Lovag Zsuzsa: Mittelalterliche Bronzgegenstände des Ungarischen Nationalmuseum, (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 3; Budapest, 1999)
Katalog - Fragmente
Achtbogige runde Platte, auf der Vorderseite figuráié Verzierung vor emailliertem Hintergmnd. Auf dem schmalen, herausstehenden Bandrand parallele Kerbung, auf der Innenseite schmale Rippe. Der aus dem eingetieften Hintergmnd flach herausragende, sich halb nach links wendende Mann hält in seiner erhobenen Rechten ein Spruchband, seine linke Hand weist auf das Spmchband hin. Um den Kopf sieht man eine Mütze mit gezacktem Rand (?), das lange Haar fällt auf die Schultern, er trägt einen Bart. Auf der Schulterdes über denKnien endenden, umgürteten Mantels Wollfransen in zwei Reihen und auch über den Schenkeln. Der enge Ännel reicht bis zum Handgelenk. Beine und Füße sind unbekleidet, über die Füße geht die gravierte Rippung der Umrahmung. Die beiden Enden des senkrechten Spnichbandes ringeln sich zurück. Auf dem Band in gotischen Minuskeln die Insclirift: „ecce anus a.'\ in den Buchstaben die Reste schwarzer Emaille. Hinter der Männerfigur eine drei Blüten tragende, tulpenartige hohe Pflanze, vor ihm eine ähnliche Blume auf hohem Stiel. Die Platte ist abgewetzt, verbogen, oben ist ein Stück vom Rand abgebrochen. Die Hintergnindemaille ist vollständig ausgebröckelt, Vergoldung ist nur in den tiefer gelegenen Teilen, in den gravierten Linien erhalten. Auf der Rückseite tiefe Kratzer. Die Bestimmung des Objekts ist unbekannt, vielleicht war aber der Bruch oben die Stelle einer Aufhängeöse. Herkunftsort unbekannt, durch das Museum von einem Kunsthändler gekauft. Nicht publiziert. 292. MESSERSTIEL Abb. 292 Ungarisch (?) erste Hälfte des 15. Jh. Messing, gegossen, graviert. L: 9,3 cm Inv.Nr. 1934.161. Gekrönte, stehende Frauenfigur, die auf ilirem linken Arm ein Lamm hält. Die Giebelzierden der hohen Krone sind dreizackige Blätter, der Rand unten ahmt gewundenen Draht nach. Das lange Haar der Frau reicht nahezu bis zur Taille, ihren in einem langen Ännel steckenden rechten Ann hebt sie vor die Brust, auf iluem anderen Ann hält sie die kleine Tierfigur. Ihr Gewand wirft an derTaille plastische schräge und senkrechte Falten, an der Hüfte drei waagerechte Furchen. Der lange Rock verjüngt sich nach unten, bildet ein achteckiges Prisma, amunteren Saum eine Minuskelinschrift, bis zur Unleserlichkeit abgewetzt. Am Ende eine spitze, inandelfönnige Öffnung mit schmalem, herausstehendem Rand für den Dom des Messers. Das Stück ist vor allem auf dem Rockteil abgewetzt. Die Figur stellt vermutlich die Heilige Agnes dar, die vom 14. Jh. an oft mit einer Krone Dargestellt wurde. Herkunftsort unbekannt, durch das Museum von einem Kunsthändler gekauft. Nicht publiziert. 293. MESSERSTIEL Abb. 293 Ungarisch, 15. Jh. Bronze, gegossen, ziseliert. L: 8,6 cm, B: 1,4 cm Inv.Nr. 1925.2 Lb. Aus doppelter Bronzeplatte bestehender Messerstiel, gegen die Klinge hin verdickt, mit dicker Rippe und paralleler Kerbung verziert, mit Loch zur Befestigung der sich in den Griff zurückbiegenden Klinge. Am anderen Ende doppelte Rippe und die Figur eines grob geformten Löwen mit erhobenem Kopf. Die Mähne bilden parallel ziselierte Striche. Der Schweif ist auf den Rücken zurückgebogen. Abgewetzt, die Klinge fehlt. Herkunftsort unbekannt, durch das Museum von einer Privatperson mit einer aus Eßbestecken bestehenden Sammlung gekauft. Nicht publiziert. 294. KANNENHENKEL Abb. 294 Deutsch, Ende des 15. Jh. Bronze, gegossen. L: 15 cm, B: 2,9 cm Inv.Nr. 1904.59.3. Drachenfigur mit schräg geripptem Körper, mit sich verjüngendem, welligem Schweif. Die beiden Vorderbeine sind vorgestreckt und enden in drei auseinandergestreckten Krallen. Der Kopf ist zurückgewendet, die großen, spitzen Ohren sind zurückgeschlagen, das Maul ist offen mit großer, herausgestreckter Zunge, die mandelförmigen Augen sind durch eine eingetiefte Linie angedeutet. Aus dem Hals ragt - dem Kopf gegenüber - eine doppelte Platte heraus, daran mit Scliarnier befestigt eine aus einem zurückgebogenen Band gestaltete Kippvorrichtung. Der zu einer gotischen Kanne gehörende Drachenhenkel ist-wie üblich-separat gegossen worden, die Füße des Tieres waren seinerzeit unterhalb des Mundrandes an die Kannenwand gestützt, die gelenkig anschließende Kippvorrichtung war an den Deckel gelötet. Der Drachenschweif stützte sich an den Bauch des Gefäßes. Sehr älinlichc Gefäßhenkel stellt mit der Kanne zusammen P.LOCKNER 1982 Abb. 175-185. vor. Angeblich in Kis-Köszeg (Koni. Vas) zum Vorschein gekommen, vom Museum mit römerzeitlichen Gegenständen zusammen gekauft. LOVAG 1994, V-28.