Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 10. Ungarn im 18. Jahrhundert (Gábor Németh - Eszter Aczél)

bürgen 1765 in den Rang eines Großfür­stentums, das von Gubernium und Land­tag regiert wurde. Unter dem zeitgenössischen Gemälde Karls III. (1711-1740) eines unbekann­ten Meisters sind die Gedenkmünzen der unter seiner Herrschaft geschehenen Ereig­nisse ausgestellt und neben ihnen ein Druckexemplar der Landtagsgesetze von 1722-1723 mit der Pragmatica Sanctio. Maria Theresia (1740-1780) in ihrem Herrscherinnenornat zeigt das Ölgemäl­de eines unbekannten Malers (Abb. 10). Der Thronbesteigung der Königin folgte der österreichische Erbfolgekrieg (1740— 1748), ausgelöst durch die gegen die Erb­folge in weiblicher Linie auftretenden europäischen Mächte. Als Hauptstütze der Königin gegen den Angriff des baye­risch-französischen Bündnisses und des preußischen Königs Friedrich II. (1740— 1786) erwiesen sich die ungarischen Stän­de. Auf dem Landtag 1741 in Pozsony (Preßburg, Bratislava) boten sie ihr „Le­ben und Blut" („Vitam et sanguinem pro rege nostro!") sowie entsprechende mili­tärische Hilfeleistung zur Rettung von Herrscherin und Reich an. Die mit 23 Jahren den Thron besteigende, regierungsunerfahrene Königin erwies sich als einer der größten Habsburger­herrscher. Mit Hilfe ihres obersten Rat­gebers, des Kanzlers Graf Kaunitz, war sie um gesellschaftliche und politische Reformen bemüht. Ihre Bestrebungen zur Beschränkung der Adelsrechte er­wiesen sich allerdings als erfolglos, und auch das Urberialpatent von 1767, das die Leibeigenendienstleistungen und die Fronarbeit regeln sollte, stieß auf Wider­stand. Deshalb umging ihre Regierung immer stärker den Landtag und führte ihre Reformen auf dem Verordnungswe­ge ein. Unter ihnen befinden sich nicht nur die vom Geist des aufgeklärten Ab­solutismus durchdrungenen Unterrichts-, kirchenpolitischen, Wohlfahrts- und an­deren Reformen, sondern auch die Wirt­schaft des Landes verzerrende, seine po­litische Selbständigkeit einzuschränken beabsichtigende Verordnungen. Die be­deutendste ihrer Verwaltungsreformen war das 1754 eingeführte, für Ungarn un­günstige Zollsystem. Während ihrer Herr­schaft blieben allerdings die Gegensätze verborgen. Die Königin kümmerte sich sorgsam um ihre Kontakte zu Ungarn. Die hoftreue Aristokratie, die von ihr ins Leben gerufene adelige Leibgarde und das zur Ausbildung höherer Staatsbeam­ter gegründete Wiener Theresianum dien­ten alle dazu, die ungarischen Beziehun­gen enger zu knüpfen. Auch ihre Politik zum Schutz der Leibeigenen wirkte mit am Mythos von der guten Kaiserin und an der Vertiefung der Habsburgtreue des wohlhabender werdenden Landes. Die um das Ölgemälde der Königin in ihrem barocken Herrscherinnenpomp gruppierten Kupferstiche verweisen auf die Anfangsschwierigkeiten ihrer Außen­politik und auf ihren engen Kontakt zum ungarischen Adel, so etwa die Kupfersti­che mit der Huldigung der ungarischen Stände und mit der zur Zeit des österrei­chischen Erbfolgebieges um die Hilfe der Ungarn bittenden Königin. In die Zeit des Siebenjährigen Krieges führt das Bild mit den gegeneinander kämpfenden Nationen. Gedenkmünzen und persönliche Gegen­stände rufen die Zeit der in ganz Europa als „Königin der Ungarn" bekannten Ma­ria Theresia in Erinnerung. Chronologisch geordnet zeigen die Gedenkmünzen ihre Krönung zur ungarischen Königin (25. Juni 1741), die Herrschergemeinschaft

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