H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 3 - Die Zeit Sigismund von Luxemburgs und János Hunyadis (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts) (Etele Kiss - Ágnes Ritoók)

17. Sigismund, ungarischer König (1387-1437) und deutsch-römischer Kaiser (1433-1437), Kopie eines Gemäldes von Albrecht Dürer, 1510-1513 rum): die Gestalt des als Mensch gestorbe­nen, aber als Gott lebenden, stehenden Christus (Abb. 20). Dieser wurde zugleich zur bildlichen Vergegenwärtigung des sehenswertesten Festes aus dem Spätmit­telalter, des Fronleichnamfestes. Den Mittelpunkt der Prozession bildete die in einer - sich zu dieser Zeit verbreitenden ­verzierten Monstranz mitgetragene gewan­delte Hostie. Die ungarische Goldschmiedekunst behielt - nicht zuletzt aufgrund des reichlich vor­handenen Edelmetalls - auch in dieser Periode ihren europäischen Rang. Das Schicksal der weltlichen Schatzkammern war es aber allermeist, verschenkt oder ein­geschmolzen zu werden, so daß wir ihre märchenhafte Pracht nur aus Beschreibun­gen kennen. Die Kirchenschätze überstan­den die Jahrhunderte demgegenüber besser. Zur mit der Architektur konkurrierenden reichen Verzierung der Goldgegenstände verwendete man neben traditionellen Tech­niken die verschiedenen Emailtechniken, unter ihnen die berühmteste, die auch spä­ter für typisch ungarisch gehaltene Draht­emaille, die nach norditalienischen Vorstufen gerade in dieser Zeit auftrat. Die plastische Oberflächenverzierung verdrängte in Ungarn die Vorgänger der Stiche, die zeichne­rischen Gravierungen. Heiligengestalten in gravierter Technik finden sich auf dem Kelch von Torna (Turnianské Podhradie) (Abb. 22) und auf der Monstranz von Szendrő. Ein wichtiger Bestandteil der mittelalterli­chen Schatzkammern waren auch die kirch­lichen Textilien. Abgesehen von ein oder zwei königlichen Schenkungen blieben in Ungarn liturgische Gewandensembles seit der Sigismundzeit erhalten; ihre Ikonogra­phie ergänzt die Darstellungen auf den Flügelaltären. (Abb. 21). Die nach Tököl gelangten Paramente von Kaiser Friedrich IL, den in der Mitte und zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts viele Bande auch mit der ungarischen Geschich­te verknüpften, waren ein Prälatenreisege­wand. Das Buchstabenwort darauf, AEIOU, sollte die Universalität der aufstrebenden Habsburgerdynastie demonstrieren, sei es als die Summe der Hauptvokale des lateini­schen Alphabets, sei es nach einer anderen zeitgenössischen Lesung: A[ustriae] E[st] I[mperare] 0[rbium] U[niversorum], d. h. „Es ist Österreichs Berufung, der ganzen Welt zu befehlen". Die Mehrheit der Kelche, Monstranzen und Meßgewänder wurde wahrscheinlich in städtischen Werkstätten gefertigt.

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