Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Zur Forschungsgeschichte

gehören. Seiner Meinung nach gelangte zur Zeit der Novocerkassk-Periode in der Steppe, also in der Peri­ode zwischen dem 8. Jh. v. Chr. - Mitte 7. Jh. v. Chr. eine zweite Welle der Kimmerier in die Tiefebene. Zu den Denkmälern dieser Einwanderung gehören das Gräberfeld von Mezőcsát, die in Gyöngyös und in Miskolc / Diósgyőr zum Vorschein gekommenen Wagenbestattungen. Letztere zeigen die starke Wirkung der Hallstattkultur. Diese Feststellung wurde auch durch die Beigaben des in Somlóvásárhely in Transdanubien freigelegten Hügelgrabes belegt, in­dem ihre Funde von dessen Funden überhaupt nicht abweichen. Die Feststellung, wonach zur gleichen Zeit im Ostteil des Karpatenbeckens die so genannte „Hallstattisierung" erfolgte, d. h. die dortigen Kul­turen die Merkmale der Hallstattkultur übernahmen, wird durch die im Hügelgrab von Gyoma mit den präskythischen Goldgegenständen zusammen gefun­denen bemalten Scherben, durch die aus den zweiten Bestattungen von Maroscsapó (Cipâu) und aus dem Depotfund von Fügöd stammenden Trensenmund­stücke, sowie durch die in ostslowakischen Siedlun­gen freigelegte bemalte Keramik belegt. 111 Was die Theorie von J. Chochorowski betrifft, er­weisen sich keines seiner Argumente als stichhaltig. Ein Fundhorizont „Gyöngyös-Miskolc / Diósgyőr" der Mezőcsát-Gruppe existiert ganz einfach nicht, da an beiden Fundorten als Wagenteile bestimmte Eisen­gegenstände mit charakteristischen Funden skythi­schen Typs zusammen zum Vorschein gekommen sind. In Gyöngyös kam 1907 beim Rigolieren auf dem Weinberg eine Brandbestattung zum Vorschein, zu deren Funden sechs Bronzerasseln mit Rehfigur, fünf bronzene Glöckchen, zwei Eisentrensen vom Veker­zug-Typ, zwei Lanzenspitzen aus Eisen, sechs Eisen­anhänger, sowie Eisenblechplatten, Eisenstäbchen ge­hören (Taf. 147, 9-18, Taf. 148-151). Die Eisenplat­ten können aber keine Eisenradreifen gewesen sein, weil sie gerade sind. Den Eisenstäbchen mit Hak­enende ähnliche Gegenstände sind aus dem Grab 12 des Gräberfeldes von Szentes-Vekerzug (Taf. 65, 9-13), sowie aus dem Fundmaterial von Miskolc / Diósgyőr (Taf. 160-161) bekannt. Der Meinung von Mihály Párducz nach sollen diese Fundstücke Teile eines Pferdegeschirrs gewesen sein, mit deren Hilfe das Joch des Pferdes dem Wagen vorgespannt werden konnte. 112 Aus den Bestattungen der Hallstattkultur kamen Gegenstände mit solcher Funktion nicht zum Vor­schein. Mit den Funden der Hallstattkultur können nur 111 CHOCHOROWSKI 1998, 477. 112 PARDUCZ 1952, 159. 113 PARC 1992, Taf. 108, B; Taf. 119, B; WARNEKE 1999, 90-91. die unter den Beigaben des reichen Grabes von Gyöngyös befindlichen, am Ring gereihten dreieck­förmigen Eisenanhänger verglichen werden. Einige davon verzierten den Pferdezaum, andere die Achsnägel der Wagennabe. 113 Das in Somlóvásárhely in Transdanubien freigelegte einzige Hügelgrab mit Wagenbestattung zeigt identische Merkmale mit den aus der Periode Hallstatt C2 stammenden Bestattun­gen der mitteleuropäischen Hallstattkultur. 114 Die Bestattung von Gyöngyös ist aufgrund der Rasseln mit Rehfigur, Glöckchen, Trensen ohne Zweifel ein charakteristisches Denkmal der skythisch geprägten Kultur der Tiefebene, und kann zum Material der präskythenzeitlichen Kultur von Mezőcsát nicht gezählt werden. Dieselbe Feststellung gilt für den Fund von Miskolc-Diósgyőr, in dem sich auch die Eisentrensen vom Vekerzug-Typ befinden. Die in Gyoma im Jahre 1904 aus einem Hügelgrab zu Tage gebrachten Funde belegen nicht die jenige Hypothese, wonach die Kultur der örtlichen Bevölke­rung der Tiefebene in der vorskythischen Zeit ein Teil der mitteldonauländischen Hallstattkultur geworden wäre. Über die dort mit den Goldgegenständen zum Vorschein gekommenen Scherben schrieb Lajos Már­ton, dass sie mit rotem Eisenoxyd, d. h. mit Ocker ge­färbt wurden. Das ist aber für die Maltechnik der Töp­ferkunst der Hallstattkultur nicht typisch. Man kann auch nicht belegen, dass die Scherben und die Goldgegenstände zu ein und derselben Bestattung ge­hört hätten, das der Flügel durch Raubgrabung gestört wurde, und die Funde nicht in der hölzernen Grabkammer, sondern über der Kammer in einer Tiefe von 2-3 Klaftern aufgefunden wurden. János Makkay, der die Ausgrabungsumstände des Hügelgrabes von Gyoma gründlich untersucht hatte, nahm an, dass der Hügel in der Kupferzeit errichtet worden war, und das vorskythische Grab darin sekundär eingegraben wurde. 115 Der Ocker, das Eisenoxyd sind typische Beigaben der kupferzeitlichen Kurgangräber. Es kann eine Erklärung für das Vorkommen des Eisenoxyds auf den dort gefundenen Scherben geben. Bemalte Scherben von Hallstatt-Typ kommen zwar auch im Fundmaterial der in der Ostslowakei freigelegten Siedlungen vor, aber sie stammen nicht aus der Vor­skythenzeit, sondern aus der Skythenzeit, aus der zweiten Hälfte des 6. Jh. v. Chr., aus dem 5. Jh. v. Chr. 116 Die zum so genannten Gyöngyös, Miskolc / Diós­győr Fundhorizont gezählten, zum zweiten Fund von Maroscsapó (Cipâu) gehörenden blattförmigen bron­114 EGG 1996, 327-353. 113 MÁRTON 1905, 234; MAKKAY 1989, 214. 1,6 MlROSSAYOVA 1999, 184.

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