GARAM ÉVA - PATAY PÁL - SOPRONI SÁNDOR: SARMATISCHES WALLSYSTEM IM KAPRATENBECKEN / Régészeti Füzetek II/23. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 2003
Einleitung (P. Patay)
EINLEITUNG Das Problem der Längswalle - durch wen, wann und zu welchem Zweck wurden sie errichtet - hat nicht nur die Phantasie des Volkes und der Dichter angeregt; schon vor Jahrhunderten haben sich damit Gelehrte und Forscher beschäftigt. Doch an dieser Stelle verzichten wir auf die Geschichte ihrer Erforschung, da diese von V. Bálás eingehend behandelt wurde. 3 Nun möchten wir nur erwähnen, dass die erste Abgabe, die dieses Problem zu lösen versuchte, noch aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammt 4, jedoch der sie zuerst kartographisch abgebildet hat, war der kaiserliche General Ferdinando Marsigli, der als Genie-Offizier im türkischen Krieg 1683-1699 halb Ungarn bereist hat. Er hat auch erkannt, dass es neben anderen, einen Wall gibt, der von der Donau bis zur Donau beinahe die ganze Tiefebene umringt. 5 Durch die schon erwähnte grundlegende Arbeit von V. Bálás ist es endgültig offenbar geworden, dass sich im Karpatenbecken mehrere, von einander unabhängige Längswälle befinden. 6 Von denen behandeln wir in diesem Aufsatz nur diejenigen, die rings um die Tiefebene ein aus zwei, drei, an manchen Stellen sogar auch aus vier, in einem Abstand von 3-25 km, zueinander parallel laufenden Linien bestehendes System bilden. Neben diesem grossen System befinden sich aber noch andere Längswälle im Karpatenbecken. So in der Batschka - auf serbischem Gebiet - die Grosse und die Kleine Römerschanze (die Fortsetzung der letzteren greift, wie es unsere Forschungen festgelegt haben, westlich über die Donau nach Kroatien und erreicht auch ungarische Gebiete). Ein anderer Wall durchquert in der Richtung Zombor (Sombor, Serbien, Wojwodina) - Kiskunhalas - Csongrád das Donau-Theiss-Zwischen-Stromgebiet und läuft in nordöstlicher Richtung die Flüsse Hármas Körös (= Dreier Körös), bzw. Sebes Körös (= Schneller Körös) entlang weiter. Weitere Wälle befinden sich auch in Transdanubien (Westungarn) in den Komitaten Tolna, Somogy und Vas und solche sind auch in der Südslowakei und in Siebenbürgen vorhanden. Wie gesagt, werden wir in der vorliegenden Arbeit nur das grosse Wallsystem behandeln, das die Tiefebene von der Donau bis zur Donau in einer Länge von etwa 550 km umrahmt. Im seinem Verlauf durchquert es die Gebiete von drei Staaten - Ungarn, Rumänien und Serbien. Die Geländeforschungen haben wir nur auf ungarischen Boden durchgeführt. Im Gelände haben wir zuerst die nach kartographischen und literarischen Angaben bekannten Abschnitte aufgesucht und kartiert. Bei Mangel an solchen waren wir bestrebt, Angaben von der örtlichen Bevölkerung einzuholen. Wenn im Verlauf der so bekannt gewordenen Linien noch immer Lücken vorhanden waren, haben wir versucht, die Spurlinie mit Hilfe von Luftbildern zu erkennen. Diese Hinweise wurden aber in jedem Fall im Gelände kontroliért. Das Resultat dieser Metode war das Auffinden von insgesamt etwa 120 km langen Abschnitten. Oft konnten wir, wenn die Spuren im Gelände vor unseren Augen verschwanden, den mit dunkler Erde ausgefüllten Wallgraben durch Bodenbohrungen auffinden und dadurch die Hinweise der Luftbilder authentisieren, andersmal den Verlauf der Wälle auch dort feststellen, wo ihn nicht einmal Luftbilder verrieten. Auf diese Weise ist es auch öfter gelungen, die Linien der Wälle um bedeutende Abschnitte zu ergänzen. Um die ursprünglichen Dimensionen, Gestalt und Struktur der Wälle zu erkennen, haben wir sie - soweit möglich an allen Linien - durchschnitten. Für diesem Zweck haben wir unter anderem in fünf Fällen Stellen ausgewählt, an denen die Trasse einen archäologischen Fundort überquert. Damit haben wir uns gleichzeitig bemüht, in den Besitz zeitbestimmender Funde zu kommen. Auf die Abmessungen und auf die Gestalt der Wallgräben konnten wir in manchen Fällen auch aus ihren in Lehmgruben, oder in neugegrabenen Kanälen sichtbar gewordenen Profilen folgern, doch wir haben auch durch Bodenbohrungen Daten zu diesen erhalten. 3 Bálás 1961 5-21.-Bálás 1963 309. Anm. 1-3. 4 Székel 1559. „Der Cscrsz-Graben wurde noch vor Attilas Zeit erbaut...nicht die Ungarn haben ihn beiitzt, sonder die vor ihnen lebende Völker" - lauten die zum Jahr 718 angefügte Zeilen. 5 Marsigli 1726 Karte: Theatrum antiquitatum romanorum in Hungaria. 6 Bálás 1961 25-31. - Bálás 1963 310-316, Abb. 1 -4. 11