Kovács Tibor (szerk.): Neuere Daten zur Siedlungsgeschichte und Chronologie der Kupferzeit des Karpatenbeckens (Inventaria Praehistorica Hungariae 7; Budapest, 1995)

Viera Nemejcová-Pavúková: Eingriff der Jevisovice-Kultur in der Westslowakei

Amphore mit zwei nebeneinander sitzenden Hen­keln und eine slawonische Kreuzfußschüssel zu rekonstruieren. 9 Eine weitere großflächige Ausgrabung einer Sied­lung der Bosáca-Gruppe im Jahre 1966 im nördlicher liegenden Fundort Ivanovce brachte zwar keine ähnli­chen Funde mit Furchenstich- und Schnurverzierung, aber die Zusammenhänge mit Podolie waren so weit klar, daß wir sämtliche vergleichbaren Streufunde von Keramik mit Furchenstich- und Schnurverzierung aus dem Gebiet südlich von Podolie zur Bosáca-Gruppe gereiht haben und auch bei der Veröffentlichung der Funde von Topolcianky, zusammen mit S. Rakovsky, so kartiert haben. 10 Die Arbeit von A. Medunová-Benesová über Funde, die der Jevisovice B-Schicht entsprechen, hat ein kla­res Bild über die Jevisovice-Kultur in Mähren gege­ben. Sie erschien aber fast zehn Jahre später 1 1 und die Bearbeitung der Funde von Podolie wurde leider im Laufe der Grabungen überhaupt nicht beendet. Ein neues Licht hat in diese Problematik eine wei­tere Grabung in der Umgebung von Piest'any gewor­fen, und diese verlangte nach einer Rückkehr zu den oben angesprochenen Fragestellungen. In den Jahren 1986-1988 führten wir eine Rettungsgrabung in Kocin, Bez. Trnava, westlich von Piest'any und in ca. 10 km Luftlinie südwestlich von Podolie durch. Insge­samt wurden mit der Grabung in drei Saisons 4000 m 2 erschlossen, teilweise auf zusammenhängender Fläche, teilweise mit kleineren Zwischenräumen. Auf dieser Fläche haben wir Objekte der Lengyel­Kultur und spätäneolithische Objekte festgestellt, die allmählich eindeutig der Jevisovice-Kultur zugewiesen werden konnten. Sie waren kleiner, aber überraschend fundreich. Spätäneolithische Objekte sind fast gleich­mäßig über die ganze Grabungsfläche verteilt, leider ist das Gesamtausmaß der Siedlung nicht präziser be­stimmbar. Spuren von Wohnbauten wurden nicht fest­gestellt, offenbar handelte es sich um eine archäolo­gisch nicht faßbare Bauweise. 12 Die Funde sind in zwei Gattungen zu unterteilen: den größeren Teil bilden Scherben der sog. Grobke­ramik - von Töpfen mit besenstrichgerauhter Oberflä­che, mit plastischen Wülsten unter dem Hand. Töpfe mit Wabenverzierung kamen nicht vor, obwohl sie in der Bosáca-Gruppe ziemlich häufig sind, ebenso wie plastische Leisten unter dem Rand. Den kleineren Teil bilden Scherben der verzierten Keramik, die aus schließlich mit Furchenstichtechnik oder mit Schnur­abdrücken verziert ist. Das Ornament ist identisch zu den verzierten Scherben von Podolie - waagerechte Linien von Schnurabdrücken und schrägschraffierte kleine Dreiecke mit den Furchenstichlinien (Abb. 1-4). Die Ähnlichkeit mit mährischen Funden der Jeviso­vice-Kultur ist fast absolut. Typologisch gibt es nur ei­nen deutlichen Unterschied, und zwar fehlen in Kocin völlig die Schüsseln mit eingezogenem Rand, mit " Nemejcová-Pavúková ( 1970) Taf. LXXXI und Tat LXXXIH. 1. 111 Némejeová-Pa\úková-Rakovsky (1964) Abb. 3 11 Medunová-1 ienesová (1972): Medunová-Benesová (1973). l " Níemejcová-Pavúková (1987): Nemejcová-Pavúková (1988): Nemej­cová-Pavúková (1990). 13 Medunová-Benesová (1977b) Taf. 8. 1-2 und Taf. 54. 1-4. M Nemejcová-Pavúková (1988) Abb. 24. 2. vertikalen plastischen Leisten unter dem Rand, die in Mähren recht häufig sind. 13 Der zweite große Unter­schied besteht in der Siedlungsart. In Mähren bilden die Siedlungen der Jevisovice-Kultur Siedlungsschich­ten, in Kocin haben wir die Objekte ohne eine Sied­lungsschicht festgestellt. In dieser Hinsicht ist unsere Situation günstiger, weil der Inhalt der Gruben immer besser kontrollierbar ist als der Inhalt der Siedlungs­schichten. Als Beweis von Beziehungen mit Trägern der Bosáca-Gruppe sind aus zwei verschiedenen Objekten - Nr. 3a/86 und 17/87 - zwei Tassen mit dem typi­schen Bosáca-Stempelornament zu betrachten (Abb. 1.1), die als Importe oder Nachahmungen zu bezeichnen sind, 14 und aus einem weiteren Objekt eine beinahe ganze spitzbodige Schöpfkelle, die ebenfalls als ein Beleg von Kontakten zwischen beiden Kulturgesellschaften dienen könnte, ähnlich wie in der Gegenrichtung die furchenstich- und schnurverzierten Funde in Podolie. In Verbindung mit diesen Feststellungen müssen wir heute alle fürchenstich- und schnurverzierten Einzel­funde südlich von Kocin in Richtung auf Bratislava zu der Jevisovice- und nicht mehr zu der Bosáca-Gruppe zählen und in dieser Hinsicht sind auch unsere Vor­stellungen über das Kulturbild der Westslowakei im Spätäneolithikum und die Kartiening der einzelnen Kulturen in diesem Bereich zu korrigieren (Abb. 5). Ebenso wäre es nötig, noch einmal zu überlegen, was für einen Ursprung die slawonische Kreuzfuß­schüssel aus der Kostolac-Siedlung in Iza hat, die aus­schließlich mit konzentrischen Schnurkreisen verziert ist 15 und die eine gute Parallele in einem Randbruch­stück mit identischer Verzierung weit im Theißgebiet hat 16 oder näher, in der Slowakei in Branc. 17 Soweit ich weiß, ist das Exemplar von Iza im Milieu der Kos­tolac-Gruppe bis heute vereinzelt, und das Bruchstück aus dem Theißgebiet kann heute auch nicht mehr als Beweis von Kontakten mit dem Steppengebiet gehal­ten werden. 18 Wir müssen eher in beiden Fällen Kontakte mit der Westslowakei annehmen, sind doch die Kontakte der Kostolac-Gruppe mit der Bosáca-Gruppe schon lange bekannt. Über weiträumige Bewegungen in dieser Zeit sprechen klar die Siedlungsfunde der Bosáca-Gruppe in Ostböhmen und umgekehrt, die Anwesenheit von Bruchstücken der Rivnác-artigen Mörser in Podolie, auch mit typischer Barbotine-Verzierung, die aber wahrscheinlich Nachahmungen und nicht echte Im­portstücke sind. In Mähren hat A. Medunová-Beneso­vá Mörserfunde gesammelt. 19 Die Scherben dieser Art aus Podolie im Bosáca-Milieu sind bis jetzt die einzi­gen aus der Slowakei. Die Funde der Jevisovice-Kultur in der Westslowa­kei sind vom Kerngebiet dieser Gruppe, das in Süd­westmähren 20 und den anliegenden Teilen Österreichs liegt, 21 weit entfernt. Wenn wir versuchen, den Weg 13 Nemejcová-Pavúková (1970) Taf. I-XXXuT. 2. 16 Kalicz ( 1968) Taf. 1.18. 17 Vladár(1966). 18 Kalicz (1968) 42. 19 Medunová-Benesová (1986). 20 Medunová-Benesová (1977a): Medunová-Benesová (1993). 21 Ruttkay (1985) 45ff und Taf. 26: Lantsehner (1990) 29.

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