Kalicz Nánor: Früchneolitische Siedlungsfunde aus Südwestungarn. (Inventaria Praehistorica Hungariae 4; Budapest, 1990)

EINLEITUNG - V. ALLGEMEINE EIGENTÜMLICHKEIT DER STARCEVO-KULTUR IN SÜDTRANSDANUBIEN - Technik

V. ALLGEMEINE EIGENTÜMLICHKEIT DER STARCEVO-KULTUR IN SÜDOSTTRANSDANUBIEN Technik Die Keramik gruppiere ich zu einem gewissen Grade willkürlich in die beiden Kategorien feine und grobe Keramik. Ich weise auf die gewisse Willkür hin, weil der Begriff feiner oder grober Keramik tech­nische Eigentümlichkeiten andeutet, zwischen denen die scharfe Grenze sehr oft verwischt ist. Das ergibt sich aus dem Unterschied in der Herstellung, aus dem verschiedenen Material und zum Teil auch aus der Erosionswirkung des Bodens, wobei es nicht immer möglich ist, absichtliche Bearbeitung und Einwirkun­gen der Natur mit Sicherheit zu unterscheiden. Auch die Brandtechnik ist Ursache gewisser Eigenschaften. Die Bezeichnung grobe Keramik bedeutet nicht zu­gleich ein Qualitätskriterium, weil solche Gefäße meist gut gebrannt sind, was auch ihre hellgelbe oder ziegelrote Farbe anzeigt. Ihr Äußeres ist rauh, rissig, oft ungeglättet. Ihr Inneres ist aber zumeist sorgfältig geglättet. Es kommen in die grobe Keramik gereihte Gefäße vor, deren unterer Teil von außen unbearbei­tet, rauh ist, wogegen der Halsteil auch außen sorgfä­tig geglättet ist. (z.B. Taf. 24, 15). Eigentlich wird eine Gruppe von Gefäßen, bzw. Fragmenten wegen ihrer Abmessungen, wegen ihres Typus, wegen gewis­ser charakteristischer Dekorationsverfahren oder noch mehr wegen ihrer Ovberflächenbehandlung zur Kate­gorie der Grobkeramik gerechnet. Es gibt Forscher, die zur Unterscheidung die Bezeichnung Hauskeramik anwenden. Dem Kreis der Feinkeramik zähle ich die Gefäße zu, deren äußere und innere Oberfläche sorg­fältig geglättet (burnished) manchmal geradezu poliert (polished) ist, was auf mechanischem Wege erreicht wurde. Manchmal wurden sie auch — wahrscheinlich in Abhängigkeit von der Temperatur des Brennens — mit einem muschelartig abspringenden, roten, orange­farbigen, braunen, grauen oder schwarz-grauen, fein geschlämmten, dünnen Lehmüberzug versehen. Da die Oberflächenglättung von verschiedener Sorgfalt zeugt, (was der ursprüngliche Zustand oder die Folge der Bodenein Wirkung sein kann), gibt es Übergangstypen, die sich schwer mit Sicherheit in eine oder andere Kategorie einreihen lassen. Die Ein­reihung in die beiden Kategorien wird mitunter auch von den Formen und Dimensionen beeinflußt. Daher kommt es vor, daß z. B. unter Formen die für die Feinkeramik charakteristisch sind, auch technische Übergangseigentümlichkeiten vorkommen. Solche Objekte werden dann bevorzugt zur Feinkeramik gezählt, was auch umgekehrt gilt. Vorläufig fehlen noch auf alle Ausgrabungen ausgedehnte, exakte Untersuchungen, die die tech­nischen Gesetzmäßigkeiten der Herstellung festsetzen und die Klassifizierung erleichtern könnten. Als Folge davon kommt in erster Linie das subjektive Urteil des Bearbeiters bei der Beschreibung der technischen Merkmale zur Geltung. Deshalb wird mitunter aufgrund zufällig entstandener technischer Eigen­heiten, z.B. Oberflächenbearbeitung, Farbunterschi­ede infolge geringer Abweichungen der Brenn­temperatur, die Einreihung in einen bestimmten Typus vorgenommen. Wenn man aber die Untersuchungen z.B. bezüglich des Herstellungsverfahrens, der Zu­sammensetzung des Materials, der durch das Brennen verursachten Eigenschaften, der Oberflächenbearbei­tung nach einheitlichen Gesichtspunkten durchführen könnte, ließen sich eventuell auch wirkliche Gesetz­mäßigkeiten ermitteln, die unter Vernachlässigung vieler zu hoch bewerteter unwesentlicher Züge, technikhistorische und wirtschaftliche Folgerungen fördern könnten. In den meisten Fällen sind wir aber noch auf das Urteil unserer eigenen Augen angewie­sen. Die wichtigste technische Eigentümlichkeit der südtransdanubischen und in erster Linie der zur Un­tersuchung in größeren Mengen zur Verfügung ste­henden Starcevo-Keramik von Lánycsók ist in der „groben" und „feinen" Kategorie in gleicher Weise die spelzige Magerung. In Lánycsók fehlt die Spelze nur auf einem verschwindend kleinen Teil der Funde, auf ein-zwei Scherben mit rotem Überzug (!). Am ent­ferntesten Punkt, in Becsehely konnte bei der in die jüngste Phase gehörigen Keramik 15% Kiesel- und Sandmagerung beobachtet werden, was allerdings im Verhältnis zu den 85% spelziger Magerung eine ver­schwindend kleine Zahl ist. Die spelzige Magerung ist im allgemeinen für die anfängliche-frühe Zeit der Keramikfertigung vom nahöstlichen Zentrum (Zagros-Gebirge) über Anato­lien und den Balkan bis ins Karpatenbecken und noch weiter nach Mitteleuropa charakteristisch. Das Ausmaß der Magerung mit Spelze oder sonstigem, ähnlichem, organischem Material weist im Verhältnis zur Gesamtkeramik in den verschiedenen Gebieten wesentliche Unterschiede auf. Die meisten Publikatio-

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