfallenden Gebäudes im Sinne des Dekrets des Hl. Ladislaus, das im Zusammenhang mit der Kirche von Kövecses erwähnt 20

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