Lovag Zsuzsa: Mittelalterliche Bronzgegenstände des Ungarischen Nationalmuseum, (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 3; Budapest, 1999)
Einführung - Die mittelalterlichen Bronzegegenstände des Ungarischen Nationalmuseums
Sammlungen oder als Geschenk in die Sammlung, und einige von ihnen sind aus dem alten Bestand des Museums erneut inventarisierte Stücke. Bekleidungsstücke (Kat. Nr. 232-251) Die zur Bekleidung gehörenden Stücke bilden den am schwersten einzugrenzenden Teil des Kataloges, da Typ und Form der allermeisten von ihnen mit den aus Edelmetall bestehenden Stücken ähnlicher Bestimmung übereinstimmen. Einzig die Schlüsselhalter (Kat. Nr. 247-251 ) sind charakteristische Bestandteile des Bronzehandwerks, weil sie keine Parallelen aus Edelmetall haben. Die aus Bronze gegossenen Menschenfiguren manchmal sich umarmende Paare - haben auf dem Rücken ein langer Haken für den Gürtel und unter den Füßen einen Bügel oder eine Löcherreihe für die einzuhängenden Schlüssel. Genaue Entsprechungen finden sich im süddeutschen Fundgut, vermutlich sind auch die Stücke des Nationalmuseums dort entstanden. Von einem Schlüsselhalter wissen wir sicher, daß er ein ungarischer Fund ist, dementsprechend waren sie auch bei uns in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gebräuchlich. Für sämfl iche Schnallen (Fürspanc) zum Zusammenhalten des Halsausschnittes der Frauenkleider bzw. Hemden sind Entsprechungen aus Silber auch im ungarischen Material bekannt. Die Bronzevarianten der rhombischen Schnallen aus einem dünnen Stab, der sechsoder achteckig sternförmigen und der runden Schnallen, mit zumeist nicht zu interpretierender Aufschrift oder nur mit Buchstaben verziert, beweisen, daß die Tracht der Vornehmen auch in den niedrigeren Schichten der Gesellschaft nachgeahmt wurde. Dasselbe trifft auch auf die Gürtelschnallen zu, wenn wir auch genaue Parallelen aus Edelmetall der mit gepreßtem Riemenhalter versehenen gegossenen Schnallen (Kat. Nr. 239-244) nicht kennen. Sie vertreten wahrscheinlich einen im Gemeinvolk verbreiteten selbständigen Typ, einzig die Form der Schnallenringc stimmt bei einigen Stücken (Kat. Nr. 239, 243) mit denen der silbernen Gürtelschnallen überein. Bestandteile von Waffen und Pferdegeschirren (Kat. Nr. 252-279) Das Ungarische Nationalmuseum besitzt eine selbständige Waffcnsammlung, die die Waffen von der Landnahmezeit bis zur neuesten Zeit sammelt. In der Mittelaltersammlung befindet sich ein einziges - als „Gewicht" bestimmtes Objekt, von dem sich bei der Bearbcimng für den Katalog herausstellte, daß es zur Bewaffnung der russischen leichten Reiterei im 12.-13. Jahrhundert gehörte (Kat. Nr. 252). Der einst zu einem Streitkolben mit Kette gehörende, mit Tierfiguren verzierte Bronzeknauf kam mit der Ráth-Sammlung ins Museum, sein Herkunftsort ist unbekannt, aber aufgrund der Verbreitung russischer Reliquiar-Pektoralkreuze in Ungarn kann er bereits im Mittelalter nach Ungarn gelangt sein. Ebenfalls mit der Sammlung von György Rath kaufte das Nationalmuseum ein emailliertes sechsbogiges Anhängsel an, das als der Kennzeichnung der Rüstung dienender Gegenstand in die Waffensammlung gelangte (Kat. Nr. 278). Die Katalog-Aufarbeitung eines ähnlichen, mit der Delhaes-Sammlung angekauften und in der mittelalterlichen Bronzesammlungunpublizierten Stückes (Kat. Nr. 279) machte darauf aufmerksam, und so werden beide im heimischen Material bisher einzigartige Anhängsel mitgeteilt. Von den das Riemenwerk der Pferdegeschirre des 12.13. Jahrhunderts verzierenden durchbrochenen, runden Anhängseln gibt es in der Mittelaltersammlung relativ viele. Unter den zumeist mit Tierfiguren oder mit Tieren kämpfenden Menschengestalten verzierten Anhängseln befinden sich fein bearbeitete, vergoldete Exemplare hervorragenden Qualität (Kat. Nr. 254, 259, 260, 265), für deren zwei - Nr. 259 und 260 - sich Parallelen im Bronzchandwerk des Rheinlandes fanden. Das letztere zeigt einen Drachen mit Vogelkörper, mit - heute bereits leeren - Emaillebetten an den Flügeln und türkisgrüner Emaillierung in den Rankenverzieningen. Die Mehrheit der vom Brustriemen herabhängenden Scheiben sind jedoch einfache Stücke mit recht oberflächlichen Darstellungen, von ihrer Vergoldung sind nur zum Teil noch Spuren vorhanden. Gesondert müssen die Trensenbeschläge der Mittelaltersammlung behandelt werden (Kat. Nr. 268-276). Am Beginn unseres Jahrhunderts wurden drei reich mit vergoldeten Kupferbeschlägen verzierte mehr oder weniger vollständige Kandarengebisse in der Umgebung von Budapest gefunden, eines in der Nähe von Gödöllő und zwei in Zsámbék. Alle drei kamen in die Waffensammlung und wurden mehrfach publiziert, wesentlich ist vor allem die Bearbeitung von Zoltán Tóth (TÓTH 1920-22). Denen der Kandarengebisse ähnliche Zierbeschläge gibt es aber auch mehrere in der Mittelaltersammlung, von welchen keiner bisher publiziert wurde. Bei einzelnen von ihnen tauchen aber Zweifel auf, ob sie tatsächlich aus dem Mittelalter stammen. Vor allem die Stücke mit Kat. Nr. 269-272 weichen hinsichtlich ihrer Form, Darstellung und Technik mehr- oder weniger von den Gebißbeschlägen ab. Es ist vorstcllbar, daß nach der Entdeckung der gewiß großes Aufsehen erregenden Gebißfunde einige ähnliche Fälschungen hergestellt wurden, besonders zweifelhaft ist, ob es sich bei den nach