Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)
6. Die Kupferzeit - 6.3. Die mittlere Kupferzeit
Ähnliche Erscheinungen beobachtete N. Kalicz 1964 auf dem Fundort Keszthely-FenékpusztaVízügyi lakótelep, wo er die Pfostenlöcher und die Trümmer eines alleinstehenden Hauses mit Pfostenkonstruktion freilegte. 504 Unweit von dieser Fundstelle, in Zalavár-Basasziget konnte Zs. M. Virág den bisher größten und wichtigsten Baubefund dieses Zeitalters in unserem Komitat ausgraben. Auf der kleinen Halbinsel kamen die Spuren mehrerer Gebäude vor, von denen vier oder fünf, nach der Meinung der Ausgräberin, gleichzeitig in Verwendung standen. Die W-O-orientierten Kleinfamilienhäuser hatten unterschiedliche Grundrisse —deltoidé und trapezoidé Formen kamen ebenfalls vor—und sie lagen in unregelmäßigen Entfernungen weit voneinander. 505 Diese Siedlung dürfte dem von uns als letzter erwähnten Siedlungstyp angehört haben. Unlängst wurden die Reste von oberirdischen Häusern mit quadratischem Grundriss in Lébény-Bille-domb (Komitat Győr-Sopron) ausgegraben, die die gleichen Merkmale aufwiesen wie die vorerwähnten Bauten von Zalavár. 5 " 6 Die großen oberirdischen Häuser sind in den Kulturen der Lasinja-Zeit allgemein bekannt. 5 " 7 In der Ludanice-Kultur vertreten diese—ihren Grundrissen und Formen nach —eine ganz neue Art in Vergleich zu den Bauten der Lengyel-Kultur. 508 Anhand der spärlichen Befunde können die Gesetzmäßigkeiten der Siedlungsstruktur und des Baues heute noch nicht bestimmt werden. Die bisher freigelegten Siedlungsteile waren alle einschichtig, mit einer maximalen Schichtenstärke von 30-40 cm. Die ausgegrabenen Objekte waren ausschließlich Abfallgruben, die relativ dicht nebeneinander lagen, und in den meisten Fällen ein reiches Fundmaterial lieferten. Obwohl südlich und westlich von unserem Untersuchungsgebiet die Kulturen des Lasinja-Kreises auch teilartige, aber mindestens mehrschichtige Siedlungen aufwiesen (Moverna vas in Slowenien, 5 " 1 ' Gradina am Bosut bei Sid in Bosnien, 51 " Wildon-Schloßberg 51 ' und Kulm bei Weiz in der Steiermark 512 ), ist diese Siedlungsart im westlichen Transdanubien bis dahin nicht bekannt. 515 Da in den meisten Fällen mehrere archäologische Fundorte auf einem topographischen Fundort liegen können, kam es oft vor, daß mehrere neolithische oder kupferzeitliche Kulturen auf einund demselben geographischen Punkt gewohnt hatten. Über die Koinzidenz der Fundorte der Balaton-Lasinja- und der Lengyel-Kultur wurde schon gesprochen. Von der Seite der Balaton-Lasinja-Kultur können wir dazu noch soviel beitragen, daß die Zahl der gemeinsamen Fundpunkte (48) weniger als ein Drittel —genau 30,76%—der hochkupferzeitlichen Fundorte ausmacht, was unserem früheren Ergebnis entspricht. Zum Verhältnis zwischen der Balaton-Lasinjaund der transdanubischen Furchenstichkeramikkultur kann die Tatsache wichtige Angaben liefern, daß die erwähnten Erscheinungen nur in zwei Fällen den gleichen Ort für die Ansiedlung gewählt hatten; gemeinsame Wohnplätze wurden in Zalaegerszeg-Zalabesenyő, Szigetdomb und in Zalaegerszeg-Neszele, Ságod-alja-dűlő bewiesen. Bestattung Ein großer Informationsverlust der transdanubischen Kupferzeitforschung ist der Mangel an menschlichen Bestattungen. Während die zeitgleichen Gräber, sogar Gräberfelder der Bodrogkeresztür-Kultur M MRT 1, FoNr. 21/22; KALICZ 1970a, 107; KALICZ 1973b, 134; KALICZ 1969-70, 81. 15 VIRÁG 1990, 71-75, Abb. 1-3; VlRÁC 1996a, 22, Abb. 3. 16 NÉMETH 1994, 243-244 und Abb. 5; Abb. 10-12. 17 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier einige Angaben erwähnt: Brzesc-Kujawski (KAMIENSKA-KOZLOWSKI 1990, 72-73); Jordansmühl-Kultur in Polen (KAMIENSKAKoztOWSKl 1990, 78); in Böhmen (VÁVRA 1989, 72); Ludanice-Kultur (VLADÁR 1969, 499 ff.; PAVÚK-BÁTORÁ 1995, 137; SAVEL 1991, 27); Bisamberg-Oberpullendorf-Gruppe (SCHWAMMENHÖFER 1983); Lasinja-Kultur (DIMITRIJEVIC 1961, 81; MARKOVIC 1994,147). 18 PAVÚK-BÁTORÁ 1995, 32. " BUDJA 1992, Abb. 4; BUDJA 1994, Fig. 9. 10 TASIC 1986b, 53-54. " OBEREDER 1989b, 7 ff.; 44; KRAMER 1988, 67; KRAMER 1989, 28-29; KRAMER 1996, 9; TREMMEL 1985. 512 KRAMER-FUCHS 1980. 515 Der einzige Fundort, auf dem die Funde der Balaton-Lasinja-Kultur in einer Superposition lagen, ist Pörszombat-Medes. Hier wurde die kupferzeitliche Grube durch eine Wohnschicht der Spätbronzezeit überdeckt. Dieser Fundort weicht aber von den erwähnten Fundstellen prinzipiell ab, weil er keine Teil-Siedlung ist. Ähnliche Fälle sind auch auf anderen Stellen zu erwarten, die aber nur durch Grabungen bestätigt werden können. Viel wichtiger erscheint die stratigraphische Lage von Zók-Várhegy (Komitat Baranya), wo die Schichten der Balaton-Lasinja-, der Furchenstichkeramik- und der Badener Kultur in Superposition lagen (ECSEDY 1983b, 67). Allem Anschein nach war die teilartige Siedlungsart nicht an bestimmte Kulturen, sondern an die geographische Umwelt gebunden.