Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)

KATALOG - GEGENSTÄNDE AUS PROTESTANTISCHEN KIRCHEN

Inschrift: „Job.C.I.V.21: Dann sagte er: Nackt kam ich hervor aus dem Schoß meiner Mutter, nackt kehre ich dahin zurück. Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, gelobt sei der Name des Herrn". Auf dem einen Erker steht seine Frau, die ihn verspottet. Ganz unten wieder hebräisch: „Cap. 19. V. 24-25: Mit eisernem Griffel und mit Blei für immer gehauen in den Fels! Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt", in der anderen Ecke „C.42.V. 12: Der Herr aber segne­te die spätere Lebenszeit Hiobs mehr als seine frü­here, so daß er vierzehntausend Schafe kriegte und sechstausend Kamele und tausend Joch Rinder und tausend Esel". Unter der Hauptszene steht der Name von István Pilarik: „M(agister) Stephanus Pilarik Ecclesiae Evangelicae Pastor", der 1683 aus Korpona in die evangelische Gemeinde von Selmecbánya kam. Er dürfte den Humpen entworfen haben, darauf deutet die Rolle seines Schutzheiligen St. Stephan hin. Die Herstellung des Humpens wird natürlich mit Hilfe gemeinsamer Gaben verwirklicht worden sein. Auf dem ausbuchtenden Ring über dem glatten Rand des Humpendeckels läuft ein Blätter- und Blumenmuster um, identisch mit jenem des Fußes, aber mit vier Engelsköpfen bereichert. Oben auf dem Deckel ist in einer vasenförmigen Fassung ein klei­nes Stück Erz mit Krallen gefaßt, auf die Bedeu­tung der Bergstadt Selmecbánya hinweisend (ähn­lich wie bei Nr. 148). Im Inneren des Deckels eine vergoldete Salvatormedaille mit Christuskopf. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6). Der Kipper des Humpens ist gegabelt und mit einer Maske verziert. Der Henkel ist aus Blech, au­ßen mit einem graviertem Blumenmuster, auf der Seite eingraviert „Johann Weidner", der Name des Goldschmieds. Es ist ungewöhnlich, dass er nicht sein Zeichen eingeschlagen hat, was zu dieser Zeit obligatorisch war, sondern nur seinen Namen ein­gravierte. Vielleicht arbeitete er außerhalb der Zunft, obwohl er unseren Angaben gemäß um 1655 den Titel des Zunftmeisters erwarb. Seine Werk mit den vielen und sehr detaillierten, aber genau bestimm­ten und mit Inschriften versehenen Szenen ist ein­malig unter den Humpen des 17. Jh. Die Geschichte des Humpens ist 200 Jahre hindurch bekannt: Am Anfang des 18. Jh. gelangte er in den Besitz von Anna Zichy, Gemahlin von Gábor Talián. Im Mai 1771 kaufte ihn die Gemeinde von Nemeskér an, die kurz vorher den Bau ihrer eigenen Kirche vollendete (1762). 1913 wurde er von B. Rajnard als deren Eigentum erwähnt. 1927 war er im Besitz von Emil Delmár, der ihn ausstellen ließ. Literatur: BUNKERT 1913, 183-189; Ausstellung 1927, Nr. 58; KÖSZEGHY 1936, 328, Nr. 1954; Aus­stellung 1970a, Nr. 114; SZILÁGYI 1979/2, 19-26; Ausstellung 1983,43, Nr. 496; SZILÁGYI 1984, 153­163; H. KOLBA 2000, 86-88; Ausstellung 2002, 74, Nr. 5.10 162. POKAL Abb. 162 Poc.Jank.110. Siebenbürgen 1687 H: 22,9 cm; F-Dm: 7,9 cm; M-Dm: 8,4 cm Erwerb: aus der Jankovich-Sammlung Silber, vergoldet, getrieben, punziert, graviert. Der runde Fuß steht auf einem schmalen glatten Rand. Die Wölbung ist hochgezogen, getrieben, mit sechs großen Blasen verziert, die von punzierten Blättern umrahmt sind. Der obere Teil des Fußes ist ein ho­her Zylinder, der sich oben bogig verengt und von einer Platte mit gewelltem Rand abgeschlossen ist. Der kugelförmige Nodus ist von vier durchbroche­nen fragezeichenförmigen Henkeln umgeben. Der Boden des Pokals wölbt sich bogig aus, verengt sich in der Mitte und wölbt sich im oberen Teil erneut aus. Auf der unteren Hälfte ist er mit kleine­ren und im oberen Drittel mit größeren getriebenen Blasen verziert, der Raum dazwischen ist mit pun­ziertem Blättermuster ausgefüllt. Unter dem schma­len Mundrand die gravierte Inschrift: „EZ PO­HART TSINALTATIA I(ste)N TISZTELETIRE GIEROFI GEÖRGYNÉ ASSZONYOM N RE BA 1687" (Diesen Becher ließ die Frau von György Gyeröffy 1687 zur Ehre Gottes anfertigen). György Gyerőffy war 1681 und 1682 erster Gesandter des Fürstentums Siebenbürgen an der türkischen Pfor­te, sowie Schöffe am Tafelgericht und Oberrat, sei­ne Gemahlin schenkte den Pokal wahrscheinlich einer Kirche im Komitat Kolozs. Ez.PoHART*T<?lNATATiA* Í&* Literatur: Ausstellung 2002, 149, Nr. 100

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