Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Der Fundstoff - Schmuck

Fundmaterial dieser Gräberfelder ist es im Allgemei­nen typisch, dass sie keine oder nur eine bis zwei Nadeln enthalten. Die kleine Menge mitteleisen­zeitlicher Nadelfunde zeigt, dass die Nadeln bei der Alföld-Gruppe nicht zum Trachtzubehör gehörten. Den in Alsótelkes freigelegten Stücken ähnliche Nadeln kommen östlich der Karpaten nur unter den Beigaben frühskythischer Bestattungen des Waldstep­pengebietes in den Gegenden entlang des Mittleren Dnestrs vor. 585 Fibeln Aus den Bestattungen der skythisch geprägten Gruppen im Ostteil des Kaipatenbeckens kamen rela­tiv wenige bronzene Fibeln zum Vorschein. Jedes Ex­emplar vertritt die Schmucktypen der Bevölkerung je einer Region. Zweischleifige ßogenfibeln mit schildförmiger Fuß­platte Fundorte in der Tiefebene: Nyíregyháza - Köz­vágóhíd (Taf. 49, 2), Ónod (Taf. 57, 9), Szeged ­Öthalom, 586 Doroslovo Grab 141. 587 Unter den Gruppen skythischer Prägung im Kar­patenbecken gelangten auch aus den Bestattungen der Siebenbürgen-Gruppe Fibeln mit schildförmiger Fußplatte ans Tageslicht. Die Fundorte derartiger Fi­beln sind die folgenden: Marosvásárhely (Tîrgu Mures), Cipäu Grab 4, Märiselu Grab 5. 588 Unter den in der Tiefebene zum Vorschein gekom­menen Fibeln wurden nur mit der Fibel vom Fundort Szeged - Öthalom zusammen genauer datierbare Gegenstände gefunden, und zwar drei gestielte ring­förmige Anhänger. Die Mode dieses im Nord- und im Mittelbalkan beliebten Schmuckstückes entfaltete sich im 8. Jh. v. Chr. und dauerte auch im Laufe des 7. Jh. V. Chr. an. 589 Im südöstlichen Teil der Tiefebene gibt es derartige Schmuckstücke unter den Denkmälern der früheisenzeitlichen Basarabi-Kultur. 590 Ebenfalls mit einem für diese Kultur typischen Tongefäß vergesell­schaftet kamen im nordöstlichen Teil von Bulgarien, aus der Bestattung von Sofrienovo eine Fibel mit schildförmiger Fußplatte und gestielte ringförmige Anhänger zum Vorschein. 591 Ringförmige Anhänger sind auch unter den Grabfunden der mitteleuropäi­schen Hallstattkultiir - zwar in kleinerer Anzahl ­bekannt. 592 585 SMIRNOVA 2004, 415, Abb. 5. 586 KEMENCZEI 2004, 80. Abb. 1, 5-6. 587 TASIC 1994, 17. Taf. 3. 588 KEMENCZEI 2004, 82. Abb. 2. 589 KILIAN 1975, 174 f. Die mit der Fibel aus dem Grab 141 im Gräberfeld von Doroslovo zusammen zum Vorschein gekomme­nen Keramikfunde spiegeln die typischen Merkmale des spätumenfelder - frühhallstattzeitlicher Töpfer­handwerks wider. Unter den Beigaben der im Gräberfeld von Nyir­egyháza-Közvágóhíd ausgegrabenen Bestattung gibt es keinen genau datierbaren Gegenstand. Die faßför­tnige Urne gehört zur Grabkeramik, die während der ganzen Skythenzeit im Gebrauch war. Diese Fibel ist deshalb bedeutend, weil sie belegt, dass der Beginn der Belegung des Gräberfeldes mit der frühen Phase der Siebenbürgen-Gruppe übereinstimmt. Von denjenigen Grabbeigaben der Siebenbürgen­Gruppe, die u.a. Fibeln mit schildförmig Fußplatte enthalten, ragt der im Grab 5 von Märiselu gefundene Bronzespiegel mit Mittelgriff hervor. Ähnliche Spie­gel wurden im großen Raum von Innerasien über den Kaukasus bis zur Waldsteppenzone in der Früh­skythenzeit, im 7. Jh. v. Chr. in den Gräbern als Beiga­ben untergebracht. Im Fundmaterial des Kurgans 1 von Gerasimovka am linken Ufer des Dnjepr gibt es einen Spiegel mit Mittelgriff mit einem solchen bron­zenen Armring mit Kegelenden vergesellschaftet 59­3 dessen Parallelstücke auch im Fundmaterial der skyt­henzeitlichen Gräber von Siebenbürgen, unter den Grabbeigaben des Gräberfeldes von Alsótelekes auf­zufinden sind (Taf. 135, 2). Westlich der Karpaten kamen nur insgesamt zwei derartige Spiegel zum Vor­schein, beide in Siebenbürgen. Man kann die drei bronzenen Pfeilspitzen, die zu den Beigaben des oben erwähnten Grabes von Märiselu in Siebenbürgen ge­hören, ebenfalls zu den für die frühskythische Periode typischen Gegenständen zählen. Im Grab 4 von Cipäu kann der Buckelknopf aus Bronze für das älteste Stück gehalten werden. Derartige Bronzeknöpfe und Rie­menverteiler kommen in der Tiefebene im Fundstoff der Vorskythenzeit, des 8. Jh. v. Chr. vor. 594 Die erwähnten Grabfunde belegen eindeutig, dass die Mode der Fibeln mit Schildfuß die östliche Hälfte des Karpatenbeckcns in der frühen Phase der Skythen­zeit erreichte. Sie waren die Zubehöre derjenigen Schmuckgarnitur, zu der auch die Haarringe, die bron­zenen Armringe mit Kegelenden gehörten. Die Beiga­ben des im Gräberfeld von Donja Dohna im nord­westlichen Teil des Balkan freigelegten reichen Frauengrabes weisen eine komplette Schmuckgarnitur dieser Art auf. In dieser Garnitur gibt es eine Fibel mit schildförmiger Fußplatte, vier Stück Ringe mit 590 VUI.PE 1990, 110. 391 GERGOVA 1987,49. 64. I 92 WARNEKE 1999, Abb. 33-34. 593 ILMNSKAJA 1968, Taf. 45, 1.10. 594 KEMENCZEI 2005, 114.

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