Patay Pál: Kupfzerzeitleiche Siedlung von Tiszalúc. (Inventaria Praehistorica Hungariae 11; Budapest, 2005)

6. Die Siedlung von Tiszaluc in Raum und Zeit - 6.2. Das Verhältnis einiger weiterer Fundstellen zu Tiszalúc

Beim Vergleich der Keramik ist zu erkennen, daß sich im Material der oben genannten Gräberfelder viele für die Siedlung von TiszaMs charakteristische Typen befinden: Schalen mit verengter Schulter, entweder henkellos oder nur mit einer Öse, 472 Situlen, deren Hals zwei oder vier Henkel überbrücken, 473 deren tiefe schüsselartige Variante, 474 Töpfe, 475 umgekehrt pyramidenstumpfförmige Kelche 476 und Gefäßdeckel mit Griff 477 Auch wenn der Scheibenhenkel auf den Gefäßen der Gräberfelder nicht in solchem Anteil vorkommt wie in Tiszalúc, ist er dennoch für die dortige Keramik typisch. 478 Gleichfalls sehr typisch sind die den Hals überbrückenden, über den Mundrand hinausragenden Henkel im Material beider Gräberfelder, 479 und auch auf den dortigen Schalen (Tassen) finden sich Ösen mit senkrechter Öffnung, 480 ebenso wie Zierleisten auf der Gefäßwand 481 und die Blasengestaltung des Gefäßbauches. 482 Bei der groben Keramik dominiert fast die Verzierung der Gefäßränder mittels Fingerein­drücken. 483 Die im Zickzack umlaufende Leiste am Hals solcher Gefäße ist ebenfalls vorhanden. 484 Und schließlich läßt sich auch feststellen, daß die vier Kupfermesser aus den slowakischen Gräber­feldern 485 hinsichtlich ihrer Maße (4,9-9,7 cm) eher denen von Tiszalúc entsprechen als den über 10 cm langen der Bodrogkeresztúr-Kultur, selbst wenn ihre Form nur mit der von einem Messer aus Tiszalúc (Taf. 1.8) übereinstimmt. Trotz allem stimmt das Material der Gräberfelder, die zur Laznany-Gruppe gezählt werden, und von Tiszalúc nicht völlig überein. Doch darf man dabei nicht vergessen, daß jenes aus Gräberfeldern und die­ses aus einer Siedlung stammt. Bekanntlich waren im Bestattungsritus der Bodrogkeresztúr-Kultur die Grablege gewisser Gefäßtypen sozusagen vorge­schrieben. Daraus folgt, daß der Anteil der Typen an den zwei Arten von Fundorten ganz verschieden sein kann. Doch können auch kleinere chronologische Differenzen bei den Unterschieden im Fundcharakter eine Rolle spielen, denn sogar Ëiska setzt ja innerhalb der Gräberfelder zwei Perioden voraus. 486 Im Mate­rial der von ihm als älter erkannten Gräber gibt es z. B. noch Gefäße, die an die Milchtöpfe der Bod­rogkeresztúr-Kultur erinnern, 487 die in Tiszalúc be­reits fehlen. Aber die Übereinstimmungen bei den Funden aus den zur Laznany-Gruppe gezählten Gräberfeldern und der Siedlung von Tiszalúc (sowie den übrigen Fund­orten der Hunyadi halom-Kultur) sind unserer Ansicht nach bedeutsamer als die Unterschiede. Deshalb glauben wir auch die fraglichen Gräberfelder zur Hu­nyadi halom-Kultur zählen zu können. Ob diese al­lerdings eine periphere Gruppe der Kultur gebildet ha­ben, wird die Forschung dann entscheiden können, wenn auch in der Ostslowakei eine mit den Gräber­feldern zeitgleiche Siedlung und in der Tiefebene ein oder zwei größere Gräberfelder der Kultur freigelegt werden. 6.2.3. Baue Herculane Das Fundmaterial aus den Schichten der Pestera Hotilor (Räuberhöhle) ist für die Chronologie der Hochkupferzeit im Karpatenbecken sehr bedeut­sam, da im Laufe der Ausgrabungen von 1970 genaue stratigraphische Beobachtungen angestellt wurden. Bei der Veröffentlichung des Materials hat Roman neun Schichten unterschieden, die er in drei chronolo­gische "Etappen" einreiht. Das Material aus Etappe I (Schicht a-b) hat zweifellos keine Entsprechung im Karpatenbecken und ist zugleich älter als die hiesige Hochkupferzeit. Bei Etappe II (Schicht cl-ela) er­kannte er dessen Zeitgleichheit mit dem Gräberfeld von Polgár-Basatanya 488 und dann Etappe III mit der Hunyadi halom-Kultur bzw. im Falle der Ostslowakei mit der Laznany-Gruppe. 489 Vorausschickend, daß ich die Funde von Baile Her­culane nicht direkt, sondern nur aus der Publikation kenne, meine ich, daß nicht nur auf Zeitgleichheit, sondern auf ganz nahe Beziehungen zu schließen ist, sowohl zwischen Etappe II und der Bodrogkeresztúr­Kultur als auch zwischen Etappe III und der Hu­nyadi halom-Kultur. Um diese zu beurteilen, sollen jene - von Roman auch auf Abbildungen veröffent­lichten - Gegenstände untersucht werden, von denen Analogien in der Bodrogkeresztúr- bzw. Hunyadi ha­lom-Kultur bekannt sind. 472 SlSKA 1972, Taf. IV.2, 8-9, Taf. V.l, 4, Taf. X.9 usw. - Vgl. 480 SISKA 1972, Taf. IV. 8, Taf. XU. 12 Taf. 15.11-20, Taf. 16.1-7 481 SlSKA 1972, Taf. XII.3 = Abb. 33.2 473 SISKA 1972, Taf. Vn.l, 7, Taf. IX. 13 usw. - Vgl. Taf. 482 SISKA 1972, Taf. JV.l, 5, 8, 9, Taf. V.10 usw. 13.1-2, 5 483 SISKA 1972, Taf. IV. 1, Taf. V. 14, 16, Taf. VII. 1, 3 usw. 474 SlSKA 1972, Taf. UI.4. - Vgl. Taf. 13.3 484 SlSKA 1972, Taf. V.l 4 475 SlSKA 1972, Taf. EI. 13, Taf. IX.6. - Vgl. Taf. 13.6-8 485 SISKA 1972, Abb. 35.1-4 476 SlSKA 1972, Taf. VÏÏI.4, 9. - Vgl. Taf. 19.1-7 486 SiäKA 1972, 148 f. 477 SlSKA 1972, Taf. VI.9. - Vgl. Taf. 26.9-15 487 SlSKA 1972, Taf. IV.6, Taf. V.12 478 SISKA 1972, Taf. m.4, Taf. VH.7, Taf. LX.3, 11, Taf. XI.7, 8 488 ROMAN 1971,119 479 2W, T.fn^ T.fun \a TV^ATI n 489 SISKA 1972, Taf. 1Y.6, Taf. V.12, 14,16, Taf. VÜ..1, 7 usw. 489 ROMAN 1971, 120

Next

/
Thumbnails
Contents