Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Der Fundstoff - Bewaffnung

Unter den Grabbeigaben gibt es ein Eisenmesser, eine Eisenperle und eine Henkeltasse aus Ton, mit kan­nelierter Schulter. 316 Die Eisenperle gibt das Alter des Fundes an, ihre genauen Parallelen sind im vorskythi­schen Gräberfeld von Mezőcsát bekannt (Gräber 8.44.52). 317 Die Kannelierung, die senkrechte Rippen­verzierung der Schulter der Tasse entspricht dem Stil der spätbronzezeitlichen Töpferkunst der Tiefebene. Keramik in diesem Stil kommt unter den früheisen­zeitlichen, präskythenzeitlichen Grabfunden der Tie­febene in großer Anzahl vor. Mit der vorskythischen Periode der Ungarischen Tiefebene gleichalterige Eisenaxtfunde kamen in Sie­benbürgen in der mehrschichtigen Siedlung Teleac zum Vorschein. 318 In der obersten, dritten Schicht die­ser Siedlung, welche u.a. Keramikfunde von Basarabi Typ enthielt, gab es zweischneidige Eisenäxte mit breiter Schneide. Aber diese gehören nicht zum Typenkreis des Steppengebietes. Das Hügelgräberfeld von Pécs - Jakabhegy in Transdanubien liefert uns den besten Beweis für den Ursprung der eisernen Streitäxte aus dem Steppenge­biet. An dieser Fundstelle fand man unter den Beiga­ben des ersten Hügelgrabes eine Eisenaxt in der Ge­sellschaft einer bronzenen Trensengarnitur vom nord­pontischen Typ, sowie eines Dolches mit Durch­bruch Verzierung am Griff Kabardino-Pjatigorsk Typs. 319 Diese Axt hat eine andere Form, als die skythischen Streitäxte, d.h. die Schneide und der Rückenteil sind von beinahe gleicher Breite. Die aus dem Steppengebiet stammenden präsky­thischen Waffen können die Vorbilder der im Grab­fundmaterial der frühen Hallstattkultur befindlichen Eisenäxte gewesen sein. Man fand solche Waffen in Transdanubien im eisenzeitlichen Gräberfeld auf dem Somlóberg, 320 sowie im ersten Hügelgrab von Som­lóvásárhely. 321 Die letztere Bestattung wurde auf Grund der Wagenteile und des Pferdegeschirrs auf die Periode Ha Cl datiert. Je eine Eisenaxt gleichen Typs befand sich im Grab 20 vom Gräberfeld Platenice im östlichen Tschechien, 322 sowie im Grab 33 des Gräberfeldes von Gorszewice in SW-Polen. 323 Diese Bestattungen stammen ebenfalls aus der Zeit der Früh­hallstattkultur. Es ist anzunehmen, dass diese Waffen ins Gebiet des späturnenfelder - filihhallstattzeitlichen Kulturkreises durch die Vermittlung der vorskythi­316 GAZDAPUSZTAI 1964-65, 62, Abb. 2. 317 PATEK 1993, Abb. 26, 5, Abb. 28, 7, Abb. 29, 4. 318 VASILIEV/ ALDEA/CIUGUDEAN 1991,212. 319 TÖRÖK 1950, Taf. 4. 320 GALLUS/ HORVÁTH 1939, Taf. 57, 3. 321 HORVÁTH 1969, 112; Abb. 6.; PATEK 1993, Abb. 59, 2. 322 HRALOVÁ 1965, 135. Abb. 1,1. 323 GEDL 2004, Taf. 10, 82. sehen Gruppe der Tiefebene gelangten. Unter den Denkmälern der mitteleuropäischen Hallstattkultiir, genauer unter den Waffen, die zur anderen großen Gruppe der eisernen Streitäxte skythischen Typs ge­hören, gibt es zwei Formenvarianten. In Transdanu­bien, beim Somlóberg, bzw. beim Bach Sédvíz wurde 1880 ein Skelettgrab freigelegt, unter dessen Beigaben sich eine Bronzeaxt mit breiter Schneide befand. Diese Streitaxt hat ein kurzes Schaftrohr, ihr Rücken­teil hat die Form eines Kugelsegments. 324 Auf Grund des unter den Beigaben der Bestattung befindlichen Bronzekessels kann der Fund auf die Periode Ha C2 datiert werden. Eiserne Streitäxte dieser Form sind aus dem ersten Grab des Gräberfeldes von Alsótelekes in Nordungarn (Taf. 132, 2) und in Hatvan -Boldog zum Vorschein gekommen (Taf. 20, 3-4). Fünf Exemplare vertreten die ersten Formenvari­ante der eisernen Streitäxte skythischen Typs vom Alföld im Denkmalmaterial der mitteleuropäischen Hallstattkultiir. Eins davon ist in einer Siedlung zum Vorschein gekommen, und zwar in der westslowaki­schen Erdburg Smolenice. 325 Die Erdburg wurde von ihren Bewohnern in der Periode Ha Dl verlassen. Mit den in großer Anzahl freigelegten Pfeilspitzen skythi­schen Typs zusammen kann auch die eiserne Streitaxt aus dieser Zeit gestammt haben. Man datierte die aus dem Grab 2 von Retz in Nied­erösterreich stammende eiserne Streitaxt in die Peri­ode Ha C2 - Dl. Ihr typisches formales Merkmal ist das rechteckige Schaftloch, infolge dessen das Stück von den Exemplaren der Ungarischen Tiefebene ab­weicht. 326 Die eiserne Streitaxt aus dem einen Urnen­grab beim Somlóberg, bzw. beim Bach Sédvíz hat das gleiche Schaftloch, sie wurde mit für die Periode Ha C typischen Eisentrensen zusammen aufgefunden. 327 Diese sollen offensichtlich die Produkte örtlicher Eisenschmiede gewesen sein. Die Gräber 7/1939 und 1/1994 des großen Gräber­feldes in Hallstatt sind die Fundstellen von zwei eiser­nen Streitäxten. 328 Anhand des ersten Fundes meinte M. Egg, dass das Stück durch die Vermittlung der südostalpinen Hallstattkultiir an seinen Fundort ge­langt war, da keine Beziehungen der skythischen Alföld-Gruppe zu den Gebieten entlang der Donau in Niederösterreich und in Oberösterreich nachweisbar sind. 329 Aber die neuerlich bekannt gewordenen 324 GALLUS/ HORVÁTH 1939, Taf. 60, 3. 323 ROMSAUER 2004, 402. Taf. 1, 4. 326 MAYER 1977, Taf. 94, 1401; TERZAN 1998, 551. Taf. 3, 1. 327 GALLUS/ HORVÁTH 1939, Taf. 60, 3; PATEK 1993, Taf. 48, 5. 328 KROMER 1959; Taf. 213, 1; KERN 1993, 91. 329 EGG 1978, 1 16.

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