Lovag Zsuzsa: Mittelalterliche Bronzgegenstände des Ungarischen Nationalmuseum, (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 3; Budapest, 1999)
Katalog - Vortragekreuze und Korpusse
gravierte Strichlierung, an dem rockartigen Lendentuch schräg laufende Falten, dazwischen bogig gravierte Lhiienverzierung. Die Beine sind eng geschlossen, gerade ausgestreckt, unter den großen Füßen bogenförmige Platte mit Nagelloch. Die Krone ist unvollständig, die Vergoldung stark abgetragen. Die Krone mit Giebelaufsatz und die schräg laufende Raffung des Lendentuchs kommen bei Korpusse vor, die von Limoges beeinflußt sind. Der Korpus wurde in den Ruinen der Kirche von Zsámbék (Kom. Pest) gefunden, das Museum kaufte es vom Pfarrer von Pilisszentlászló. LOVAG 1994, 11-28. 77. KORPUS EINES VORTRAGEKREUZES Abb. 77 Ungarisch, Mitte des 13. Jh. Bronze, gegossen, graviert, vergoldet. H: 11,5 cm, B: 5,5 cm Inv.Nr. 1876.15.9. Korpus in frontaler Haltung, auf dem gerade gehaltenen Haupt eine niedrige Krone mit vier Giebelaufsätzen. Die Augen sind offen, Haare, Schnunbart und Bart sind nicht dargestellt. Dicker Hals, die dünnen Arme gerade ausgestreckt, unter dem Ellbogen sind beide brüchig. Auf der Brust gravierte, bogenförmige Rippen. Auf dem Lendentuch ein glatter Gürtel, das Tuch selbst ladet weit aus, auf ihm gravierte, keilförmig laufende Raffung, unten zwischen einer Doppcllinie durch gravierte Strichlierung dargestellter Saum. Die dünnen Beine sind eng zusammengeschlossen, ausgestreckt, unten eine gebogene Platte mit Nagelloch. Die Formen des Korpus zeigen zum Teil Beziehungen zu den um das Kreuz Nr. 43 gruppierbaren Christusdarstellungen des 12. Jh., zum anderen Teil - in der Form der Krone, des Lendentuches und der Rippendarstellung - zu den Stücken, die unter dem Einfluß des Imports aus Limoges entstanden waren. Herkunftsort unbekannt, durch das Museum von einem Kunsthändler erstanden. Nicht publiziert. 78. KORPUS EINES VORTRAGEKREUZES Abb. 78 Italien (?) 12. Jh. Bronze, gegossen, graviert, vergoldet. H: 9,1 cm, B: 4 cm Inv.Nr. 1934.158. Das grob geformte Haupt des Korpus ist etwas nach vorn geneigt, es trägt eine Krone mit vier Giebelaufsätzen in Kreuz- oder Lilienform, auf diesen graviertes Linicnkreuz. Stand der Augen, Schnurrbart und Bart lassen sich nicht wahrnehmen, das lange Haar fällt in einer um das Gesicht herum schräg gekerbten, gedrehten Locke auf die Schulter. Die dünnen Arme wurden nachträglich nach unten gebogen, die rechte Hand ist brüchig, der Linke Arm im Ellbogen abgebrochen. Die Brustmuskeln und die untersten Rippen sind durch bogenförmige, gravierte Linien angedeutet. Am Lendentuch ein glatter Gürtel, an den Hüften eine zurückfallende Falte, auf dem sich Nach unten verengenden Tuch befinden sich gravierte, V-förmige Falten. Die Beine sind nebeneinander ausgestreckt, unter den Füßen stufenförmig sich nach unten verengendes Suppcdancum, mit abgebrochenem unterem Ende. Der Korpus zeigt wenig Beziehung zum ungarischen Material, Krone und Lendentuch kommen in dieser Form auf italienischen Parallelen vor. Herkunftsort unbekannt, vom Museum aus der Sammlung Hugo Kilényi erstanden. POSTA 1918, 159, Abb. 21. 79. KORPUS EINES VORTRAGEKREUZES Abb. 79 Ungarisch, zweite Hälfte des 13. Jh. Bronze, gegossen, graviert, vergoldet. H: 8,3 cm, B: 5 cm Inv.Nr. Ö/1.78.1. Korpus in frontaler Haltung, mit geschlossenen Augen dargestellt, das Haar ist auf der Stirn durch einen geraden Strich abgegrenzt und durch parallele, gravierte Lmien angedeutet, Schnurrbart und Bart fehlen. Die waagerecht ausgestreckten, dünnen Arme sind brüchig, beide Hände fehlen. Auf dem Brustkorb mit emer Lüne umrissene Uförmige glatte Oberfläche, an den Seiten mit gravierten, geraden Linien angedeutete Rippen. Auf dem Lendentuch ein glatter, schmaler Gürtel und gravierte, senkrechte, etwas auseinanderlaufende, dichte Raffung. Die sehr kurzen Beine sind im Knie etwas gebeugt, sie haben Abstand voneinander, zwischen ihnen eine Gußschicht, die bis an die Knöchel reicht. Die Fußzehen sind durch Graviening angedeutet, der zur Befestigung dienende Nagel geht durch die Gußschioht zwischen den Beinen durch. Der Korpus gehört zu den heimischen Exemplaren, die unter dem Einfluß der Importware aus Limoges entstanden sind; das französische Beispiel erscheint in erster Linie in der Zeichnung des