Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)
5. Das Neolithikum - 5.2. Das frühe und mittlere Neolithikum
ausgedehnten Siedlung der Starcevo-Kultur zwischen 1990 und 1996 freigelegt, deren genaues Ausmaß aufgrund der Oberflächenfunde noch nicht bestimmt werden konnte, und in östlicher Richtung behindert uns dabei zur Zeit auch die Vegetation. Siedlung In der einschichtigen Siedlung konnten ausschließlich Abfallgruben, die sich unmittelbar unter der Humusschicht in einer Tiefe von 20-40 cm abzeichneten, aufgedeckt werden. Diese Gruben sind von verschiedener Größe (von den ganz kleinen bis zu den recht großen) bzw. von verschiedener Form, und sie lagen in unregelmäßiger Anordnung in der Siedlung. Von der Größe abhängig enthielten sie Keramikfunde in beträchtlicher Menge. In manchen Gruben wurde Spaltindustrie in bedeutender Zahl gefunden. Im Gegensatz dazu kamen sehr wenige geschliffene Steinartefakte zum Vorschein. 60 In der dunkelbraun-schwarzen, winzige verbrannte Lehmbewurfstücke enthaltenden gewöhnlichen Grubenfüllung kamen häufig auch große, gebrannte Lehmbewurfstücke mit Pfosten- und Astabdrücken und in einigen Fällen auch die Stücke von durchgebrannten Feuerherdplatten vor. Aus den großen Lehmbewurfstücken können wir auf die oberirdischen Häuser der hiesigen Starcevo-Bevölkerung schließen. Über eine ähnliche Lage berichtet N. Kalicz in Lánycsók. 61 Im aufgedeckten Areal kamen zwar einige Pfostenlöcher vor, aber sie können in keinerlei System eingefügt werden, und auch ihre konkrete Zugehörigkeit zu irgendeiner nachgewiesenen Kultur ist unsicher. In den 80er Jahren lebte noch die Auffassung über die Wohngruben der Starcevo-Kultur (und es lebt sogar auch in den 90er Jahren). N. Kalicz erörterte die Bauten dieser Kultur ausführlich, und er bewies, daß man auch im Gebiet der StarcevoKultur mit auf die Erdoberfläche gebauten Häusern und mit der Existenz kleiner, aus einigen Häusern bestehender Dörfer rechnen kann. 62 Die neuesten Angaben über das Bauwesen der Starcevo-Kultur in kroatischem Gebiet wurde neulich von K. Minichreiter zusammengefaßt. 63 Was die Wirtschaft betrifft, verfügen wir über wenige Angaben. Die spreugemagerten Gefäßscherben und der Sichelglanz mancher Silexwerkzeuge liefern indirekte Beweise für den Pflanzenbau, und auf die Tierhaltung weisen nur die kalzinierten Tierknochenbruchstücke und einige bruchstückhafte Tierzähne hin. Wie schon erwähnt wurde, ist diese Erscheinung —und auch das Fehlen der bemalten Keramikgegenstände —der Zusammensetzung des Bodens zuzuschreiben. 61 Bestattung Bis dahin kam kein einziges Grab der StarcevoKultur in unserem Untersuchungsgebiet vor, so können wir den bekannten Forschungsergebnissen keine neuen Angaben hinzufügen. Im Zusammenhang mit den zwei, in Lánycsók gefundenen Bestattungen gab N. Kalicz einen Überblick über das Bestattungswesen der Starcevo-Kultur. In den Skelettgräbern wurden die Verstorbenen häufig in Hockerlage begraben, aber es kann nur so viel verallgemeinert werden, daß man aufgrund der Vielfältigkeit der bekannt gewordenen Bestattungen auf keinerlei, „die ganze Kultur umfassende" Regelmäßigkeit schließen kann. 65 Die Analyse von P. Raczky über die frühneolithischen Bestattungssitte in Südosteuropa, wonach die Toten im Haus begraben wurden, ist bei den in der Zukunft vorkommenden Bestattungen der Starcevo-Kultur in Betracht zu ziehen."' Keramik Die in Gellénháza-Városrét aus den Abfallgruben stammenden Funde der Starcevo-Kultur bereichern unsere Kenntnisse über diese Kultur im weiteren in erster Linie hinsichtlich der Keramik. Im nachstehenden werden Grubenmaterialien analysiert, da nur die Detailbeobachtungen zum Gesamtbild über die Starcevo-Kultur beim heutigen Stand der Forschung beitragen können. Aus diesem Fundmaterial wurden konkret die bis 1993 zum Vorschein gekommenen Kultgegenstände, 67 Z.B. in der Grube 6/90-91 kamen 169 Silexgeräte vor. Die Steingeräte werden von Katalin T. Biró (UNM, Budapest) bestimmt und bearbeitet werden. KALICZ 1990, 41. KALICZ 1990, 41^43. MINICHREITER 1992, 70-71. 64 SIMON 1994, 55, Anm. 5, und 60, Anm. 22; SIMON 1996a, 59-60, 61, und Anm. 2, 10; HORVÁTH-SIMON 1997, 10. 65 KALICZ 1990, 45-17. 66 RACZKY 1982-83; RACZKY 1988, 21-26. 67 SIMON 1994.