Korek József: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend. (Inventaria Praehistorica Hungariae 3; Budapest, 1989)

József KOREK: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend - 1. Die Forschungsgeschichte der Theiß-Kultur

Kultur voraus. 53 Den in der chronologischen und gene­tischen Frage der Bükk- und Theiß-Kultur von J. Csalog aufgeworfenen Lösungs ver such nahm als erster — sich auf die stratigraphischen Daten der jugoslawischen Funde stützend — W. Milojcic an. Er unterscheidet in der Theiß-Kultur in Ostungarn zwei Stufen. 54 Die ältere stellte er mit Vinca B in Parallele, die jüngere reihte er in die I—II. Phase der sog. slawonischen Gruppe der Lengyel-Kultur ein. Zur Ursprungsfrage nahm er keine Stellung, jedoch betrachtete er sie als eine entschiedene, selbständige Kultur und hielt das Erscheinen der Form­sowie der Zierelemente in Vinca für einen Import. Seiner Voraussetzung nach ist die vollständig entwickelte Kera­mik mit Mäanderverzierung eine späte Erscheinungsform der Theiß-Kultur. Mit der auch in den mit Ungarn be­nachbarten Gebieten auftretenden — damals noch als eine große Einheit vermuteten - Theiß-Kultur befaßte sich nach der neuen Chronologie von Milojcic auch M. Garasanin. 55 Aufgrund der Fundorte im Banat — vor allem von Crna-Bara - hält F. Tompa die geradlinige Ursprungstheorie von Bükk III-Theiß nicht für annehm­bar und wirft den Gedanken auf, daß man die Wiege der Theiß-Kultur im Südosten suchen müßte. Er weist auf die Boian „A"-Kultur hin, die in der Ausgestaltung der Theiß-Kultur eine Rolle gespielt haben dürfte, da ja das Mäandermuster und die „crusted" bemalte Ware auch in dieser Gruppe bekannt ist. Er hält es für möglich, daß die ähnliche Verzierung der Knochenschnitzerei von Mezin ein Vorläufer der Verzierung von der Art der Theiß­Kultur sein kann. Das gemischte Fundmaterial des Fundortes von Szakáihát warf schon die Richtung der folgenden For­schungen voraus, die nach dem zweiten Weltkrieg in der einheitlich gedachten Theiß-Kultur mit dem Vorhanden­sein verschiedener Gruppen rechnete. Zur Klärung der chronologischen Fragen führten wir in dem von Móra untersuchten, mit vielen Problemen einhergehenden Fundort von Tápé-Lebő bzw. Herpály 56 Erschließungen durch. Unmittelbar können hierher die Erschließungen von I. B. Kutzián und N. Kalicz auf dem Fundort VIII von Ószentiván, in Tisza polgár-Csőszhalom und in Berettyószentmárton geknüpft werden. 57 In Tápé-Lebő wurde 1950 auf dem sog. Alsó­halom eine Ausgrabung durchgeführt, die sowohl be­treffs der Siedlung, als auch der Bestattungen ein weite­res reiches Ergebnis brachte. 58 Das Quellenmaterial stammt aus der spätesten Phase der Theiß-Kultur. Auf­grund der charakteristischen Form- und Zierelemente wurde sie Gorzsa-Gruppe genannt. 1956 unternahmen in dem vom Verfasser Felsőhalom genannten Gebiet Mihály Párducz und Ottó Trogmayer eine Rettungs­grabung, die die Problematik der sog. Funde mit Szakái­hát-Charakter in den Vordergrund stellte. 59 Das hier zum Vorschein gekommene Fundmaterial nennt 0. Trogmayer Lebő-Gruppe und darunter versteht er vor allem die Charakteristika der Szakálhát-Kultur. Die Keramik von Lebő hält er für eine Entwicklungsform der Theiß-Kultur mit örtlicher Eigenheit, die sich eine sehr lange Zeit hindurch behauptet u.id vom Ende der Körös-Kultur bis zur Frühkupferzeit dauert. Seiner Mei­nung nach zeigt die Lebő-Gruppe mit der Linearkeramik, der Banat- und Theiß-Kultur teilweise eine Gleichzeitig­keit, während er in der Ausgestaltung der Theiß-Kultur, der Körös- und Banat-Kulturen sowie der Kultur der Linearkeramik eine Rolle zuschreibt. Innerhalb der früher als eine große Einheit aufge­faßten Theiß-Kultur zeigen die Fundorte im Komitat Békés örtliche Eigenartigkeiten. Aufgrund der in Déva­ványa-Sártó durchgeführten kleineren Ausgrabung schlug der Verfasser zu ihrer Unterscheidung die Benennung „Békés-Gruppe" vor. 60 In diesem Gebiet wird das mitt­lere Neolithikum von der Szakáihát-Gruppe ausgefüllt, die in die Theiß-Kultur übergeht. Gy. Gazdapusztai 61 hielt im mittleren Neolithikum die Theiß-Kultur für- das problematischste. Mit seinen 1956-57 in Hódmező­vásárhely-Gorzsa durchgeführten Ausgrabungen wünsch­te er zur Lösung des Problems beizutragen. 62 Gy. Gazdapusztai hält die Szakálhát-Gruppe inner­halb der Theiß-Kultur für eine Einheit. Er sondert Lebő-B und das Fundmaterial von Gorzsa nicht von der Szakálhát-Gruppe ab und teilt die Theiß-Kultur ohne ausführliche Begründung in die Stufen I—II. Mit Theiß I bezeichnet er die klassische Theiß-Kultur, identifiziert sie in seiner parallelisierenden Tabelle mit Kökény domb und datiert sie auf die älteste Zeit. In Theiß II gehört der Siedlungsteil von Gorzsa-Czukormajor A-B. Die Sied­lung von Kökénydomb reicht für die kürzeste Zeit in Theiß II über, dann folgen Tápé-Lebő, sodann Szegvár­Tüzesköves, ein Teil dessen mit Gorzsa B gleichaltrig ist. 63 Die Grundlage seines chronologischen Systems bildet die Absonderung der autochthonen und fremden Elemente der Entwicklung. Für autochthon hält er die Theiß-Kultur, deren Linie er in Theiß II, Tiszapolgár— Bodrogkeresztúr sieht. In der buckelverzierten Keramik - eine typische Gruppe von Gorzsa - entdeckt er ein neues Volkselement und führt den Ursprung des Kera­miktypes auf Vorderasien zurück. Von hier gelangte sie durch eine größere Volksbewegung über die Balkan­halbinsel einerseits in das Karpatenbecken, anderseits dem Schwarzen Meer entlang nach Kaukasien. Die hier­her gekommene, mit neuem Volkselement aufgefrischte neolithische Urbevölkerung bildet die autochthone Linie der aeneolithischen und kupferzeitlichen Entwicklung aus. Auf dem Fundort von Czukormajor erschloß Gazdapusztai eine zweischichtige, spätneolithische Sied­lung. Die untere Schicht bezeichnet er mit einer texti­lienverzierten Keramik, die dem Material von Kökény­domb nahe steht, die obere Schicht nennt er buckelver­zierte Keramik, wo das Textilmuster völlig in den Hinter­grund verdrängt wird und seine Stellung die mit winzigen Buckeln verzierte, eine graue Grundfarbe zeigende bzw. polychrom bemalte Keramik einnimmt. In einem Teil der Siedlung fehlte der Textilstil. 64 In dem über die Siedlung von Gorzsa gegebenen Vorbericht analysierte er ausführlicher die sog. buckelverzierte Keramik. Das die sog. Theiß-Keramik und die bemalte, buckelverzierte Keramik tragende Volk hält er für zwei abgesonderte ethnische Elemente. Vom ersten teilt er seine Anschau­ung nicht mit und auch das letztere hält er nicht für eine

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