Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)

6. Die Kupferzeit - 6.3. Die mittlere Kupferzeit

schon mehrere gute Entsprechungen dieser Tonstatu­ette. In Ungarn wurde ein Exemplar von Nagy­tarcsa, 750 in der Slowakei wurden weitere drei Stücke von Bajc publiziert. 7 " Die letzterwähnten Gegenstän­de sind von stark stilisierter Form, wie auch die von Krepice-Hradisko. 752 Vom chronologischen Stand­punkt aus ist das Idolbruchstück von Wien­Leopoldau wichtig. 753 Die Forscher stimmen darin überein, daß diese Idole Darstellungen einer Frucht­barkeitsgöttin gewesen sein sollten. 754 Die andere Art der Offenbarung des Kultes innerhalb der Furchenstichkeramikkultur in Ungarn sind die oben schon erwähnten Kultgruben. In Bak-Felrétbak wurde ein Grubenkomplex von kul­tischem Charakter ausgegraben. Außer den ge­wöhnlichen Gefäßbruchstücken lagen in den gut trennbaren Schichten der Grube 9b und in den daneben liegenden Objekten besondere Typen: Pin­taderas, verzierte Spinnwirtel, ein halbmondförmi­ger Tongegenstand 755 und, dank der aschenhaltigen Füllerde, einige Tierknochen. In einer kleinen Grube lag ein unversehrter Mahlstein mit roten Farbspuren am Rand des Komplexes. Von hier stammen die er­sten Beweise einer eigenständigen Metallurgie aus dieser Zeit. Aufgrund der Analyse konnte festge­stellt werden, daß der Grubenkomplex in Bak-Fel­rétbak, mit der Grube 9b im Mittelpunkt, die Kult­stätte der hier siedelnden hochkupferzeitlichen Bevölkerung war, und die Grube eine Funktion im Rahmen des Fruchtbarkeitskultes hatte. 756 Metallurgie Zur Zeit der transdanubischen Furchenstichkera­mikkultur vollzog sich eine große Änderung in der Metallurgie. Die kupfernen Schwergeräte und die goldenen Schmuckgegenstände südlichen Ur­sprungs, die in der vorangehenden Periode üblich waren, verschwinden, und es treten kleinere Me­tallgegenstände, vor allem Schmucksachen auf. Hier handelt es sich um die kleinen, kupfernen Spiralan­hänger mit Hakenende, die in den Fundkomplexen der Furchenstichkeramikkultur mehrmals vorkom­men. 757 Dieser Typ ist in Niederösterreich schon aus der Epilengyelzeit bekannt. 758 Wichtig sind ferner die bootförmigen, tönernen Schmelztiegel, die die Existenz einer selbständigen Metallurgie bewei­sen. 75 '' In Bak-Felrétbak haben wir in einem Gru­benkomplex die Bruchstücke von drei Exemplaren gefunden (Abb. 32. II), 760 und wir kennen den Typus auch von Pusztaszentlászló-Deáksűrű. Das Vor­handensein dieses Typs in einer dritten furchen­stichkeramischen Siedlung im Komitat Zala (Zala­vár-Mekenye) 761 weist darauf hin, daß man zu dieser Zeit mit kleinen, örtlichen Kupfer Werkstätten rech­nen muß. Das Auftreten desselben Typs in dem geschlossenen Fundkomplex des namengebenden Fundortes in Bisamberg unterstützt die Aus­führungen über die Vorzeitigkeit dieser Metallurgie nördlich von Transdanubien. 762 Die hier kurz analy­sierten Funde passen vollkommen in die Reihe der übrigen mitteleuropäischen Metallgegenstände, wodurch die Annahme eines westlichen Ursprungs dieser Metallurgie weiter verstärkt wird. Chronologie (Abb. 56) Die Anfänge der Furchenstichtechnik im urge­schichtlichen Europa wurzeln tief im Neo­lithikum. 763 Vom Deutschland bis zum Südbalkan BONDÁR 1985, Abb. l.a-c. ToCfK 1961, Abb. 5. 17-18, 18a; ToCÍK 1964, Taf. XLV. 9, Taf. LVIII. 8. MEDUNOVÁ-BENESOVÁ 1986, Taf. 30. 7, 10, 12. RUTTKAY 1988, Abb. 3; RUTTKAY 1983, Taf. 17. la-b. Über die Idole der Furchenstichkeramikkultur in Kroatien s. MARKOVIC 1994, 150, mit weiterer Literatur. L. A. HORVÁTH 1996c. L. A. HORVÁTH 1990a, 21 ff., 37. In Zalavár-Mekenye knüpften sich die Befunde der Metallurgie ebenfalls an eine kultisch interpretierte Grube an (KALICZ 1969, 85). Über die Zusammenhänge zwischen Metallurgie und Kult s. KUNA 1989, 35. Zalavár-Mekenye: KALICZ 1969, Abb. 2; KALICZ 1970b, 138-139; KALICZ 1973b, Abb. 8. 3; VIRÁG 1996a, Abb. 5. 3; Vukovar: KALICZ 1982a, Abb. 5. Wien-Leopoldau, Grube 1934: RUTTKAY 1988, Abb. 2, und Abb. 5. 1. Dieses Objekt muß anhand der hier vorliegenden Keramikformen der Bisamberg-Oberpullendorf-Gruppe noch vor dem selbständigen Horizont der Furchenstich­keramikkultur in Transdanubien datiert werden. 75 ' f Damit können die Funde von Suchä nad Parnou bei Trnava verglichen werden, wo sich Scheibenhenkelfragmente eben­falls zu Kupfergegenständen und zu den Spuren der örtlichen Metallerzeugung gesellten (NOVOTNY-NOVÁK 1987, 131 ff.). 760 L. A. HORVÁTH 1990a, Abb. 13. 2; Abb. 14. 1-3. 761 KALICZ 1969, Abb. 1; KALICZ 1970b, 138-139; KALICZ 1973b, Abb. 8. 1; VIRÁG 1996a, Abb. 5. 1. 762 Ebendarum können die metallurgischen Befunde von Bak-Felrétbak mit denen von Rmiz von Laskov nicht zeit­gleich sein, wie angenommen wurde (RUTTKAY 1995, 137). /63 Über die Unterschiede der Begriffe „Furchenstichtechnik", „Furchenstichverzierung" und über ihre technologische Problematik s. L. A. HORVÁTH 1994a, 79-80.

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