Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)

6. Die Kupferzeit - 6.3. Die mittlere Kupferzeit

geriet. 656 Zu den Neuerungen gehört das Steinkis­tengrab zu dieser Zeit, das aber im Karpaten­becken nicht auftauchte. 657 Die Verbindungen mit diesen kulturellen Einheiten sind noch nicht ge­klärt, aber ihr Einfluss auf die Entwicklung der mittleren Kupferzeit des Karpatenbeckens ist anzunehmen. Das Schüsselfragment von Zalaegerszeg-András­hida-Friedhof 658 mit seiner weitmundigen Form weist schon auf eine andere Relation hin, da es gute Paral­lelen in der Münchshöfener Gruppe in Bayern hat, wo diese Gefäße dem sog. Glann-Maxglan-Typ ange­hören. 659 Dieser Typ wird innerhalb der Kultur früh datiert. 660 Das Stück von Zalaegerszeg kann wegen seiner kannelierten Verzierung eher als örtliches Pro­dukt, denn als ein echtes Importstück ausgesprochen werden, jedoch weist es auf die Verbindungen mit dem nördlichen Glied des Lasinja-Kreises hin. Die Scheibenhenkel waren durch Jahrzehnte hin­durch als Produkte der Hunyadi-halom-Laznany­Zeit betrachtet worden, obwohl auch solche Befunde seit langem bekannt waren, die eine viel ältere Datierung erlaubten. 661 Sie können als Vertreter des ersten Scheibenhenkelhorizontes aufgefaßt werden. Obwohl Scheibenhenkelfunde in Transdanubien aus der Zeit der ersten Phase der Hochkupferzeit (Balaton-Lasinja-Kultur) noch ausstehen, spielen sie eine wichtige Rolle in Verbindung mit der relativen Chronologie. In Wien-Leopoldau wurde 1936 in einer Abfallgrube ein Scheibenhenkelfragment, das an ein enghalsiges, bauchiges Gefäß appliziert wurde, 662 mit solcher Keramik gefunden, die sowohl typologisch als auch chronologisch der Balaton­Lasinja-Kultur gut entspricht. 665 H. Parzinger hielt diese Funde von Wien für zeitgleich mit der frühen Bodrogkeresztür- und Sälcuj:a-IV-Kultur. 66t Noch weiter führen uns die Funde aus Mähren. Ein wichtiges Fundgut stammt aus der C 2-Schicht von Laskov (Rmiz), wo sich die Amphoren mit aufge­setzten Henkeln 665 in die IB-Phase nach M. Smid und A 2-Periode nach E. Ruttkay innerhalb der Mährisch­Österreichischen Baalberger Gruppe datieren las­sen. 666 Erwähnenswert ist, daß sich auch diese Fund­gruppe der Baalberger Kultur an furchenstichverzier­te Ware anknüpft. E. Ruttkay reiht noch die Funde von Retz, Pfaffstetten, Steinabrunn und Unterpar­schenbrunn hierher. 6 " 7 Den höchsten Wert für die Da­tierung hat die Schüssel mit eingezogenem Rand und hängenden Zungenbuckeln am Umbruch, weil sie zeigt, daß „die Phase Baalberg A 2 nicht älter einge­stuft werden kann als Epilengyel""" 8 Zu diesem Hori­zont soll noch das Fundmaterial von Stränskä skála (Mähren) gezählt werden, wo die Furchenstich ware und der Scheibenhenkel mit frühen Trichterbecher­funden gemeinsam vorkamen. In Beziehung damit machte I. Rakovsky auf den starken Einfluß der Len­gyel-Keramik aufmerksam, der im Fundmaterial zu spüren war." 69 Bemerkenswert ist noch vom chronolo­gischen Standpunkt aus, daß jenes konzentrische, halbkreisförmige Motiv in Furchenstichtechnik auf den abgebildeten Bruchstücken zu sehen war, das zu dieser Zeit für die Kanzianiberg-Raababerg-Gruppe charakteristisch war. Auf dem Balkan waren die Scheibenhenkelfunde von Herculane Ii-frühes Säleuta IV, 670 in der Ägäis die der Final Neolithic­Periode 671 damit zeitgleich. Für die Chronologie dieser Epoche ist noch ein Kupferdrahtfragment wichtig, das wahrscheinlich zum Kupferspiralentyp mit Hakenende gehört." 72 M. Smid erwähnt noch weitere Beispiele der Schei­benhenkelfunde aus Mähren, von denen das von Slatinky (Grabhügel III) und das von Benätky eine nähere Zeitbestimmung erlauben. Der erste Scheibenhenkel wurde an das Ende der ersten Stufe der Trichterbecherkultur, der zweite aber in die ältere Phase der Baalberger Kultur datiert." 5 PEDROTTI 1990; BACOLINI-BARFIELD 1991, Fig. 3. Über die Gräber von Slatinky s. SMÍD 1994, 225; über die Steinkistengräber von Norditalien s. PEDROTTI 1990, Fig. 2-5. HORVÁTH-SlMON 1997, Abb. 5. 4. SÜß 1976,14 und Taf. 4. 2-3, 7; Taf. 4. 4. RUTTKAY 1995,124. In Mähren wurde ein Scheibenhenkelfragment aus der Siedlung der MBK IIb in Rybnicek bekannt gemacht (PAVELCÍK-JANÁK 1989, 69). In Serbien kamen Scherben der Scheibenhenkelkeramik zusammen mit graphitierter Ware in der Zlota-Höhle bei Bor in der Schicht der Bubanj-Sälcuta-Krivodol-Kultur vor (TASIC 1992,154), während dieselbe Gattung in Herculane I gemeinsam mit den Gegenständen der Tiszapolgär-Kultur erschien (ROMAN 1971, 65). 662 RUTTKAY 1988, Abb. 1 ; Abb. 5. 17. 665 RUTTKAY 1988, Abb. 4.1,3, 5, 8-10. 661 PARZINGER 1984, 36. 665 SMÍD 1993, Abb. 15. 2, 7; SMÍD 1994, Abb. 7. 1-2; RUTTKAY 1995, Abb. 12. 1, 3. 6 " 6 SMÍD 1994, 210 ff.; RUTTKAY 1995, 134, 137. 667 RUTTKAY 1995,134. 668 RUTTKAY 1995, 136-137. 669 RAKOVSKY 1992, 298-299. 670 ROMAN 1971, 65, Abb. 20. 6; Abb. 22. 12, 19; Abb. 24. 3; BERCIU 1961, Fig. 143-145. " 7I RACZKY 1991, 340-341, Fig. 5. 672 RUTTKAY 1995, 136 und Abb. 9. 4. 673 SMÍD 1994, 220.

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