KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE III. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 7. (Budapest, 1941)
II. Holbeins Nachahmer und die fortschreitende Realisierung der Motive
- 102 Cives, Canonicus. — 7. Scutifer, Abbas, Pretor. — 8. Monachus, Usurarius, Medicus. — 9. Mercator, Certosinus, Nuncius. — 10. Puer, Sacristanus, Heremita. (Auch 1521 erschienen.) Die Szenerie, sowie ihre Beziehung zum Leben wird neugestaltet in zwei Handschriften, welche Douce S. 72—75 ohne weitere Quellenangabe erwähnt. Das eine Manuskript wird bei Peignot beschrieben 1 . Die andere Handschrift stammt aus dem XVI. Jahrhundert, ist ein lateinisches „Livre d'heures" (8°) und wird bei Douce genau beschrieben. Für jeden Monat enthält dieses Manuskript ein Bild, das die im betreffenden Monat übliche menschliche Beschäftigung darstellt: 1. Jänner: Ein Mann sitzt am Tisch und sein Diener serviert ihm Schinken. 2. Kleine Kinder spielen das „Hockey"-SpieI. Februar: 1. Ein Mann wärmt seine Hände am Feuer und ein Zimmermädchen bringt Reisigbündel herein. 2. Ein Ehepaar sitzt am Tisch und zwei Frauen sind in demselben Zimmer damit beschäftigt, die weiteren Speisen zu kochen. März: 1. Ein Mann beschneidet die Bäume. 2. Ein Bischof konfirmiert eine Kindergruppe. April : 1. Ein Mann hackt das Unkraut aus. 2. Eine Pilgerprozession. Mai : 1. Ein Herr und eine Dame sitzen auf demselben Pferde. 2. Zwei Liebespaare spazieren. Der eine Jüngling spielt Flöte, dem andern sitzt ein Falke auf der Faust. Juni : 1. Ein Weib schert ein Schaf. 2. Ein Hochzeitszug. Juli: 1. Ein Mann mit Sense ist im Begriff zu ernten. Er trinkt aus einer ledernen Flasche. 2. Burschen und Mädchen beim Spiel „Fädle die Nadel ein" („Threading the needle"). August: 1. Ein Mann sichelt das Gras ab. 2. Blindkuhspiel. September: 1. Ein Mann sät. 2. Übermütige Burschen. Oktober : 1. Weinlese. 2. Mehrere Männer sind mit dem Ausbessern einiger Weinfässer beschäftigt, der Besitzer des Weingartens führt die Arbeit. November: 1. Ein Mann schlägt mit einer Stange die Äste eines Eichelbaumes, damit seine Schweine fressen können. 2. Tennisspiel. Dezember: 1. Eine Sau wird abgestochen. 2. Kinder bewerfen einander mit Schneebällen. Auch die meisten „Horae" wollen ebenso die einzelnen Beschäftigungen der Menschen nach Jahreszeiten verteilt im Kalenderteil aneinander reihen. In dieser Handschrift bilden die Szenen der Monate ein zusammenfassendes Lebensbild, das auf beiden Randleisten der einzelnen Blätter mit zwei Reihen von Totentanzdarstellungen begleitet wird. Der Totentanz wirkt hier als eine Erklärung dieses menschlichen Lebens, ja sogar als das Leben selbst auf symbolische Weise ausgedrückt. Die eigentliche Realisierung der Totentanzmotive beginnt also schon mit den „Horae"-Bildern. Die menschliche Arbeit der einzelnen Monate ist hier der Totentanz. Es ist dabei nicht ausser acht zu lassen, dass sich in dem auf der inneren Randleiste befindlichen Totentanz auch zwei Porträts der Zeit befinden : Ein verrufener Narr (Caillette) und ein berühmter Bettler (Ragot) der Regierungszeit Ludwigs des XII. (1498 —1515) treten auch persönlich auf. Die äussere Randleiste enthält folgende Totentanzreihe : Papa, Imperator, Cardinalis, Rex, Archiepiscopus, Comestabilis, Patriarcha, Eques auratus, Episcopus. Scutarius, Abbas Prepositus, Astrologus, Mercator, Cordiger, Satelles, Usurarius, Advocatus, Mimus, Infans, Heremita. Auf der inneren Randleiste werden die Szenen der Monate von folgenden realistischen Totentanzeinzelbildern begleitet. Diese Szenen sind praktische Anwendungen der Totentanzidee auf die zeitgenössische Geschichte : 1. Ein Mann hält einer Frau einen Spiegel vor, in dem der Schädel des Todes erscheint. 2. Der Tod schiesst einen Pfeil auf ein Weib und auf einen Mann los. 3. Ein Mann versucht dem Tod zu entschlüpfen, aber der Tod ergreift ihn. 4. Der Tod ersticht einen schon zu Boden gestürzten Krieger mit seinem Wurfspiess. 5. Zwei groteske Totengestalten mit Sense und Spaten. 6. Eine Gruppe von 5 Toten : Vier Tote tanzen, der fünfte rührt die Trommel. 7. Der Tod auf einem Stier reitend und einen Spiess in den Hand 1 Recherches S. 144 ; Catal. La Valliere, Nr. 295. haltend. 8. Der Tod rennt in einen Kirchhof mit einem Sarg und einer Spitzhacke. 9. Der Tod gräbt ein Grab für zwei in Leichentüchern eingehüllte Tote. 10. Der Tod ergreift einen Narren. 11. Der Tod rafft das Haupt der Familie hinweg. 12. Der Tod ergreift Caillette, den berühmten Narren, den Rabelais, Des Periers u. a. erwähnen und der auch in einer französischen Übersetzung des Narrenschiffes abgebildet wird. 13. Der Tod ergreift einen Bettler. 14. Der Tod schleppt einen Tennisspieler davon. 15. Der Tod ergreift einen Müller der gerade zu seiner Mühle geht. 16. Der Tod ergreift Ragot, den während der Regierung Ludwigs XII. sehr verrufenen Bettler. (Ebenfalls bei Rabelais erwähnt.) Die in den Hören verbreitete Realisierungsbestrebung wurde von Robert Gobin ca. 1500 noch vor Luthers Auftreten und vor Holbeins Bildern in eine antiklerikale Schrift aufgenommen : „Les loups ravissans fait et compose par maistre Robert Gobin prestre, maistre des ars licencie en decret, doyen de crestienté de Laigny sur Marne au dyocese de Paris, advocat en court d'église. Imprimé pour Anthoine V erard a Paris. 4 t o".' 2 Es ist eine sehr scharfe und gemeine Satire in der Manier der Zeit Luthers, welche sich in der Form eines Traumes gegen den Klerus im allgemeinen und hauptsächlich gegen die Päpste Johann XXII. und Bonifacius VIII. wendet. Ein Wolf (es soll dies nach dieser „reformierenden" Meinung der Papst sein) liest einen Artikel seinen Kindern vor, in dem er sie verführend über die veschiedensten Arten der Verdorbenheit und Gottlosigkeit belehrt. Ihm stellt sich aber eine allegorische Gestalt gegenüber unter dem Namen der „Heiligen Lehre" und weist alle falschen Lehren des Wolfes zurück. In der zweiten Vision des Traumes erscheint der Tod in der Gesellschaft des „Fatums", des „Krieges", des „Hungertodes" und der „Sterblichkeit". Die verschiedenen Klassen der Menschheit gruppieren sich darnach in Tanzgruppen, je nachdem der Dichter sie rufen will. Die Holzschnitte des Werkes sind von allen zeitgenössischen Darstellungen ziemlich verschieden, ihr Entwurf steht aber zum Totentanz von Higman am nächsten. 3 Neben der ersten Lyoner Holbein-Ausgabe, die mit vierzeiligen französischen Versen von Corozet, weiter mit lateinischen Bibelzitaten versehen und mit lateinischen Betrachtungen eingeleitet und beendet wurde, verbreitete man die Holbeinbilder auch in ihrer zweiten (1542) und dritten (1545. „Imagines mortis") Ausgabe, deren letztere durch lateinische Verse von Aemilius Georgius erklärt auf die weitere Entwicklung der modernen Totentanzidee einen nachhaltigen Eindruck machte. 4 2 Douce, S. 146-159. 3 Den Text des Higman-Totentanzes nach „Heures ä l'usage de Rome. Simon Vostre. Phil. Pigouchet. Paris. 1502. veröffentlicht Douce S. 65-69. 4 Der lateinische Text von Aemilius Georgius wurde u. a. auch von Hippolyte Fortoul : La danse des morts dessinée par H. Holbein. J. Schlotthauser. Paris ... S. 179 254. veröffentlicht samt der Einleitung der Lyoner Ausgabe 1538 und den Versen und Bildern der Ausgabe 1544; .ICONES / MORTIS, / Dvodecim lmaginibus praeter priores,/ totidemque inscriptionibus, praeter epigrammata