KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)

X. Das einheitlich allgemein menschliche Bildals Symbol des Lebens – „Lebens-Tanz"

diesem Romam gerade deswegen so imposant fühlbar gemacht, weil die sündhaft sinnliche Mer cati, der willenlose Hugh, der rapplig närrische Ziegler und die ideal edle und unschuldige Gi­nevra ganz gleich büssen müssen : durch den unbarmherzig alles gleichmachenden Tod. Wie wir also sehen, ist die „durch ein einheitliches Bild allgemein menschlich symbo­lisierende", moderne Dichtungsart des Toten­tanzes ein an sich indifferentes Geschehnis, das aber mit Beziehung auf die Todesidee einen universell deutbaren Sinn erhält und somit in­folge der recht realen, ja sogar naturalen Auf­fassung des Alltagslebens im Begriffe des „Le­benstanzes" zur neuesten Totentanzdichtungs­art hinüberleitet, zur „allgemein menschlichen Totentanzauffassung" . In dem weltanschaulich eisig-rauhen Toten­tanzstück von Georg Kaiserwelches das in der Nachkriegszeit zersetzte und mit sich zerfahrene moderne Leben sehr anschaulich charakterisiert, wird das Leben eines Individuums ebenfalls als ein Symbol des gesamten menschlichen Le­bens — zwar ziemlich unsittlich — aufgefasst. Ein Bankier einer Bank missversteht eine Dame, die ihr eigenes Geld verlangt, und ent­wendet der Kassa, aus heimlicher Liebe zu ihr, 60.000 Mark. Sofort eilt er auf die Wohnung des schönen Weibes und fordert es auf, sich mit ihm ins Ausland zu flüchten. Bald muss er aber einsehen, dass er sich geirrt hat, die Dame hat keine heimlichen Absichten gehabt. Ihre freundlichen Blicke hat er als geheime Liebe falsch ausgelegt. Im Widerspruch mit sich selber und in der traurigen Einsicht, wie plötz­lich er für nichts seine Zukunft vernichtet hat, will er die Stadt verlassen. Im hohen Schnee, in dürftiger, leichter Kleidung eilt er seines un­bestimmten Weges. Vermittels einer Schaufel verschüttet er seine Fusstapfen mit Schnee. Plötzlich wird sein Hut vom Winde davonge­tragen und bleibt in den Ästen eines Baumes hängen. Als der Kassier hinaufblickt, sieht er eine ungeheure Skelettgestalt in den Ästen ver­borgen. Der bedrängte Kassier fleht den Tod, den einzigen, unbetrügbaren Polizeibeamten an, vor dem sich niemand flüchten kann, er möge noch mit ihm Geduld haben, er soll lieber vom Baum steigen und in seinen eigenen Körper einkehren, nur warten soll er, denn ein Kas­sier, der sich am fremden Gelde vergriffen hat, braucht Zeit, um seine Angelegenheiten zu ordnen. Er nimmt den Hut vom Baum und eilt nachhause, zu seiner Frau und zu seinen Kin­dern. Er verabschiedet sich und eilt,zum gröss­ten Staunen der Seinigen, ohne etwas zu essen, wieder weiter. Nachdem er trotz der Bitte sei­ner Frau und der Grossmutter davoneilt, stirbt plötzlich die Grossmutter und in der Tür er­scheint der Direktor der Bank, den Kassier suchend, bereit, ihm zu verzeihen, wenn er das veruntreute Geld wieder zurückgibt. Als die 1 Von morgens bis mit'ernochts 1920. Potsdam. ' Drama in zwei Autzügen. Frau des Kassiers die schandlose Tat ihres Mannes hört, verlässt sie ihn herzlos und ver­stösst auch ihre Kinder. Der Kassier will das Geld vergeuden. Er nimmt an einem Trabren­nen teil und setzt eine ungeheure Summe als Haupttreffer an. Das Publikum ist in höchster Aufregung. Alles frägt nach dem geheim ge­haltenen Namen des grossen, unbekannten Geld­magnaten und jeder vermutet in ihm einen ho­hen Fürsten. Er aber sieht die Nichtswürdigkeit dieses törichten Spieles ein, steckt das Geld wieder in seinen Sack und verlässt die ent­täuschten Zuschauer. Die sinnlichen Freuden können ihm auch keine Ruhe gewähren. Die Leidenschaften können nicht befriedigt werden. Der Kassier gibt dem Freudenmädchen mehr Geld, als dem Fräulein von der „Heilsarmee", die mit einem Sammelbogen Geld für die Armen sammelt. Dieses Mädchen der „Heilsarmee" führt ihn in einen Saal, wo die Soldaten der Heilsar­mee öffentlich ihre Sünden bekennen. Hier glaubt der Kassier, von der Last seiner Gewissens­bisse befreit werden zu können. Er bekennt reumütig vor allen Anwesenden, dass er von der Bank 60.000 Mark entwendet hat, dass er aber diese Sünde unter dem Einfluss einer plötzlichen Verwirrung begangen habe. Damit er aber beweist, dass ihn nicht das Geld an sich zog und dass er nicht aus Gewinnsucht ge­stohlen hat, will er sich hier vor allen Anwe­senden des Geldes entledigen. Er zerstreut hier­auf das Geld im ganzen Saal. Es entsteht ein grosser Lärm. Jeder der Anwesenden will sich ein wenig Geld sichern. Die ganze Menge rauft und läuft drunter und drüber, um Geld zu be­kommen. Nur ein einziges Mädchen bleibt ne­ben dem Kassier ruhig stehen, ohne das Geld angerührt zu haben, und der Kassier findet da­rin seine Ruhe und seinen Trost, dass es doch noch eine einzige Seele ausser ihm gibt, die keinen Geldhunger fühlt. Währenddessen sie aber vom Kassier gelobt wird, verschwindet sie in der Tür des Saales und kehrt mit einem Polizisten zurück, dem sie den Dieb überge­ben will und von dem sie schon den grossen Preis verlangt, der auf den Kopf des Kassiers gesetzt wurde und der sofort auszuzahlen war für denjenigen, der die Polizei auf die Spur des Diebes leitet. Es ist gerade Mitternacht. Der Polizist löscht die vielen Lichter des gros­sen Lüsters aus, in dessen Kupfergerüst wieder die Skelettgestalt des Todes erscheint. Der Kassier gibt ihm die Erlaubnis, ihn davonzu­tragen. Als man das Licht wieder anzündet, wird ein starkes Knacksen hörbar : infolge eines Kurzschlusses brennen alle Lampen aus, und der Kassier sinkt tot zu Boden. Es ist ein Drama des Übergangsstadiums. Ein alltägliches Geschehnis, das symbolisch zu verstehen ist, wird durch die Erscheinung des Knochengerüstes mit Elementen des Everyman­Totentanzes verbunden. In der Gestalt des un­bedacht sündigenden, sein Familienleben zer­störenden, Befriedigung und Rechtfertigung in

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