Patay Pál: Kupfzerzeitleiche Siedlung von Tiszalúc. (Inventaria Praehistorica Hungariae 11; Budapest, 2005)
1. Einleitung - 1.1. Die Ausgrabung
Gewisse Kenntnisse über die hochkupferzeitliche Bodrogkeresztúr-Kultur besaß man bis 1974 nämlich durch viele ihrer Gräberfelder; eine ganze Reihe von ihnen, richtiger ihre durch den Erdarbeiten nicht zerstörten Teile, wurden sogar völlig freigelegt. Sie wurden auch detaillierter oder in großen Zügen veröffentlicht. Dagegen gab es nur selten Nachrichten über die Siedlungen der Kultur, 4 aber auch sie sprachen höchstens von "Gruben" (Budapest, III. Vörös hadsereg útja, 5 Derecske-Ziegelei, 6 HódmezővásárhelySzakálhát, Bakay-Gehöft, 7 Jászberény-Borsóhalma, 8 Tarnabod-Bábi tag, 9 Tiszakeszi-Theißufer 10 ). Bekannt waren noch einige hochkupferzeitliche Siedlungsfundorte (Hódmezővásárhely-Hunyadi halom, 11 Tiszavalk-Kenderföld, 12 Balsa-Fecskepart 13 ), deren Funde jedoch keine Hinterlassenschaft der Bodrogkeresztúr-, sondern der nicht viel früher entdeckten Hunyadi halom-Kultur darstellen. Die Berichte über diese erwähnen aber ebenfalls nur "Gruben" als Siedlungserscheinungen. Das andere Ziel der Ausgrabung war die Klärung des gegenseitigen Verhältnisses von Bodrogkeresztúr- und Hunyadi halom-Kultur. Ida Kutzián hatte zwar die Existenz der Hunyadi halom-Kultur nachgewiesen, aber ihre Hypothese, daß sie im Karpatenbecken mit der B-Periode der Bodrogkeresztúr-Kultur zeitgleich sei, 14 schien nicht genügend bewiesen zu sein. Und da ein Hiatus zwischen letzterer und der spätkupferzeitlichen Badener Kultur erkannt wurde, 15 bestand die Möglichkeit, daß vielleicht gerade die Hunyadi halom-Kultur diesen Hiatus ausgefüllt haben könnte. 16 Um diese Fragen zu klären, nahm die Leitung des Ungarischen Nationalmuseums auf Vorschlag des Verf. die hochkupferzeitliche Siedlungsforschung in den Arbeitsplan auf und sicherte deren materielle Deckung. Der mit der Durchführung der Forschung beauftragte Verf. erachtete von den bisher bekannten Siedlungsfundorten zwei für ausgrabungswürdig: Tiszalúc-Sarkad und das Fecskepart in der Gemarkung der Gemeinden Szabolcs und Balsa (s. Seite 111). Er plante Probegrabungen an beiden Orten, um die Geländeverhältnisse kennenzulernen und die zu erwartenden Ergebnisse weiterer Arbeiten abschätzen zu können. Begonnen wurde im August 1974 in Tiszalúc. Da binnen einiger Tage das Fundament eines Pfostenskelettgebäudes gefunden wurde und sich die Geländeverhältnisse als sehr günstig erwiesen, wurde dieser Fundort - ohne Probegrabung in Balsa - zum Schauplatz der weiteren Forschungen gewählt. Die Ergebnisse der ersten und der weiteren Grabungen erkennend, übernahm die Museumsleitung weitere 16 Jahre hindurch die Grabungskosten, womit sie die vollständige Freilegung der Siedlung ermöglichte. Die Ausgrabungen verwirklichten beide Forschung sziele. Eine kupferzeitliche Siedlung wurde in ganzem Umfang freigelegt (damit zugleich die erste vollständig freigelegte urzeitliche Siedlung in Ungarn) und lieferte zugleich bereits bei den vorläufigen Auswertungen reichhaltige Angaben für die Klärung der Chronologie der Kupferzeit. Die Ausgrabung der Siedlung begann also 1974 und wurde 1990 beendet. Die Arbeiten dauerten abhängig von den finanziellen Möglichkeiten jährlich im allgemeinen 2-3 und seit 1981 3-4 Wochen 17 und beanspruchten - einschließlich der Auf- und Herabbegeben vor und nach den Grabungen - insgesamt 280 Arbeitstage. Seit 1976 waren im allgemeinen 10 Arbeiter und 2-3 Hilfskräfte (z. B. Wasserträger) beschäftigt. Bei der Freilegung leistete - da sich an dem Fundort auch ein Friedhof aus dem 11. Jahrhundert befand - das Archäologische Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften mehrere Jahre 4 Bis zum Beginn der Ausgrabung in Tiszalúc, also bis 1974, wurden 67 sichere und 38 vermutliche Gräberfelder registriert (PATAY 1975, 63 ff.); gleichzeitig konnten nur 13 Fundorte genannt werden, die sichere oder hypothetische Siedlungsfundorte der Bodrogkeresztúr- Kultur waren (PATAY 1975, 66). 5 Gábori-Csánk 1964, 210 6 MAKKAY1957, 35 7 Banner-Bálint 1935, 78-80 8 CSALOG 1961, 149 9 Kalicz 1966, 4 10 Kemenczei 1966, 293 11 TÖRÖK 1935; B.-Kutzian 1969, 32 ff. 12 B.-Kutzán 1969, 30 ff. - Der Fundort, an dem Ervin MéreyKádár 1954 eine kleinere Rettungsgrabung vorgenommen hatte, lag am Rande derselben Sandgrube, deren umfangreichere Ausbeutung die Freilegung des zur BodrogkeresztúrKultur gehörigen Gräberfeldes durch den Verf. 1966-67 ausgelöst hatte (PATAY 1978a, 7, Fn. 1). Beide Fundorte lagen kaum einige 10 m voneinander entfernt. Funde im Jósa András-Museum Nyíregyháza (Inv.-Nr.: 57.54.5; 64.941.1-14; 64.942.1-52). Das Fecskepart reicht in die Gemarkung der benachbarten Siedlung Szabolcs hinein, von wo ebenfalls hochkupferzeitliche Funde ins Jósa András-Museum kamen (Inv.-Nr.: 57.55.1-5, 57.56.4. Patay 1950, 112). B.-Kutzián 1969, 54 ff. Patay 1973, 359 ff. - Siehe noch B.-Kutzián 1973, 37 Patay 1973, 362 Ausgrabungszeiten: 25-28. VI. 1974, 2.-7. X. 1975, 26. Vn.-10. VBI. 1976, 27. VL-14. VU. 1977, 7.-25. VU. 1978, 24. VB.-ll. VBI. 1979, 30. VI.-18. VU 1980, 20. VTJL-17. VBI. 1981, 21. VI.-16. VB. 1982, 20. VI.-15. VII. 1983, 30. VE.-24. VBI. 1984, 29. VU..-13. VIH. 1985, 17. VL-17. VE 1986, 2. VI.-2. VB. 1987, 25. VB.-12. VBI. 1988, 6.-30. VI. 1989,24. VTJ.-17. VEJ. 1990