Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Der Fundstoff - Pferdegeschirr

Schild in der Mitte der Rückseite nicht befestigt wer­den konnten. 407 Diese Behauptung kann für das Ex­emplar von Somlyóvásárhely wohl gelten, aber die Nieten auf der Scheibe von Ártánd untermauern lieber die Meinung von Mihály Párducz. Mit diesen Nieten konnte man die Bronzescheibe in der Mitte des Holz­bzw. Lederschildes leicht befestigen. Ebenfalls be­stimmte B. TerZan das erörterte Fundstück als Schild­buckel, mit der Ergänzung, dass es griechischen Ur­sprung haben kann. 408 Die Waffenfunde des Fürsten­grabes von Ártánd bilden auf diese Weise die fast vollständige Bewaffnung eines vornehmen skythi­schen Kriegers: eiserne Streitaxt, Lanzenspitze, Schuppenpanzer, Schild. Zwar fehlen hier der Dolch, der Bogen und die Pfeilspitzen, aber man muss die Tatsache bemerken, dass aus der bei Sandgrabung ge­fundenen Bestattung nicht alle Fundstücke ins Mu­seum gelangten. Auf Grund der Waffenfunde der Gräberfelder der Tiefebene stellt sich das folgende Bild zusammen: Es gab Gemeinschaften, in denen Tierhaltung treibende, bewaffnete Reiter in großer Anzahl waren, während andere Gemeinschaften aus Ackerbau treibenden Mit­gliedern bestanden. PFERDEGESCHIRR Trensen Die Eisentrensen im Denkmalmaterial der Alföld­Gruppe wurden ohne Ausnahme in der gleichen Aus­führung hergestellt. Bei jedem Exemplar ist das Mundstück mit Ringende mit den Knebeln festge­nietet. Zwei Ösen oder Löcher der Knebel dienen zum Durchziehen des Zügels. Nach mehreren in Szentes­Vekerzug ausgegrabenen Exemplaren wurden sie in der Fachliteratur auch Eisentrensen vom Typ Veker­zug benannt. Auf Grund der Form der Knebel lassen sich die Exemplare dieses Trensentyps in vier Varian­ten gliedern. (Fundorte auf der Liste 5). Zur ersten Variante gehören die ein wenig bogen­förmigen Knebel mit drei Ösen, oben mit tierkopfför­migen Enden. Für die zweite Variante sind die in kleinem Knopf ausgehenden, bogenförmigen Knebel mit drei Ösen typisch. Die Kennzeichen der dritten Variante sind die aus flachem Blech gefertigten Knebel mit drei Löchern. Zur vierten Variante gehören die aus Blech gefer­tigten Knebel, welche bogenförmige Enden und drei Löcher haben. Mehrere genietete Trensen sind so sehr fragmenta­risch, dass man die ehemalige Form der Knebel nicht mehr feststellen kann. Das sind die folgenden: Szen­tes-Vekerzug Pferdegrab 5, 19, Tiszavasvári - Dózsa­telep Grab 57 (Taf. 110, 9). Die ältesten Eisentrensen, bei denen das Mund­stück mit den Knebeln festgenietet wurde, stammen aus dem Gebiet des skythischen Kulturkreises, aus dem Kubangebiet. Man datierte die dort aus dem Kur­gan 24 von Kelermes, sowie aus dem Kurgan Ul zum Vorschein gekommenen solchen Trensen in die mit­tlere Periode des 7. Jh. v. Chr. 409 Das Exemplar aus dem im Waldsteppengebiet in der Mittleren Dnestr­Gegend freigelegten Kurgan Perebykoncy ist ein et­was jüngeres Stück, aber auch es stammt noch aus dem 7. Jh. v. Chr. Seine Mundstückenden sind den frühskythischen Trensen ähnlich steigbügelförmig. 4 ' 0 Im Karpatenbecken waren die Trensen vom Veker­zug-Typ lange Zeit im Gebrauch. Die zur dritten Vari­ante gezählten Exemplare sind leicht zu datieren. Drei derartige Trensen wurden in Nagytarcsa mit Bronze­rasseln mit Tierfigur und mit Bronzeglöckchen zusammen gefunden (Taf. 163). Auch im reichen Fundmaterial des fürstlichen Hügelgrabes vom serbi­schen Atenica befand sich eine Eisentrense mit geraden Knebeln aus dem zweiten Viertel des 6. Jh. v. Chr. 411 Mit der eben erwähnten Trensenform können die­jenigen Exemplare gleichalterig sein, bei denen die Knebel an dem einen Ende in Tierkopfform ausgehen. Ihre Form wurde nach dem Vorbild der frühskythi­schen Geweihknebel mit Tierkopfenden von den Handwerkern der Alföld-Gruppe entwickelt. Im Grab 19 des Gräberfeldes von Eger - Nagyeged lag eine solche Eisentrense mit einer typisch skythischen Streitaxt zusammen (Taf. 146, 1-2). Man begann die­ses Gräberfeld in Oberungarn in der frühesten skythi­schen Periode zu belegen. Die in Szentes-Vekerzug ausgegrabenen Pferdegräber gehören ebenfalls zu den Denkmälern der Frühskythenzeit. Das Fürstengrab von Ártánd liefert die genaueste Angabe zur Datierung der vierten Variante der Tren­sen vom Vekerzug-Typ. Dies kann in die letzten Jahrzehnte des 7. Jh. v. Chr. datiert werden. Beinahe gleichalterig kann die Trense aus dem Grab 40 von Chotin sein, welche mit einer bronzenen Köcher­verzierung im Tierstil zusammen im Grab lag. Der 407 EGG 1996,343. 410 SMIRNOVA 1979, 48. Abb. 9, 4, Dies. 1998, 461. Abb. 408 TERZAN 1995, 87. 126. Abb. 22 11,4. 409 GALANINA 1997, 189. Abb. 54,54,92. 411 DJUKNIC / JOVANOVIC 1965, Taf. 25,5.

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