RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

knäuel der theatralisch aufgebauten Allegorien und Aphotheosen verschwanden und nicht sel­ten auf die Sinnlichkeit rechneten. Deshalb be­gegnen wir im figuralen Themenkreis der Fayen­cefabrikation häufiger Stoffen mit religiöser Be­ziehung, als bei den Porzellanerzeugnissen, ob­gleich auch unter diesen, wenn auch viel sel­tener, ähnliche Aufgaben vorkommen. Die Fa­yencekunst bringt noch den Geist des Barock zum Ausdruck, während die Kunst des Por­zellans ein getreuer Begleiter der Stimmung der Rokokowelt mit ihrem falschen Schimmer des Lebens ist. In den bildhauerischen Lösungen der Fa­yencefabrikation konnten in Ungarn nur zwei Fabriken erfolgreiche Arbeit aufweisen • Holies und Tata. Holies als früher errichteter und älte­rer Betrieb hat natürlich auf diesem Gebiet mehr erzeugt als Tata, aber um nichts besser. Im Be­trieb der vornehmen und mit allen Mitteln ge­förderten kaiserlichen Gründung waren nur die Bestellungen zahlreicher, und daher rührt das zahlenmässige Übergewicht Tata gegenüber. Da die Gründungsumstände und Ziele dieser Fab­riken von einander abwichen, ist schon darin eine Erklärung für die Lösungsmöglichkeiten der grossartigeren Aufgaben von Holies gegeben. Tata hatte es sich in seinerZielsetzung zur Grund­lage gemacht, die Ansprüche der ungarischen Bürgerschaft zu befriedigen, und danach stellte es seine Berechnungen auf, während Holies mit seinem ansehnlichen Grundkapital, seinen vor­nehmen Bestellern und der weiteren Unter­stützung durch den Wiener Hof ohne Risiko bestrebt sein konnte, höhere künstlerische Ziele zu erreichen. In Anbetracht des zur Verfügung stehenden Betriebskapitals bestand also nur in den aus den materiellen Verhältnissen abzulei­tenden Zielsetzungen ein Unterschied zwischen der Tätigkeit der beiden Fabriken, und diese Abweichung bestimmte zugleich bei jeder die Aufgaben und Ergebnisse der Fabrikation. Alles, worin Holies hervorzuragen scheint — und das hat es gerade seiner Kleinplastik zu danken — war auch in Tata weder problematisch noch undurchführbar. Tata konnte schon deshalb nicht hinter Holies auf diesem Gebiet zurück­stehen, weil gerade der Modelleur der figuralen und naturalistischen Stücke von Holies, der Bildhauer Anton Schweiger, sich in Tata nie­dergelassen hatte. Anton Schweiger gelangte hier zur Höhe seiner Kunst und wurde nicht nur Bildhauer der Fabrik, sondern zugleich auch Hofbildhauer der Grafen Esterházy. Doch ist die Vergleichung der bildhauerischen Gegen­stände und die künstlerische Bewertung dieser Holies gegenüber heute sehr erschwert durch die geringe Zahl der erhalten gebliebenen Denk­mäler des kleineren Tataer Betriebs. In Holies finden wir im Jahre 1746 die erste authentische Aufzeichnung über Arbeiten, die von der Hand eines Bildhauers stammten. Über die Tätigkeit des Bildhauers, dessen Na­men unbekannt ist und der auch nicht in Ho­lies, sondern in Öberösterreich in Puisdorf lebte, wissen wir nicht einmal so viel, ob seine Ar­beit sich auf figurale Pflanzenformen, oder nur auf das Modellieren feinerer Gefässformen be­schränkte. 1 6 1754 erwähnt das Ausgabebuch von Holies schon Kopien von Porzellanfiguren von einem ebenfalls unbekannten Bildhauer. 17 Nach Schireks Meinung sind in Anbetracht dessen, dass es sich in zwei verschiedenen Posten um die Herstellung von im ganzen neun Stücken handelt, die auf Kopien sich erstrecken­den bildhauerlichen Betrauungen noch lediglich als Experimente zu betrachten. Es ist möglich, dass der nicht genannte kopierende Bildhauer einer der beiden im Personalausweis des Jah­res 1755 erwähnten Bildhauer, Rudolf Ochsner odes Paul Buchberger war. 1 8 Ihre Tätigkeit lässt sich mit dem Modellieren der damals allgemein beliebten in Pflanzenformen gehüllten und mit naturalistischer Farbengebung bemalten Gefässe in Verbindung bringen, die seit 1754 nach Strassburger Vorbildern auch in den Holicser Verrechnungsdaten eine Rolle spielen (Artischo­ke, Melone, Zitrone, Blatt). 1 9 Die Versuche gelangen, und auf Grund der befriedigenden Ergebnisse dachte die Ho­licser Fabrik jetzt daran, einen Bildhauer auf­zunehmen, den man ständig beschäftigen könn­te. Bis jetzt hatten nämlich fremde, an anderen Orten lebende oder nur zu Gelegenheitarbeit berufene Bildhauer für den Betrieb gearbeitet, was die gemeinsame Arbeit erschwerte. Und gerade in diesen entscheidenden Zeiten meldete sich in Holies mit der aus Elsass-Lothringen eingewanderten kleinen Arkanistengruppe zu­sammen der begabteste Bildhauer der Fabrik, Anton Schweiger. 1 6 C. Schirek a. a. 0. S. 12, 207. 1 7 C. Schirek a. a. 0. S. 15. 1 8 C. Schirek a. a. 0. S. 16. 1 9 C. Schirek a. a. 0. S. 15.

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