RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)
Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - II. Neuerliche Inbetriebsnahme der Fabrik (1768-1772)
- 99 — lang als Malerlehrling in der Holicser Fabrik. 1 9 Die Wirksamkeit Paul Deutschers lässt sich an den in der Tataer Fabrik hergestellten Gefässen nicht authentisch nachweisen, ebensowenig können die in Holies gemalten Gegenstände mit seinem Namen versehen werden, obwohl er zu den geschulteren Malern gehörte. Aller Wahrscheinlichkeit nach können die Früheren Erzeugnisse der Fabrik, die die punktierte kobaltblaue Marke tragen, mit seinem Namen in Verbindung gebracht werden. So hat vielleicht Deutscher die mit Blumensträussen in weicheren Farben geschmückten Gefässe und Weihwasserbehälter sowie einen Teil der Teller mit Krebsen gemalt. Den schmerzlichsten Verlust für Holies bedeutet gleichwohl der Abgang des dritten Mitglieds der nach Tata verzogenen Gesellschaft, des Bildhauers Anton Schweiger. Als Künstler von Geblüt war er bestrebt, sich frei zu machen von der Atmosphäre der Fabrik mit ihrem Grossbetrieb und ihren Bindungen, von der handwerksmässigen Beschäftigung und den — dazu noch recht selten gestellten — Aufgaben der Kleinplastik, die sein künstlerisches Sehnen nicht befriedigten. Holies und seine Umgebung war kein geeigneter Ort für die Entwicklung seiner Künstlerseele, es fehlte ihm der grossmütige Gönner, der Aufträge gebende Mäzen. Deshalb schloss er sich beim Abgang seiner zwei Kameraden diesen als Reisegenosse an, auch er nahm Abschied von Holies. Die geteilte Arbeitsgemeinschaft des Triumvirates, das sich seiner Kraft bewusst war, ermöglichte ihnen, den Grund zu einem erfolgreichen selbständigen Unternehmen zu legen. Aber Schweiger hatte auch seine geheime Hoffnung nicht aufgegeben, dass ihm das Schicksal vielleicht einen solchen Platz bescheren werde, wo er neben der notgedrungenen Beschäftigung mit Kleinplastik auch eine Betrauung zur Befriedigung grösserer künstlerischer Ansprüche erhalten könnte. Er strebte nach einem selbständigen, unabhängigen Künstlerleben. Er hatte auch nicht zu dem engeren Verband der Holicser Fabrik gehört, denn diese gab ihm nur von Zeit zu Zeit Arbeit für die Herstellung figuraler Gegenstände. Aber Schweiger wollte sich nicht an die Fabrik und an Holies binden und nur in der Zwangslage seiner kampfreichen Jugendjahre übernahm er die Arbeiten. 1 9 Schirek a. a. 0. S. 99. Noch in den Jahren um 1750, während seiner ersten Künstlerwanderung mag er, — 27 oder 28 Jahre alt — nach Holies gekommen sein, wo die Fabrik nach dem Beispiel der figuralen Schmuckstücke der berühmten Porzellanfabriken und vor allem unter der Wirkung von Kändlers Meissener Porzellanfiguren, mit diesen wetteifernd den Versuch machte, ähnliche Einfälle zu verwirklichen. Die Fabrik hatte allerdings schon früher, so in den Jahren 1746 und 1754, den einen oder anderen unbekannten Bildhauer beschäftigt. Im Jahre 1755 gibt aber das Namensverzeichnis der Angestellten schon die Namen von zwei Bildhauern ; Rudolf Ochsner und Peter Buchberger. 2 0 Es ist nicht unmöglich, dass die Stelle der hier erwähnten, provisorisch aufgenommennen Wanderbildhauer, schon im Jahre 1755 oder 1756 Schweiger einnehmen konnte. Ganz glaubwürdig finden wir den Namen Schweigers in der französisch geschriebenen Abrechnungsliste des wirtschaftlichen Leiters und späteren administrativen Direktors der Holicser Fabrik, Le Due : Schweiger hat im Jahre 1756 für die Fabrik 34 Plastiken modelliert. 2 1 Es scheint, dass der Geist der Neuerungen Nikolaus Germains, des ersten Werkmeisters der Fabrik in Holies seit 1754, die figuralen Darstellungen eingeführt hat, die um die Mitte des Jahrhunderts immer mehr Raum gewannen. Ihr Erscheinen führte zu einer wahren Revolution im keramischen Gewerbe. Mit Hilfe der entwickelten Technik konnten die bizarrsten plastischen Einfälle zur Ausführung kommen, und so wurden diese Plastiken die sog. Meisterwerke, Kuriosa der Fabrik und Begründer ihres Ruhmes. Diese schillernden, in heiteren Farben gehaltenen Darstellungen mit all ihrer Rokoko-Geziertheit und Anmut eroberten im Fluge das Publikum und zogen ein unter die Schmuckstücke der Tische und Schränke pomphafter Salons. Nur wenige Fabriken hielten einen ständigen Bildhauer, denn das einmal angefertigte und bewährte Muster wurde lange Zeit wiederholt. Berühmtere Fabriken konnten es aber doch nicht bei nur einer einzigen Form bewenden lassen, sie überraschten deshalb das Publikum mit immer neuen Einfällen. Doch bedeuteten auch diese Einfälle nicht immer Originalität, denn der figurale Schmuck war meistens in s n Schirek a. a. 0. S. 12., 15.. 16., 207. 2 1 Schirek. a. a 0. S. 287.. 288.