FÜLEP FERENC: NEUERE AUSGRABUNGEN IN DER RÖMERSTADT SOPIANAE (PÉCS) / Régészeti Füzetek II/16. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 1974)
I. Ausgrabungenim Hof und in der Umgebung der HAUPTPOST
Im römerzeitlichen Gebäudeblock Dischka Gy. utca wurde übrigens ein Kinderschädel mit Glasperlen (Grab R/321) gefunden. (Uber das archäologische Material s. ANHANG XXX.) 4. AUSGRABUNGEN IM HOF DES ANATOMISCHEN INSTITUTS (1964) Um festzustellen, ob sich die im Hof der Hauptpost gefundenen Baulichkeiten nach W fortsetzten, wurde im Garten des Anatomischen Instituts der Medizinischen Universität Pécs (Dischka Gy. utca 5) 1964 mit Ausgrabungen begonnen. Innerhalb des Institutsgartens, 370 cm westlich von unserem Graben 8, wurde der 8 m lange und 2 m breite Graben 6 von N nach S abgesteckt (Abb. 2). Am S-Ende stiessen wir in 140 cm Tiefe auf römischen Tegulaschutt, der hier eine ungewöhnlich starke Schicht (60-70 cm) bildete. In 185 cm Tiefe fanden wir einen formlosen Fleck vom Terrazzo in schlechter Qualität und ein gelbes lehmiges Niveau. Nördlich davon zeichnete sich eine von O nach W ausgerichtete Mauer, die MAUER 60, ab, die ungewöhnlich schwach versetzt war (Breite 65-80 cm). Das zuvor erwähnte lehmhaltige Niveau mit dem schlechten Terrazzo fiel nach N zu etwas ab, lief auf diese Mauer auf und verdeckte sie so. Südlich davon kam der Grat eines quer laufenden, aus Ziegeln gebauten Kanals zum Vorschein (Ausrichtung: NO-SW). Die beiden Seitenwände des Kanals bestanden aus schräg aneinandergelehnten Ziegeln, seine Sohle aus waagerecht gelegten Ziegeln. Er besass Satteldachform mit einer unteren Innenbreite von 30 cm und einer Höhe von 21 cm (Taf. 5/2). Die Ziegel waren mit Mörtel verbunden. An der N-Seite der von O nach W orientierten Mauer wurde der Suchgraben in 100 cm Breite abgeteuft. Hier erreichten wir in 280 cm Tiefe den gewachsenen Boden. Südlich von MAUER 60 zeichnete sich in 230 cm Tiefe eine von MAUER 60 ausgehende weitere Mauer ab (MAUER 61). Sie ist im N 50, im S 45 cm breit und nicht mit MAUER 60 zusammengebaut. Die oben erwähnte lehmhaltige Terrazzoschicht lief auch auf diese Mauer auf. Das S-Ende der Mauer reichte bis an den Kanal. Von den MAUERN 60 und 61 blieben nur die unteren Steinreihen erhalten. Sie waren in gelbem, sandigem Mörtel versetzt. Dass die Mauer sich an der S-Seite des Kanals nicht fortsetzt, ist dadurch erwiesen, dass hier der Boden völlig ungestört vorgefunden wurde. Die beiden Mauern dürften zur selben Zeit gebaut worden sein. Die stratigraphische Untersuchung der Mauern in diesem Graben ergab, dass sie zu einem früheren Niveau gehörten als die sie bedeckende terrazzohaltige Lehmschicht. Da die Seite des Kanals mit eingebetteten Steinen in das terrazzo- und mörtelhaltige Niveau eingelassen war, sind hier folgende stratigraphische Verhältnisse anzunehmen: a) Der Kanal wurde früher fertiggestellt oder ist möglichenfalls mit MAUER 61 gleichaltrig; b) der Kanal wurde mit dem mörtelhaltigen Niveau gleichzeitig gebaut, wobei seine Seite mit den erwähnten Steinen eingelassen wurde. In diesem Fall wurde der Kanal später angelegt als MAUER 61. In der N-Hälfte des Grabens kamen vielerlei spätmittelalterliche Keramiken zum Vorschein, in 260 cm Tiefe eine Licinius-Münze. (Das archäologische Material s. ANHANG XXXI.) Im W-Teil des Hofes des Anatomischen Instituts wurde ein von O nach W 8. 5 m langer und 2 m breiter Graben gezogen (G r a b e n 5 - Abb. 2). Damit sollten die Nachforschungen im W-Teil des Hofes ermöglicht werden, denn diese Stelle ist zur Bebauung vorgesehen. Im W-Teil des Grabens lagen in 170 cm Tiefe römische Dachziegel (Falzziegel). Hier dürfte ein spätrömisches Grab zerstört worden sein^ (R/320). Etwa in der Mitte des Suchgrabens in 200 cm Tiefe zeichnete sich ein Ofen (Ofen 1) ab. In 240 cm Tiefe stiessen wir in der Mitte auf einen weiteren rotgebrannten Ofen (Ofen 2). 130 cm vom W-Ende dieses Grabens wurde ein 170 cm breiter Graben ausgehoben (Abtiefung a), wo in 310 cm Tiefe ein gewachsener schotterhaltiger Schwemmboden vorlag. In diesem Graben kamen schwarz und rot bemalte Keramikreste zum Vorschein. In der O-Hälfte wurde in 215 cm Tiefe ein gewölbter rotgebrannter Ofen (Ofen 3) gefunden, dessen Wand 45 cm dick ist (Abb. 34). Im Inneren des Ofens lag frühe Rotkeramik. Diese Stücke fanden sich in der den Ofen füllenden rötlichen Schuttschicht und dürften beim Einsturz der Ofendecke hineingeraten sein. An der W-Seite des Ofengewändes zeichnete sich eine gewölbte Steinmauer ab (MAUER 62; Breite 65 cm, Taf. 5/3). Die östliche Schlussmauer des Ofens fehlt in unserem Graben, doch bestand keine Möglichkeit zu dessen Verlängerung nach O im Hof. Jedenfalls konnte festgestellt werden, dass der O-Teil des Ofens durch eine mittelalterliche Grube bis in 380 cm Tiefe zerstört wurde. An der W-Seite konnte eine gewölbte Mauer von 40-50 cm Breite, 22