RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - III. Die Glanzzeit der Fabrik (1772-1788).

- 109 — Tata zu verlassen und andernorts sein Fort­kommen zu suchen. Sobald er von der Absicht seiner Mutter erfuhr, reichte er deshalb kurz entschlossen noch im Sommer vor Schlögls Eheschliessung dem Wiener Hof ein Angebot im Interesse der Ret­tung der Wiener Porzellanfabrik ein, die seit zwei Jahren ohne Leitung verkümmerte und gerade öffentlich versteigert werden sollte. 2 4 In seiner Eingabe, die er Entwurf nennt, bietet er seine Dienste an und spricht die sichere Hoff­nung aus, die Fabrik werde einen neuen Auf­schwung nehmen, falls man statt des voraus­sichtlich vergeblichen Versuches, sie zu ver­kaufen, ihn mit der Leitung betrauen würde. Aber trotzdem mit der Zustimmung seiner Mu­ter er sich selbst vorzüglich qualifizierte und als Direktor der Tataer Fabrik bezeichnete, gelang sein Plan nicht. In überhitztem Selbstvertrauen bestimmte er nun selbst den Weg, auf dem er seinem Talent Geltung verschaffen wollte. Er trennte sich endgültig von Tata, seinen Kind­heitserinnerungen, seiner Mutter und Stiefschwes­ter und von den Werkstätten, die ihm ans Herz gewachsen waren und voller Willenskraft er­richtete er seine eigene Gründung, die Fayence­fabrik in Buda. Nach Tata kehrte er niemals zurück, nicht einmal zu Besuch. Die Familien­bande waren zerrissen, und als er unter den drückendsten Sorgen lebte, waren es nicht seine im Wohlstand lebende Stiefschwester und sein Schwager, sondern die Verwandtschaft seiner Frau, die Mitglieder der. Familie Perczel von Bonyhád, die ihm halfen. 2 5 Das Schicksal be­handelte ihn stiefmütterlich. Und obwohl er ein mit Talent und grossen Plänen gesegneter Ke­ramiker war, machten Bürokratismus und Eifer­süchtelei seine Bestrebungen zunichte. Seelisch und körperlich gebrochen starb er im Jahre 1822. 2 8 In derselben Zeit (1785—86) arbeitete in der Tataer Fabrik auch Wenzel Wodnarzik, ein modellierender Wanderbursch, der von Holies kam. Von seinem Vater gesucht, der Angestell­ter der Holicser Fabrik war, konnte er aber nur dann nach Holies zurückkehren, wenn er vor­her die von Frau Witwe Hermann aufgenomme­nen 15 Gulden Vorschuss zurückzahlte. 2' We­gen seiner ruhelosen Natur blieb er auch in Holies nicht lange. Während seiner neuerlichen 3 4 Siklössy L. a. a. O. S. 41., 42. 2 5 Siklössy L. a. a. O. S. 127. 2 0 Siklössy L. a. a. O. S. 127. 3 7 C. Schirek. a. a. 0. S. 126, Wanderungen versuchte er, wie es scheint, sein Heil in einer jeden der heimischen Fayence­fabriken und Werkstätten. Er suchte unter an­derem auch den Betrieb von D. Kuny in Buda auf, bis er sich schliesslich in Holies nieder­liess und in die dortige Fabrik zurückgelangte. Seine Tätigkeit ist vom Gesichtspunkt der Ta­taer Fabrik aus ganz unbedeutend, denn hier verbrachte er nur seine Lehrjahre. Ebenfalls in der Tataer Fabrik begann auch Lorenz Schweiger, der Sohn des herrschaftli­chen Bildhauers Anton Schweiger, seine Lauf­bahn. Während seiner Wanderjahre (1779— 1780) treffen wir ihn in Holies, 2 8 aber nach seiner Rückkehr Hess er sein Gewerbe stehen und arbeitete eine Zeitlang in der Bildhauer­werkstätte seines Vaters, bis er auch dieser Ar­beit überdrüssig wurde und sich der Malerei zuwandte. 2 9 Die eingeschränkte Produktion der Holi­cser Fabrik und die infolgedessen eingetretenen Erwerbsverhältnisse führten dazu, dass auch unter den älteren Angestellten immer mehr den Wanderstab in die Hand nahmen und an­dernorts unterzukommen versuchten. Aus Ho­licser Quellen wissen wir, dass der Dreher­arbeiter und Modelleur Michael Ellich (Öhlich) ebenfalls auf der Suche nach besserem Fort­kommen nach Tata gelangte. 8 0 Vorher, um 1784, hatte er in Stomfa die Krügelmacher aufgesucht, war aber offenbar auch dort nicht auf seine Rechnung gekommen, und setzte deshalb seinen Weg nach Tata fort. Wie lange er sich hier aufhielt, wissen wir nicht. Die Literatur erwähnt seine Rückkehr nach Holies, Spuren davon fin­den wir aber nicht. Die übrigen Angestellten der Tataer Fab­rik in ihrem goldenen Zeitalter deckt einstwei­len, solange wir nicht auf neue Quellen stossen, das Dunkel der Anonymität. Wir haben uns bemüht, die Geschichte jener fast unbekannten Zeit der Fabrik zu schreiben und ein Bild von ihr zu zeichnen. Vielleicht ist dies Bild deshalb nicht vollständig, wenigstens in den Einzelheiten nicht so erschöpfend wie die Geschichte der Holicser Fabrik in Schireks Werk. Doch lässt sich auf Grund unserer bisherigen Kenntnisse schon jetzt feststellen, dass für die Entwicklung der Tonindustrie in unserem Vaterlande Tata mehr bedeutet, als eine einfache, isolierte Er­2 8 C. Schirek. a a. 0. S. 125. 2 9 Gr. Esterházysches Arch. Protokolle. 3 0 C. Schirek. a. a. 0. S. 116.

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