Kalicz Nánor: Früchneolitische Siedlungsfunde aus Südwestungarn. (Inventaria Praehistorica Hungariae 4; Budapest, 1990)

EINLEITUNG - V. ALLGEMEINE EIGENTÜMLICHKEIT DER STARCEVO-KULTUR IN SÜDTRANSDANUBIEN - Technik

daß abgesehen von der Herrschaft der Magerung mit Sand, gründlichere Untersuchungen auch eine verbrei­tetere Anwendung der Magerung mit organischen Stoffen nachweisen könnten. Dennoch betonen die bisher gewonnenen Anhaltspunkte die ganz unterge­ordnete Rolle der spelzigen Magcrungstechnik. Überraschend stimmt mit den in Griechenland gewonnenen Daten die an der dalmatinischen Meeres­küste durchgeführte technische Beobachtung (die sich vermutlich auch auf die zirkummediterranen Gebiete verallgemeinern läßt) überein. Am frühneolithischen Fundort (Impressokeramik) von Smilcic wurden unter mehreren tausend Keramikfragmenten nur drei mit 179 Spelze gemagerte Scherben gefunden. Auf dem Gebiete von Gricchischmakedonien ist die Technik der Keramikhcrstellung noch nicht voll­ständig bekannt. R.J. Rodden erwähnt die Magerung der Feinkeramik von Nea Nikomedcia mit Sand, Kiesel, ja sogar mit zerbrochenen Scherben, schreibt aber nichts über die Magcrungstechnik der Grobkcra­180 mik. Man kann aber, vor allem aufgrund von als Streufunde gesammelten und publizierten frühneoli­thischen Scherben vermuten, daß auch dort die Mage­rung mit pflanzlichen Stoffen — wenn auch in bescheidenem Maße erschienen ist. 181 Das frühneolithische Fundmaterial des nordma­kedonischen (jugoslawischen) Fundortes Anza, darun­ter auch die Keramik und ihre Hcrstellungslcchnik lernt man aus einer komplex bearbeiteten Monogra­phie kennen. In der Bearbeitung tritt der Unterschied zwischen subjektiven und exakten Untersuchungen scharf zu Tage. M. Gimbutas hob in der archäologi­schen Zusammenfassung die feine Magerung^bzw. Schlämmung der Keramik der I. Phase hervor und wurde erst auf die starke Magcrung mit pflanzlichen Stoffen der Keramik der II. —III. Phase aufmerksam (als er auch einen kulturellen Wandel bemerkte) und stellte diese Technik der Technik der Feinkeramik der I. Pha­183 se gegenüber. Die technologischen Untersuchungen hingegen beweisen, daß von der I. bis einschlisßlich IV. Phase in mehreren Keramiklypen die Magcrung mit pflanzlichen Stoffen sehr oft vorkommt. 1 4 Im Zusammenhang mit der groben Keramik des wichtigen Fundortes Porodin in dem Makedonien be­nachbarten Pelagonien erwähnt M. Grbic die mage­185 rung mit Stroh. Zugleich betont R. Galovic hinsichtlich der Keramik ähnlichen Alters am nicht weit entfernten Fundort Zclcnikovo, daß das Material der Keramik schlecht gesäubert ist, daß aber eine Ma­gerung mit Stroh nicht gegeben ist. Meines Erachtens könnten gründlichere techno­logische Untersuchungen ähnlich wie in Anza auf einem großen Gebiete Makedoniens eine differenzier­tere Existenz der Magerungsvcrfahren nachweisen. Im Ganzen aber hat es den Anschein, daß spelzige Mage­rung bei der Herstellung der frühncolithischon Kera­mik Makedoniens keine entscheidende Rolle gespielt hat. Auch in Bulgarien beschäftigen sich die kurzge­faßten Publikationen kaum mit den technischen Ver­fahren. Vor Jahrzehnten aber hat J.H. Gaul die ihm be­kannten, verhältnismäßig wenigen neolithischen Funde einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Das Er­gebnis dieser Untersuchungen belehrt uns, daß in der frühneolithischen Keramik von Kremikovci, Karanovo und Nordbulgarien (z.B. DevetaSkata pescera) im all­gemeinen in der groben, aber auch in der feinen (bur­nished and slipped) Keramik die Magerung mit pflanzlichen Stoffen, vor allem mit Sand zusammen, häufig ist. Der überwiegende Teil der feinen Keramik 187 entbehrt jedoch der spelzigcn Magerung. H. Todo­rova hat in ihren sehr kurz gefaßten Thesen die Mage­rung der frühneolithischen Keramik Nordoslbulgariens mit Stroh und anderen organischen Stoffen hervorge­hoben. 188 Neuerdings wird im Zusammenhang mit der in Nordwest- und Wcstbulgaricn gefundenen frühneo­lithischen groben Keramik die Magerung mit pflanzli­chen Stoffen erwähnt, was sich aber auch auf einen 189 •• Teil der feinen Keramik bezieht. Ahnliches meldet R. Dennel aus Südbulgaricn. 190 Leider wissen wir auch über die Technologie der jugoslawischen Keramik der Starcevo-Kultur nur wenig, da die einzelnen Autoren auch hier die Zusam­mensetzung der Tonerde nur nebensächlich erwähnen. Aber auch aus den wenigen mitgeteilten Daten läßt sich feststellen, daß die spclzigc Magcrung auf dem ganzen Gebiete der Starcevo-Kultur allgemein, wenn auch nicht das einzige Magerungsvcrfahren war. Am Fundort Bubanj ist für die grobe Keramik die spelzi­ge Magerung charakteristisch, bei der feinen Keramik 191 fehlt sie. Am namengebenden Fundort ist die spel­zige Magerung eine von drei verschiedenen Verfah­ren, kommt aber in der Gesamtkeramik am häufigsten 192 vor. In Schichte VI (Starcevo) im nordbosnischen Gornja Tuzla unterscheidet B. Covic drei Keramikar­ten (grob, monochrom poliert und bemalt). Für alle drei Arten ist seiner Meinung nach technologisch 193 gesehen die spelzige Magcrung charakteristisch. A. Benac fügt noch hinzu, daß erst am Lebensende der VI. Schichte auch ein wenig Sand dem Ton beige­, 194 mengt wurde. Am besten kennen wir das in den Kullurkom­plcx Starcevo-Impresso gehörende Fundmalcrial des von Gornja Tuzla nicht allzu entfernt liegenden Fund­ortes Obre I, dessen Keramik in vieler Hinsicht der von Lánycsók nahesteht. Nach den Beobachtungen von A. Benac herrscht in der I. Phase die Barbotin­Keramik vor, und ein großer Teil von ihr wurde spelzig gemagert. Benac hält gerade dieses technolo­gische Verfahren für eine wesentliche Eigenart der I. 195 Phase. Die Magcrung der feinen Keramik be­schreibt er aber als Magerung ohne Spelze. Für die II. Schichte oder Phase hält er gerade den Umstand für bezeichnend, daß in der Barbotin-Keramik die Aus­schlicßlichkeit der spelzigcn Magerung aufhörte. Ver­hältnismäßig häufig ist die Magcrung mit Sand und Spelze, am allgemeinsten aber mit Sand. 196 Er setzt also innerhalb der Starccvo-Impresso Keramik einen Wandel voraus und als erstes Kriterium teilt er den Fundort Obre I in zwei Entwicklungsphasen auf.

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