GARAM ÉVA - PATAY PÁL - SOPRONI SÁNDOR: SARMATISCHES WALLSYSTEM IM KAPRATENBECKEN / Régészeti Füzetek II/23. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 2003

IV. Die historische Auswertung der Erdwälle (S. Soproni)

Die Errichtung des Erdwallsystems zur Zeit Konstantins wird auch durch die Beobachtungen von B. Stallknecht wahrscheinlich gemacht, der zwar vom Schanzensystem der Tiefebene und dessen Roll noch nichts wusste, seine Feststellungen geben aber sehr zu denken. Seiner Meinung nach unterschied sich die Aussenpolitik Konstantins grundsätzlich von der des Diokletian, war nun nicht mehr defensiv, wie früher, sondern viel offensiver, zielstrebiger. 22 6 Nach unserer Auffassung hatte diese Aussenpoli­tik, die übrigens auch in dem bereits erwähnten, sog. Daphne-Projekt zum Ausdruck kam, 22 7 den Ausbau des Schanzensystems der Tiefebene und Olteniens zur Folge. Ausserordentlich wichtig und lehrreich ist für uns seine Bemerkung, dass anlässlich des gotischen Angriffs im Jahre 332 die Sarmaten die römischen Ver­bündeten zu Hilfe riefen: "dieses Verfahren wider­sprach aller römischen Tradition an der Nordgrenze, wo die Römer stets erfreut waren, wenn die Barbaren in internen Kriegen einander zerfleischten". 22 8 Diese aussergewöhnliehe Lage lässt sich allein nur mit dem aufgrund des Bündnisses vom Jahre 322 22 9 errichteten Schanzensystem und dem Verbündeten-Verhältnis erklären. Das wichtigste Argument gegen die Errichtung des Erdwallsystems der Tiefebene zur Zeit des Diok­letian bilden unseren Erachtens die grossen Sarma­tenkriege am Ende des 3. und am Anfang des 4. Jahrhunderts. Zur Zeit der Herrschaft des Diokletian, aber auch noch nachher, gab es sozusagen dauernd schwere Kämpfe und Kriege zwischen den Römern und den Sarmaten, was von vornherein die Mög­lichkeit ausschliesst, dass das Erdwallsystem schon damals erbaut worden wäre. Diokletian machte im Jahre 294 das Dezennium seiner Herrschaft durch einen grossen Sieg über die Sarmaten denkwürdig, 23 0 und in der Folge nahm er zuerst im Jahre 299, später im Jahre 301 zum vierten Male den Titel Sarmaticus Maximus an. Zugleich erhielt auch Maximinianus diese Auszeichnung und Galerius wurde damals "Sar­maticus Maximus II". Derselbe wird im Jahre 311 bereits Sarmaticus Maximus V, 23 1 was bedeutet, dass wir in den Jahren zwischen 294 und 311 zahlreiche Kriege gegen die Sarmaten annehmen müssen. 23 2 Wie A. Alföldi betonte, waren zur Zeit der Tetrarchie sie­ben grosse kaiserliche Expeditionen nicht imstande, den Widerstand der Sarmaten zu brechen. 23 3 Der Titel "Sarmaticus Maximus" der Kaiser schliesst die Möglichkeit des Bestandes des Schanzensystems von vornherein aus, 23 4 da es ja unvorstellbar ist, dass die Kaiser einen Titel führen, der auf den Sieg über ein bereits verbündetes Volk hinweist. Nach den vorste­hend erwähnten Kriegen gegen die Sarmaten hören wir zunächst im Jahre 322 von einem bedeutenderen Feldzug gegen die Sarmaten, den der Kaiser Konstan­tin selbst führte und in dessen Verlauf er den Sarmaten eine schwere Niederlage zufügte. In den Kämpfen kam auch der Sarmatenkönig Rausimodus selbst ums Leben 2 3- und auf der Rückseite der römischen Mün­zen erschien die Aufschrift "Sarmatia devicta". 23 6 Auf dieselbe Zeit können auch die Goldmünzen 2-' 7 mit der Aufschrift SARMATIA auf der Rückseite datiert wer­den. Von dem im Jahre 322 emingenen Siege an verschwindet praktisch aus dem Titel der Kaiser die Bezeichnung Sarmaticus Maximus, was nur die eine Bedeutung haben kann, dass im Verhältnis der Sar­maten und Römer eine entscheidende Wendung eingetreten ist. Wie wir bereits in früheren Arbeiten betonten, weist auch die einzige, indirekte Auktoren­angabe auf den Bau nach dem Jahre 322 hin. Die diesbezügliche Stelle der Exceipta Valesiana, wonach im Jahre 332 Konstantin "Deinde adversum Gothos 22 6 Stallknecht 1969 34. 22 7 Thompson 1956 373. Vgl. noch: Soproni 1978 116. Wir teilen die Annahme von A. Mócsy (1974/a 280; 1974/c 111.) nicht, wonach die Römer zur Zeit des Konstantin auf die traditionelle, vor Diokletian üblich gewesene Grenzpolitik zurückgriffen und die Befestigung des Limes für ihre I lauptaufgabe berachteten. Die Limesbefestigung war zur Zeit des Diokletian nicht nur in Pan­nonién. sondern auch in anderen Grenzgebieten des Reiches sehr bedeutend (Soproni 1978 208 Anm. 5.). Die Befestigung des Limes wurde von Konstantin nur fortgesetzt und ausser den Limesobjekten im engeren Sinne wurde im Gebiet von Pannonién auch eine äussere und eine innere Vereidigungslinie ausgebaut. 22 8 Stallknecht 1969 34. 22 9 Stallknecht 1969. Vgl. noch seine beachtenswerten Bemerkungen über die Lage und das Verhältnis der Sarmaten (a. a. 0. 103 Anm. 142.) " Panegyrici Latini ed. Behrens VIII 5, 1. 2 3' Eusebius, Eccl. Host. VIII 17. 23 2 Über die Sarmatenkriege: Mócsy 1972 84-87; Ders. 1974/a 268-269; Ders. 1974/c 98-99; A. Alföldi 1942 673-677 (mit weiterer Literatur); Vgl. noch T. Nagy 1965-56-57 und 104 Anm. 362-365.). 23 3 A. Alföldi 1942 675. Diese Tatsache betont auch E. Tóth. der im Gegensatz zur Meinung von A. Mócsy den Beinamen Sarmaticus Maximus nicht für einen ständigen Beinamen der Kaiser hält (1976 121). ~ 3 7 Über die Sarmatenkriege vgl. die Literatur in Anm. 232 und Soproni 1978 116. 23 6 Ihre Aufzählune: RIC VII p. 750, über ihre Datierune p. 121. 9T7 a 1 - M. Alföldi 1963 Nr. 162-164 (322-3239 und Nr. 310-314 (aus den Jahren zwischen 317-326.) Vgl. noch Dies. 87 Anm. 1. 69

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