Kovács Tibor (szerk.): Neuere Daten zur Siedlungsgeschichte und Chronologie der Kupferzeit des Karpatenbeckens (Inventaria Praehistorica Hungariae 7; Budapest, 1995)
Nándor Kalicz: Letenye-Szentkeresztdomb: ein Siedlungsplatz der Balaton-Lasinja-Kultur
Letenye-Szentkeresztdomb: ein Siedlungsplatz der Balaton-Lasinja-Kultur NÁNDOR KALICZ Etwa 3 km westlich der Stadt Letenye erhob sich aus dem Hochwassergelände des Flusses Mur wie eine Insel die Szentkeresztdomb (Heilige-Kreuz-Hügel) genannte flache Anhöhe. Im Grundbuch lautete ihr Name "Lapu leveles". Den im Volk noch heute gebräuchlichen Namen dürften die einst noch sichtbar gewesenen Ruinen der Arpáden-zeitlichen Kirche der Bevölkerung eingegeben haben. 1 Seinerzeit lenkte der Ratsvorsitzende J. Särdi die Aufmerksamkeit des Thüry-György-Museums in Nagykanizsa auf den Fundort, da wegen der Dammbauarbeiten an der Mur die Abtragung des niedrigen Hügelrückens geplant war. Im Auftrag des Ungarischen Nationalmuseums begann N. Parádi im Jahre 1964 mit der vorläufigen Rettungsgrabung, wobei er die Grundmauern der Arpáden-zeitlichen Rundkirche freilegte und vor allem im Kircheninneren zeitgenössische Bestattungen vorfand. 2 Er fand auch vorgeschichtliche (kupfer- und frühbronzezeitliche) Keramikreste und deshalb setzte ich im Mai 1965 die Rettungsgrabung fort. Ich hatte die Möglichkeit, eine Fläche von ca. 100 m 2 zu durchforschen. Anfang August desselben Jahres setzte I. Horváth die Fundrettung fort, von ihm übernahm die Leitung der Arbeiten I. Torma und schließlich beendete ich sie Ende August. 3 Hiermit spreche ich den an der Rettungsgrabung beteiligten Kollegen meinen Dank aus, daß sie ihre Beobachtungen bezüglich der prähistorischen Perioden und die Funde zwecks Publikation zur Verfügung stellten. Die Fundrettung im August 1965 beschränkte sich fast ausschließlich auf die Rettung eines Teiles der Funde, da die Abtragung der Erde unter intensivem Maschineneinsatz begonnen hatte. So konnten wir gerade nur die Lage eines Teiles der archäologischen Objekte feststellen und die Funde retten. Die entferntesten archäologischen Objekte lagen in N-S Richtung, d. h. in der Längsachse der kleinen Anhöhe etwa 150 m voneinander entfernt, während bei den vorgeschichtlichen die Entfernung etwa 100 m betrug. Bis zu Beginn der Fundrettung hatten die Hochwasser der Mur den südwestlichen Teil der Anhöhe zerstört (Abb. 28). Einen großen Teil des Fundortes hatten die Maschinen mit dem Erdaushub vernichtet. Wir durchforschten eine ca. 300 m 2 große Fläche unter den oben erwähnten hinderlichen Umständen. Es konnte festgestellt werden, daß sich Bevölkerungen mehrerer Perioden auf der kleinen Anhöhe niedergelassen hatten und daß in jeder Periode nur eine kleine Siedlung gegründet worden war. Zur ersten Besiedlungsperiode gehören drei Objekte der ältesten Phase der spätneolithischen Lengyel-Kultur (Frühphase). Die Zahl der Objekte kann auch größer gewesen sein, doch waren sie nicht immer in den Untergrund eingetieft und blieben deshalb unbemerkbar oder wurden zerstört. Am reichhaltigsten war die Siedlung in der mittleren Kupferzeit, aus der wir im ausgewühlten Teil 15 Objekte der Balaton-Lasinja-Kultur beobachten konnten (Abb. 28-29). Neben den ein reiches Fundmaterial enthaltenden Gruben war das Vorhandensein eines zu dieser Periode gehörenden und die Anhöhe in NO-SW Richtung durchquerenden Verteidigungsgrabens wichtig (Abb. 28-29). Sechs Objekte und eine aus Lehm gebaute Feuerstätte repräsentierten die frühbronzezeitliche SomogyvárVinkovci-Kultur. Aus der Römerzeit wurde 17 Objekte freigelegt. Aus der Árpáden-Zeit (12.-13. Jh.) stammten außer den Grundmauern der Kirche und den Gräbern noch sechs vereinzelte kleine Objekte mit wenig Fundmaterial. Alle Funde befinden sich im Thüry-György-Museum in Nagykanizsa. Die vorgeschichtlichen Gegenstände sind unter den Inventarnummern 66.14.1-66.33.14 zu finden. Restaurierung, Dokumentation und die Fotoaufnahmen wurden in den Laboratorien des Archäologischen Instituts der Ungarischen Akademie der Wissenschaften angefertigt. In meinem Beitrag stelle ich die Objekte und Funde der Balaton-Lasinja-Kultur vor. Die Numerierung der Objekte wurde während der Ausgrabung in der Reihenfolge ihrer Aufdeckung ohne Rücksicht auf die archäologischen Perioden durchgeführt. Leider waren die vorgeschichtlichen Tierknochenreste wegen der schlechten Bodenverhältnisse nicht erhalten, so haben wir keine Informationen über die Zusammensetzung der Fauna. 1 Parádi (1972) 239. 2 Parádi (1972) 239-264. 3 Kalicz-Torma ( 1966) 292; Kalicz ( 1970) 108-110.