Korek József: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend. (Inventaria Praehistorica Hungariae 3; Budapest, 1989)

József KOREK: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend - 3. Die Bestattung - 1. Kisköre

3. DIE BESTATTUNG Die Siedlungsforschung brachte auch die Bestat­tungen der hier gelebten Theiß-Volksgruppe zum Vor­schein und hatte die Erschließung von 37 Gräbern zur Folge. Die Funde der neuen Ausgrabungen werden hier vorgeführt, jedoch geben wir auch eine Überschau der älteren Erschließungen der Theiß-Kultur durch Angabe ihrer wichtigsten Daten (Taf. 22). 1. Kisköre Grab 1. Es kam im Laufe der Dammerhöhung des Jahres 1962 zum Vorschein. Seine Beigaben wurden von Sipos, Lehrer von Kisköre dem Ungarischen National­museum übergeben. Dem Bericht der Finder nach war das Skelett in gestreckter Lage. Auf dem rechten Arm war ein Armring, bei dem Becken befanden sich Perlen. In der Kopfregion fanden die Arbeiter ein Tongefäß. Anläßlich der Lokalbesichtigung des Jahres 1963 gelang es die Stelle des Grabes festzustellen und über der in situ erhalten gebliebenen rechten Beckenschaufel einige Perlen einzuholen. Orientierung des Grabes: SO—NW. Tiefe: 85 cm. Die geretteten Funde stammen wahr­scheinlich aus einem einzigen Grab und enthalten den vollständigen Fundkomplex. Frau, 23-25 Jahre alt. Beigaben: 1. Aus Spondylus erzeugter geschlossener Armring, von ungleichmäßiger Dicke, jedoch aus der Form der Muschel geurteilt, ist er unten der dicke, oben der dünn­geschhffene Teil der Muschel. Dm: 8 cm, Dm des oberen Teils: 6,8 cm (Taf. 31:1). 2. Fragment eines Armringes aus dem Spondylus. Der Armring ist bei der dünnen Hälfte gebrochen und zur Befestigung wurde auf ihm je 1 Loch gebohrt. Auf dem einen Ende wurde das erste Loch sehr nahe gebohrt und nach seinem Durchbruch erwiedert, was auch beweist, daß das wertvolle Material hochgeschätzt war. Aus der Biegung geurteilt, ist die Größe des Arm­ringes mit der des intakten Exemplars gleich (Taf. 31:2). 3. Perlen aus Kalkstein. Unter ihnen befinden sich ganz dünn geschliffene, scheibenförmige Exemplare, die mit den aus der Bodrogkeresztúr-Kultur bekannten sog. Marmorperlen gleich sind. Ferner bräurüiche, zylin­drische Tonperlen, in der Mitte mit Einschnitt spuren. Die Zahl der zusammengesammelten Perlen beträgt 85 (Taf. 31: 3). 4. Becher in gestreckter Form,mit leicht geschweif­tem Profil. In der Halsbiegung befinden sich 2 senkrecht durchbohrte Buckel mit Henkel. Grau, gut ausgearbeitet, unversehrt. H: 11 cm, Mdm: 9 cm, Bdm: 3,5 cm (Taf. 31:4). Grab 2. Lag unmittelbar neben dem Grab 1. T: 90 cm. Auf dem Beckenbein des Skelettes in situ waren sehr viele, mit 2—4 Einschnitten profilierte Perlen (Taf. 36:2). Wahrscheinlich wurden sie in mehreren Reihen aufgeschnürt, als Gürtel getragen oder dienten als Ver­zierung einer bis zur Taille reichenden Pelzjacke. Die Zahl der eingeholten Perlen beträgt 117 St., die aufge­schnürte Länge: 130 cm. Die Perlenkette bestand aus zylindrischen Kalksteinperlen, mit 2 Hirschzähnen (Taf. 32:1). Dem Bericht der Arbeiter nach lagen neben dem Kopf die Fragmente eines größeren Topfes. Aus dem erhalten gebliebenen größeren Profil geurteilt, dürfte das Gefäß blumentopfförmig gewesen sein mit aus­ladendem Rand, an der Halsbiegung waren zwei, mit senkrechter Öffnung versehene Buckel. Der Topf wurde wahrscheinlich aufgehängt gebraucht, da an seiner Seite die von der Schnur entstandene Abwetzung zu sehen ist. Rot-grau, gut ausgearbeitet. Insofern dieses Fragment tatsächlich mit dem von den Arbeitern er­wähnten Gefäß des Grabes identisch ist - und keinen Siedlungsabfall bildet —, so beweist dies, daß für den Toten kein speziell erzeugtes Gefäß beigelegt wurde, sondern eine Gebrauchskeramik für die Reise ins Jen­seits (Taf. 30:6). Grab 3. Lag im schwarzen Humus in 50 cm Tiefe (Taf. 23). Orientierung des gestreckten Skeletts: O—W, weicht nach S um 11° ab. Der Kopf Hegt nach O, die Arme sind auf der Beckenschaufel im Ellbogen einge­bogen. L: 146 cm, graziler Typ in gutem Erhaltungszu­stand. Adulte Frau (23-29 Jahr alt) (L. Frau 31-40), ohne Beigaben. Das Grab wurde in die Siedlung einge­graben. Aus der Erde kamen sehr viele neohthische Scherbenfragmente hervor. — Die anthropologische Bestimmung wurde von J. Nemeskéri und S. Wenger mit der metrischen Methode durchgeführt. Die serolo­gischen Untersuchungen, die wir mit der Bezeichnung L. unter Angabe des Geschlechtes und des Lebensalters vorführen, wurden von I. Lengyel vorgenommen. Die Untersuchungsergebnisse teilen wir als Anhang in der Zusammenfassung von I. Lengyel mit. Grab 4. Gestrecktes, 2,5-3jähriges Kinderskelett, 45—50 cm unter der ursprünglichen Oberfläche (Taf. 23). Orientierung: SO—NW. Die rechte Fibel lag von ihrer Stelle entrückt schräg, an der Seite. Ldes Skeletts: 78 cm, von sehr schwachem Erhaltungszustand (L. Frau 3 Jahre alt).

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