H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 7 - Siebenbürgen und das königliche Ungarn (2. Hälfte 16.-17. Jahrhundert) (Judit H. Kolba)

besondere Bedeutung, daß die Krönungs­Wegstrecke mit einem rot-weiß-grünen Teppich ausgelegt ist - dies ist die erste Dar­stellung der auch heute noch gebrauchten ungarischen Farben. Unter der Herrschaft Matthias' II. erstark­ten die Stände, der ungarische Adel. Im 17. Jahrhundert hatten in Transdanubien die Nádasdys ihre Hofhaltung in ihrem Zentrum Sárvár, die Esterházys in Kis­marton (Eisenstadt), die Batthyánys in Borostyánkő (Bernstein)- und die Zrínyis in Csáktornya (Cakovec). Diese Großgrund­besitzer spielten nicht nur im politischen Leben eine Führungsrolle, sondern emp­fanden auch das Kulturpatronat als ihre Pflicht. In ihren Schlössern leiteten italien­ische und deutsche Meister die Bauarbeiten und malten die reichverzierten Fresken, zumeist schon im Barockstil. Im westlichen Landesteil versahen die Adelskomitate die Verwaltung und Gerichts­barkeit auf mittlerer Ebene. Geleitet wurden sie von einem Obergespan aus einer Aristo­kratenfamilie und einem Vizegespan aus dem Komitatsadel, die Kreise wurden von Stuhl­richtern beaufsichtigt. An das Leben in den Komitaten erinnert das verbreitetste juristische Handbuch der Zeit, die Directio methodica ... von János Kithonich, das János Kászoni 1647 ins Ungarische übersetzte. Die Zahl des Gemeinadels erhöhte sich stän­dig - aufgrund teils als Belohnung erhalte­ner, teils gekaufter Adelsbriefe. Ein Bei­spiel für sie ist der von Ferdinand II. 1620 ausgegebene Adelsbrief mit Wappen für die Familie Szapáry. Die im 16. Jahrhundert systematisierten Siegel sind - wie die Exemplare von Győr, Nógrád und Komárom zeigen - mit dem Komitatswappen verziert. Die Siegel der königlichen Freistadt Lőcse (Leutschau, Levoca) und der Bergstadt Selmecbánya (Schemnitz, Banská Stiavnica) demonstri­eren, daß auch die bürgerlichen Gemeinden ähnlich verfuhren. LEBEN UND GEGENSTÄNDE DER KÖNIGLICHEN FREISTÄDTE UND DER BERGSTÄDTE Die königlichen Freistädte (Buda, Pozsony [Preßburg, Bratislava], Kassa [Kaschau, Kosice], Nagyszombat [Tyrnau, Trnava], Eperjes [Eperies, Presov] und Lőcse [Leut­schau, Levoca]) waren die Organisatoren des Femhandels und Zentren des Gewerbes. Ihr großenteils deutsches Bürgertum glie­derte sich organisch in den ungarischen Handel ein, einzelne nahmen am Rinder­export der Tiefebene teil. Über ihren Wein­bau nahmen sie am Weinhandel teil. Die oberungarischen Bergstädte hatten sich vor allem auf Silber-, Kupfer- und zum klei­neren Teil Eisenbergbau spezialisiert, wenn auch ihre Produktion bis zum 17. Jahrhun­dert zurückgegangen war. Das Zentrum der Münzprägung war nach wie vor Selmec­bánya (Banská Stiavnica), und das Kupfer von Besztercebánya (Banská Bystrica) wurde auch auf westlichen Märkten notiert. Mit dem Bergbau verbundene Gegenstände: Bergmannsszenen schmücken den Silber­behälter von 1626 und den Deckelpokal aus Selmecbánya (1673). Eine Prüfungsarbeit mögen die sechs silbernen Hämmer gewe­sen sein, die die Form des Bergmannsham­mers überliefern, mit deutschen Aufschriften und eingravierten Bergmannsszenen. Auch das Zunftbuch der Schemnitzer Bergleute aus dem 16. Jahrhundert ist erhalten geblie­ben. Andenken eines für diese Zeit typi­schen Brauches sind die Grubenmünzen: Die Grubenangestellten erhielten einen Teil ihres Lohns in Kupfermünzen, mit denen sie im Laden des Bergwerksbesitzers einkau­fen konnten. Der Silberhumpen des Meisters Mihály Allert aus Besztercebánya stellt unbekannte orientalische Kaufleute dar. Über der Vitrine befinden sich die Ansich­ten der Bergstädte Selmecbánya (Banská Stiavnica) und Besztercebánya (Banská Bystrica) bzw. von Pozsony (Preßburg, Bra­tislava) und Eperjes (Presov).

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