Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Der Fundstoff - Keramik

lung, die Benützung der scheibengedrehten Keramik in der Tiefebene schon vor der Keltenzeit verbreitet war. In ihrem 1964 veröffentlichten Aufsatz stellte sie fest, dass der Bronzespiegel vom Typ Olbia, der im Grab 462 von Tápiószele mit einem scheibengedreh­ten Krug zusammen lag (Taf. 87, 10.12), kann ins 6. Jh. v. Chr. datiert werden. 871 Mihály Párducz nahm diese Datierung mit der Hypothese zusammen an, wonach das von den Griechen stammende Verfahren der scheibengedrehten Keramikherstellung aus dem Waldsteppenraum in die Tiefebene gelangte. 872 Aber es gab auch einen russischen Forscher, dessen Mei­nung nach die im skythischen Fundmaterial des mitt­leren Dnestrraumes befindlichen scheibengedrehten Urnen aus den Töpferwerkstätten der Tiefebene stam­men. 873 In der ungarischen Fachliteratur kann man auch solche Meinung finden, die diese Keramik als Keramik keltischen Typs bestimmte. 874 Obwohl sich in den letzten Jahrzehnten mehrere Forscher mit der Frage der scheibengedrehten Kera­mik der Tiefebene beschäftigten, gewann man grund­legend neue Angaben erst durch die Freilegung jener frühskythenzeitlichen Bestattungen im Dnestrbecken, in denen es auch Drehscheibenkeramik gab. Diese Tatsache untermauert ohne Zweifel die Feststellung von Mihály Párducz, wonach die ursprünglich von den Griechen stammende Herstellungstechnik der Drehscheibenkeramik, die Keramikformen aus dem Gebiet des skythischen Kulturkreises in die Tiefebene gelangten. Die ältesten scheibengedrehten Keramikfunde der Tiefebene können offensichtlich nicht jünger sein, als die aus dem Dnestrbecken stammenden ähnlichen Funde. All diese Funde kamen aus dem bei Kruglik freigelegten Kurgan zum Vorschein. Mit auf der Drehscheibe gefertigter bauchiger Urne und Schüsseln mit ausladendem und mit einziehendem Rand verge­sellschaftet befanden sich eine eiserne Streitaxt, eine Lanzenspitze, und dreiflügelige bronzene Pfeilspitzen unter den Grabfunden, deren Analogien häufige Bei­gaben der skythenzeitlichen Gräberfelder der Tief­ebene sind. Das Hügelgrab wurde auf Grund des darin gefundenen Bronzegefäßes vom Kaukasus in die zweite Hälfte des 7. Jh. v. Chr. datiert. 875 Es ist ein Beleg dafür, dass die Kenntnis der Herstellungstech­nik der Drehscheibenkeramik schon damals in den Dnestrraum gelangte. Der Ursprungsort kann die Re­gion der griechischen Kolonialstädte Olbia - Berezan oder Tyras gewesen sein. Die ersten griechischen Handelsorte entstanden auf der Halbinsel Berezan, im 871 LENGYEL 1964, 31. 872 PÁRDUCZ 1973, 37. 873 SMIRNOVA 1968,24-25. 874 MARÁZ 1981, 99. Mündungsbereich des Flusses Bug schon in der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr., in der Nähe wurde die Stadt Olbia Ende des 7. Jh. v. Chr., bei der Münd­ung des Dnestr die Stadt Tyras im 6. Jh. v. Chr. ge­gründet. 876 Entlang der Flüsse kam es zur Gründung von solchen wichtigen skythischen Handelssiedlun­gen, wie Nemirov gorodisce am Fluß Bug. 877 Nach Zeugnis der Funde gelangte die Kenntnis der scheibengedrehten Keramik in den Mittleren und Obe­ren Dnestrraum mit dem Gebrauch der Bewaffnung, des Pferdegeschirrs skythischen Typs vom Steppenge­biet zusammen, und zwar noch vor dem Anfang des 6. Jh. v. Chr. Ihr Weg führte dann über die Karpaten, den Verecke-Pass, entlang des Flusses Latorca direkt ins Obere Theiß-Gebiet. Die Gegenstände skythischer Prägung hatten eine so lange Laufzeit, dass man den Zeitpunkt nicht genau bestimmen kann, wann die Bevölkerung der Tief­ebene die Benützung der Töpferscheibe kennengelernt hat. Das Alter der am Oberen Dnestr freigelegten Grabfunde und Siedlungsfunde liefert maßgebende Angaben zur Datierung. Sie wurden auf die letzten Jahrzehnte des 7. Jh. v. Chr. datiert. Die im Fundmate­rial der Gräberfelder der Tiefebene mit scheibenge­drehten Gefäßen vergesellschaftet befindlichen Ge­genstände mitteleuropäischen, ostalpinen Typs (Fi­beln, Armringe, handgemachte Gefäße mit kanne­lierter Verzierung) können in die Perioden Ha C2 ­Dl, d.h. in die Zeit zwischen dem letzten Drittel des 7. und der Mitte des 6. Jh. v. Chr. datiert werden. Aus derselben Zeit stammen die ältesten Gegenstände vom Typ Alföld im Denkmalmaterial der östlichen Hall­stattkultur (eiserne Streitäxte, Trensen, bronzene Pfeilspitzen, Tonstempel). All diese Angaben belegen eindeutig, dass die Herstellungstechnik der Dreh­scheibenkeramik, die Herstellung der Gefaßformen von eigentlich griechischem Ursprung in der Tiefebe­ne damals schon allgemein verbreitet waren. Keramik mit eingeritzten Motiven Über die eingeritzten Zeichen auf den Keramikfun­den der Alföld-Gruppe veröffentlichte das erste Mal Irina Lengyel im Jahre 1968 einen Aufsatz. Darin erörterte sie die eingeritzten Zeichen, die auf einigen Krügen, Schüsseln des freigelegten Gräberfeldes von Nyíregyháza - Közvágóhíd (Taf. 50, 5), des von Tápiószele, von Tiszavasvári - Dózsa-telep (Taf. 111. 19) und des Gräberfeldes Szabadszállás - Józan zu sehen sind. Sie ist zur Folgerung gekommen, dass 875 SMIRNOVA 1993, 1 10. 876 BUJSKICH 2005, 15. 877 SMIRNOVA 1996, 67.

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