Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - KELCHE
23. KELCH Abb. 23 53.19. Herkunft unbekannt Um 1460-1480 H: 19.5 cm; F-Dm: 12,2-12,5 cm; M-Dm: 10 cm Erwerb: durch Ankauf von Ignác Grünberger für 525 Ft. Das Stück gehörte zum nichtinventarisierten alten Bestand, der 1947 vom Kunstgewerbemuseum zurückgegeben wurde. Silber, vergoldet, getrieben, gegossen, graviert. Der Sechspassfuß steht auf geschweiftem Rand und hat an der Seite durchbrochenes Maßwerk. Die Wölbung des Fußes ist glatt und läuft mit sechs Kanten zum gegossenen sechseckigen Lilienkranz hinauf. Die sechseckigen Schaftringe haben auf jeder Seite eine abgewetzte, gravierte stilisierte Blume. Der Nodus ist gestaucht kugelförmig mit zwei Reihen gegossener durchbrochener Blattverzierung in geripptem Drahtrahmen. Die sechs Zapfen sind rhombisch mit den Buchstaben „I H E S U S" auf emailliertem, aber stark abgewetztem Grund. Die Kuppa weitet sich gleichmäßig zum Mundrand hin. Sie sitzt in einem niedrigen Korb mit zwei Reihen schön gravierter Strahlen, die sich oben auf graviertem Grund aus der Fläche hervorheben. Auf dem oberen Rand ein ziemlich dicker Drahtrahmen, und den Korb schließt ein sehr schöner Aufsatz, bestehend aus einer dreistieligen blätterverzierten Ranke. Zwei Rankenelemente sind ausgebrochen und fehlen. Der Kelch gehört zu denen, die mit dem um die Mitte bzw. in der zweiten Hälfte des 15 Jh. sehr beliebten Strahlenkranz versehen sind. Parallelen dazu sind der Kelch von Mezőörs in der Schatzkammer von Győr, im siebenbürgischen Material die Kelche von Kisdisznód, Keresd, Besenyő und Botfalu, doch war der Typ auch bei den Polen sehr verbreitet. Literatur: Erstmitteilung. Analogien: ROTH 1922, 39, Nr. 16, Taf. 31; 36. Nr. 90. Taf. 43; 72, Nr. 160, Taf. 64; 37, Nr. 92, Taf. 30; BOCHNAK-PAGACZEWSKI 1959: Kelche aus Tarnöw (107), Wielun (155), Tzew ( 178), Kwidzin ( 179); H. KOLBA, 1978, 319320, Abb. 20 24. KELCHNODUS Abb. 24 5 8.265.C Siebenbürgen Mitte 15. Jh. Dm: 7,6 cm, H: 4,3 cm Erwerb: aus dem Bestand des 19. Jh., unbekannter Herkunft, nicht inventarisiert Silber, vergoldet, mit Drahtemail verziert. Von dem verschollenen Kelch kam lediglich der Nodus am Ende des 19. Jh. ins Nationalmuseum. Seine abgeflachte Kugelform besteht aus zwei getriebenen, in der Mitte zusammengelöteten Teilen. Auf beiden Hälften sind je sechs tropfenförmige, mit Draht umrahmte Drahtemailplatten mit winzigen Nieten befestigt. Entlang des S-förmig gebogenen Drahtes sitzen auf ihnen zwei mit charakteristischem Drahtemail ausgeführte Blumen: mit roten, weißen, blauen und grünen Blütenblättern, die Nelken, Rosen und Margeriten ähneln. Auf der einen Hälfte sitzen auf jeder Platte zwei Blumen: 1. Auf violettem Grund schwarze fünfblättrige Margerite, darüber eine dreiblättrige grünliche Knospe (?). 2. Auf dunkelblauem Grund rote fünfblättrige Nelke, über den Ranken schwarzes herzförmiges Blatt. 3. Auf dunkelblauem Grund Margerite mit fünf abgerundeten Bütenblättern in rotem Email, in der oberen Rankenbiegung eine mit drei weißen Punkten markierte Blume. 4. Auf dunkelgrünem Grund Rose (?) mit fünf rhombischen Blättern und weißem Stempel, über den Ranken schwarzes herzförmiges Blättchen. 5. Die größere eine fünfblättrige rotemaillierte Nelke, darüber eine kleinere fünfblättrige Knospe in schwarzem Email, die Narbe ist rot. 6. Auf dunkelgrünem Grund unten violette Nelke mit fünf spitzen Blättern und weißem Stempel, darüber von den Ranken zurückgebogen eine Knospe mit, zwei weißen Pünktchen und einem violetten herzförmigen Blütenblatt markiert. Auf der anderen Seite fehlt eine Platte, dort sind die ihren Platz bezeichnenden Ritzungen sichtbar. 2. Auf dunkelblauem Grund rote Nelke mit fünf Blumenblättern, darüber eine grünemaillierte kleinere Blume mit vier Blättern und rotem Stempel. 3. Auf violettem Grund weiße Blume mit fünf Blütenblättern und grüner Narbe, darüber grüne Blume mit vier Blättern und weißem Stempel - sie könnte eine Nelke oder Rose sein. 4. Auf hellgrünem Grund rotemaillierte Nelke mit fünf Blättern und weißer Narbe, darüber kleinere Rose mit fünf bogig endenden Blättern in weißem Email mit rotem Stempel. 5. Auf dunkelblauem Grund rotemaillierte fünfblättrige Nelke mit weißem Stempel.