Körmöczi Katalin szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 3 - Vom Ende der Türkenkriege bis zur Millenniumsfeier - Die Geschichte Ungrans im 18.-19. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 15. Unterricht, Wissenschaft und Kultur am Ende des 19. Jahrhunderts (Katalin Körmöczi - Eszter Aczél - Annamária T Németh - Edit Haider)

74. Zsolnay-Vase mit Lüsterglasur, Ende 19. Jh. geblasenen Biedermeiergläser wurden ge­schliffen, geschält, geschliffen, bemalt und vergoldet (Abb. 76). In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts erscheint ein neuer Stil in der Zahnschen Glasfabrik von Zlatnó (Zlat­no), der Glasfabrik von Zayugróc (Uhro­vec) und der Budapester Werkstätte von Henrik Giergl, wo historisierende bzw. Ziergefäße ungarischen und orientalischen Typs hergestellt wurden. Die Erfindung von Leo Pantocsek (Zlatno, 1856), das iri­sierende, metallisch glänzende Glas, wur­de zur beliebtesten Oberflächen-Zier­technik der ungarischen Jahrhundertwen­de und des internationalen Jugendstils. Das die Traditionen des 18. Jahrhunderts bewahrende Gewehrhandwerk blühte im 19. Jahrhundert weiter, in fast 300 Betrie­ben. Die hervorragendsten Gewehrbauer waren die Familie Kirner. György Kirner gründete 1808 in Buda einen Waffenpro­duktionsbetrieb. 1832 richtete er mit Jó­zsef Kimer zusammen in Pest die später zur Fabrik entwickelte Niederlassung in der Kiraly-Straße ein. 1842 äußerte sich Kos­suth auf der ersten Gewerbeaussteilung an­erkennend über die ungarische Waffenin­dustrie und erwähnte dabei besonders die künstlerischen Waffen der Kirner-Werk­statt. Der Vertreter der dritten Generation, der weltberühmte József Kimer d. J., ern­tete als kaiserlicher und auch königlicher Hoflieferant Erfolge auf Weltausstellungen. Auf der Millenniumsausstellung stellte er auch das für Thronfolger Rudolf gefertigte Jagdgewehr aus, das letzte Glanzstück eines einst so schönen und eleganten Gewerbes. Die in der Nähe von Erzlagerstätten ent­standenen Eisenwerke waren zur Produk­tion von Militärmunition, zum Guß von Geschützen und Kugeln gegründet worden. Mit der Entwicklung der Eisenverhüttung bildete sich jedoch ein neuer künstlerischer Zweig heraus, das Gußeisen-Kunsthand­werk, dessen Blütezeit das 18-19. Jahr­hundert war. Bedeutende Schöpfungen des ungarischen Kunstgusses entstanden im früheren Oberungarn in Demo (Drnava), in Siebenbürgen in Boksanbanya (Bocça Montana), Resicabánya (Récita) und Rusz­kabánya (Rusca Montana) und im Komi­tat Bereg in der Nähe von Munkács (Mu­kacevo). Die Gußeisenplastik folgte rasch den Stilwechseln (Abb. 77). Durch die

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