Kalicz Nánor: Früchneolitische Siedlungsfunde aus Südwestungarn. (Inventaria Praehistorica Hungariae 4; Budapest, 1990)

EINLEITUNG

renden Volkes. Die ökologischen Faktorenn geben nämlich an und für sich keine Erklärung für den tief­greifenden Wandel, der mit der Umformung der an­fänglichen, vom Süden her wirkenden materiellen Kultur, mit der Entwicklung neuer Sidlungs- und Hausformen, mit der Entstehung der auf „intensiver" Bearbeitung des Bodens und auf der Rinderhaltung beruhenden Lebensweise das ausschließliche Ver­dienst der aus dem Süden stammenden und über eine grundlegend verschiedene Kultur verfügenden „Kolo­nialherren" gewesen wäre. Es gibt für die anfängliche Parallele zwischen der mitteleuropäischen mesolithi­schen Bevölkerung und den im Grunde genommen bereits lokalen ersten neolithischen Ackerbauern eine Reihe von Beweisen. Es sieht also so aus, als ob einzelne mesolithische Gruppen die neue Lebenswei­se eine Zeit lang nicht bzw. sie erst mit Verspätung übernommen hätten. Bestimmend ist jedoch das Zu­standekommen einer kulturellen Einheit, die infolge der Intensität der Beziehungen (eventuell Eheschließ­ungen?) und der Kommunikation, etwa wegen eines inneren demographischen Drucks und wegen noch anderer unbekannter Ursachen zu vermuten ist. Der Mechanismus ist vorläufig unbekannt und ermöglicht nur die Anwendung weitgehender Spekulation. Was die Abmessungen der für das Leben der mesolithischen und der neolithischen Gemeinschaften notwendigen Gebiete und deren Qualität betrifft, so sind bezüglich der Durchschnittsziffern die Meinun­gen ziemlich gleich. Man muß aber auch die vom Mittelwert stark abweichenden Verschiedenheiten betonen. Die derzeit bekannte Siedlungsdichte der Starcevo-Kultur in Südtransdanubien und in Slawo­nien setzt eine geringere Bevölkerungsdichte voraus als die, die z.B. für eine mesolithische Lebensweise notwending war (vor allem im Lichte der Verhältnis­se am Eisernen Tor). 65 Eine ähnlich niedrige Fundort­zahl repräsentiert auch die älteste mitteleuropäische (transdanubische) Linienbandkeramik. 66 Zugleich setzen Zahl und Ausdehnung der Siedlungen der Körös-Kultur eine größere Bevölkerungsdichte vor­aus, als sie bei neolithischer Lebensweise vorstellbar • t 67 ist. In Anbetracht der vorstehenden Ausführungen scheint meine Meinung von der weltgeschichtlichen Bedeutung Transdanubiens keine Übertreibung zu sein, da - eventuell unter Mitwirkung der Körös­Kultur - über dieses kleine Gebiet hinweg im riesigen Raum Mitteleuropas der Übergang auf die Produk­tionswirtschaft vor sich ging.

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