Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)

KATALOG - GEGENSTÄNDE AUS PROTESTANTISCHEN KIRCHEN

Gotthard von Bikkszög schenkte der Kirche zu Vály 1632 einen silbervergoldeten Teller, der noch heu­te dort aufbewahrt ist." Literatur: FORGON 1909,260; Ausstellung 1992, 39, Nr. 92; Ausstellung 1993, 50, Nr. 64; Ausstellung 1994, 138, Nr. 81; Ausstellung 2002, 71, Nr. 5.5 147. DECKELHUMPEN Abb. 147 1916.51.2. Körmöcbánya (Kremnica, SK) evangelische Kirche 1. Hälfte 17. Jh. H: 24 cm; F-Dm: 12 cm; M-Dm: 8,8 cm Erwerb: in den Listen der mangelhaften Akten I. 1542-916 und ad Rln. 278-916 kommt er in der Aufzählung jener Stücke vor, die den Gegenstand des Kaufes bilden. Silber, vergoldet, getrieben, gegossen, graviert. Der niedrige Fuß steht auf einem gegliederten Rand, darüber auf einer Wölbung abwechselnd Engels­köpfe und Fruchtbündel. Darüber ist die Linie, wo Fuß und Humpenkörper zusammentreffen, in einem schmalen Streifen von einem geometrischen Band aus vertikalen Linien und Vierecken bedeckt. Der Körper des Humpens verjüngt sich ganz leicht nach oben. Auf seiner Fläche in ovalen bandumrahmten Feldern verkörpern weibliche Gestalten von barok­ker Zeichnung in weiten Gewändern mit reichem Faltenwurf die drei theologischen Tugenden: 1. Glaube: in der Rechten ein Kreuz, in der Linken ein pokalartiger Kelch, aus dem sich etwas Blatt­ähnliches - eine Palme (?) - erhebt. 2. Hoffnung: auf den unbekleideten Schultern ein Schleier, die Hände auf der Brust gefaltet. An den Füßen rechts ein Anker, links unten eine kleine Blume. 3. Die Liebe hat lange, auf die Schultern fallende Haare, ihr Gewand ist weit, faltig, auf dem rechten Arm hält sie ein Kleinkind, ein weiteres Kind zu ihrer Linken möchte von ihr auf den Schoß genommen werden. Zwischen den Figuren ein prachtvolles Renaissancedekor aus Muscheln und Früchten. Der Deckel ist gewölbt, darauf wiederholen sich Engels­köpfe und Früchte, größer als jene am Fuß. Ganz oben, auf einer spindelförmigen Basis, steht eine gegossene Bergmannsfigur mit Mütze und Leder­schurz, in der Rechten ein Pickel, in der Linken auf einer flachen Schüssel ein mit vier Krallen befestig­tes Erzstück. Der Kipper des Humpens ist als Nixe mit Fischschwanz und dem Oberkörper einer jun­gen Frau gestaltet. Hinter ihr sitzt der S-förmige ge­gossene Henkel, mit Herme und Perlenreihe verziert. Leider findet sich kein Meisterzeichen, sodass der Meister des wunderbaren Prachtstückes unbekannt geblieben ist. Wir halten es für das Erzeugnis einer Werkstatt von Körmöcbánya, da die Stadt nicht nur für ihre Goldminen, sondern auch ihre ausgezeich­neten Goldschmiede berühmt war. Auch die Berg­mannsfigur auf dem Deckel des Humpens und der Erzbrocken in seiner Linken betonen die Wichtig­keit der Bergstadt. Der Humpen wurde für die dorti­ge Kirche höchstwahrscheinlich von einem hervor­ragenden Meister der lokalen Zunft hergestellt. Literatur: DIVALD, 1910,236-242, Ausstellung 1970, Nr. 92; MIHALIK S. 1966, 16-20; H. KOLBA 2000, 86 148. POKAL Abb. 148 Poe.Jank. 95. Aus der Jankovich-Sammlung. Werk von Paulus Zilahy, Kolozsvár (Cluj-Napoca, RO) 1634 M: 17,3 cm; F-Dm: 7,3 cm; M-Dm: 8,5 cm Erwerb: aus der Jankovich-Sammlung Silber, vergoldet, getrieben, graviert. Der runde Fuß steht auf einem gegliederten Rand und hat am Saum der Wölbung ein graviertes Muster aus Blät­tern und Spiralen, die Wölbung schließt sich mit einer kegelstumpfförmigen Spitze an den vasen­förmigen, blasenverzierten Nodus mit zwei durch­brochenen schneckenförmigen Henkeln an. Der Becher des Pokals ist trichterförmig und hat unter dem Mundrand ein graviertes Dekor aus Spiralen und Lambrequins in einem vergoldeten Streifen, darunter die gravierte Inschrift: „IOZANOK : LÉGIETEK : ES VIGIAZATOK : HOGIKESZEN : TALÁLTASSATOK : PZ 1634." Die erste Hälfte des Bibelspruches ist im Petrusbrief 5,8 zu finden (Seid nüchtern und wachet), doch ist die zweite Hälfte in dieser Form (damit ihr bereit gefunden werdet) nicht in der Heiligen Schrift zu finden. Im Fuß ein graviertes Meisterzeichen, das Mono­gramm von Paulus Zilahy, der zwischen 1635 und 1651 in den Aufzeichnungen der Kolozsvárer Zunft erwähnt wurde (KÖSZEGHY 1936, Nr. 997). Der Pokal von profaner Form kann auf Grund des darauf befindlichen Zitats zu den liturgischen Ge­genständen gerechnet werden, wahrscheinlich wur­de er einer Kirche gestiftet. Die Form des Pokals ist

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