H. Kolba Judit szerk.: Führer durch die historische Ausstellung des Ungarischen Nationalmuseums 2 - Von der Staatsgründung bis zur Vertreibung der Türken - Die Geschichte Ungarns im 11.-17. Jahrhundert (Budapest, 1997)

SAAL 1 - Die Zeit der Könige aus dem Árpádenhaus (11.-13. Jahrhundert) (Júlia Kovalovszki)

4. Bronzenes Wassergefäß (Aquamanile), Büngösdpuszta, 12. Jh. Herrenhäuser versorgenden Dörfern der Dienstleute und gewaltigen Waldungen. (Die Besiedelung letzterer nahm Jahrhun­derte in Anspruch.) Das übrige Land teilten sich Kirche und private Grundherren. Das System der Burgkomitate des hl. Stephan wird an Hand einer Landkarte und eine der gewaltigen Holz-Erde-Burgen - die von Szabolcs - im Modell dargestellt. Auf den neuen Burgen basierte die Militär­organisation des Königreichs. Die freien Ungarn der zur Burg gehörenden Dörfer, die Burgjobbagionen, waren die Haupt­stütze der Herrschaft. Aus den vornehme­ren Schichten rekrutierten sich die Amts­träger der Burgorganisation, deren Privileg und zugleich Verpflichtung der Militär­dienst war. Aus ihnen entstand später der Adel. Der gemeine Stand leistete Dienste für die Burg, die in erster Linie aus Geld­und Produktsteuern bestanden. Die Masse des ungarischen Heeres bildete die leichte Reiterei, aber vor allem in der nächsten Umgebung des Königs tauchten sehr früh auch die schwerbewaffneten Panzerreiter auf. Die Bewaffnung der 11 leichten Reiterei können wir an Hand der Nachlassenschaft der östlichen Volksgrup­pen (Petschenegen, Kumanen) kennenler­nen, die sich den Ungarn im 13. Jahrhun­dert anschlössen. Diese Bewaffnung unter­scheidet sich nicht sehr von der der Ungarn, kämpften doch auch die land­nehmenden Ungarn mit Pfeil und Bogen sowie Säbel. Diese Waffen ergänzten der leichte Speer und der Streitkolben. Zur schweren Bewaffnung gehörten auch Pan­zer, Helm und Schild. Die wichtigsten An­griffsw r affen waren zweischneidige Schwer­ter mit unterschiedlichen Griffknöpfen und die Lanzen, von denen die sog. „Buda­pester Lanze" hervorzuheben ist. Ihren Schaft umhüllt ein Goldblech mit Niello­verzierung, weshalb es sich eventuell um ein Machtsymbol handeln mag (Gotland, 11. Jh.). Im 11. Jahrhundert begann man Sporen zu verwenden. Die Ausrüstung der Pferde - Sattel, Steigbügel und Gebiß - war ebenso wichtig wie die Waffen. Bei festli­chen Anlässen mag man die Drachen und Vögel darstellenden, mit vergoldeten Bronze­beschlägen gezierten Kandarengebisse be­nutzt haben (Zsámbék, 13. Jh.). Wertvolle Bewaffnung konnten sich nur die Vornehmsten leisten, die sich auch durch ihre Kleidung heraushoben. Die Pracht ihrer Bekleidung, zu der Gold- und Silber­schmuck und Kleidungszubehör (Abb. 3) gehörten, hob den Glanz des Hofes. Die Siegelringe dienten - nach der Verbreitung der Schrift (13. Jh.) - auch der Beglaubi­gung von Urkunden. Die Wassergefäße, auf denen jagende Ritter mit ihrer Bewaffnung, ihrem Hund und dem Jagdwild dargestellt sind (Aquamanile: Kisjenö und Büngösdpuszta (Abb. 4), 12. Jh.), verweisen auf die größere Bedeutung der Jagd als heute. Als Jagdhorn wird auch jenes in Byzanz gefertigte elfenbeinerne Horn aus dem 10. Jahrhundert gedient ha­ben, das der Tradition nach das Macht­symbol des ungarischen Fürsten Lehel war

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