KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Zweiter Abschnitt: Romanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

— 92 — Germanen, um den sich dann das All dreht, die­ses All, welches man mit dem Omega andeutet. Eine der ältesten Bezeichnungen für„Gott" ist IAO. Dieser Name verbreitete sich aus dem Orient nach dem Abendland. Es kannten ihn auch die Griechen und die Gnostiker. Ja, es ist mit ihm auch der altägyptische Gott 1U oder IAU verwandt ! Da die Juden in Gott vor allem ei­nen „Geist" sahen, schoben sie in diese Vo­kale das „h", um dadurch die „geistige We­senheit" des einen und einzigen Gottes anzu­deuten. Daher nannten sie ihn „IEOUA", d. h. „JEHOVA". Der Buchstabe „sin" bedeutet dann im Namen „Jehosua" (Jesus) nach dieser mit­telalterlichen „mystischen Buchstabenspielerei" das „Feuer des hl. Geistes". 1 Wie aber Gott als die „Grundlage alles Seienden und Werdenden", d. h. der ganzen Schöpfung, des „Makrokos­mos und Mikrokosmos", schon nach alttesta­mentlicher Auffassung nicht seinem „heiligen Namen" nach genannt werden durfte, weil er ja in seinem Schöpferwillen das ganze All durch­dringt, selber verborgen als „letzter Schluss und tiefste Grundlage" hinter allem Sichtbaren steckt, und immer überall geheimnisvoll zugegen ist, 2 so wurde auch Christi Wesenheit im Mittelal­ter in der Form mystischer Zahlen- und Buch­stabenspielerei zum Ausdruck gebracht. Und mit jenem Dante'schen Dreifaltigkeits­begriff steht dann auch die „Kreuzmystik " in einem sehr engen Zusammenhange. Nicht um­sonst bekommt das Kreuz in der schon zitier­ten Szene in der Region des Marsplaneten jene „musikalisch-mystische" Rolle, welche es dort als der Mittelpunkt eines mystischen Kreistan­zes der Seelen spielen muss. Nach der Lehre der mittelalterlichen mystischen Weltanschauung ist das Kreuz Christi der Weg zur irdischen Vollkommenheit und zur jenseitigen Seligkeit. Daher werden den „sieben göttlichen Kräften" und den „sieben überweltlichen Regionen" des „jenseitigen Seelenweges" entsprechend die „sieben Leidenswerkzeuge' Christi in jener Form aufgefasst, wie das die hier beigefügte Figur Abb. 23. S. 93 zeigt. Die drei Nägel bilden in der Mitte schon ein „Sternsechseck" und ent­sprechen dem Gebilde des „Ptolemäus-Sterns", — sie bedeuten auch dasselbe : Gott der Schöpfer wurde ja in seinem Sohn am Kreuze sozusagen auf die „vier Weltrichtungen" der ganzen Schöpfung genägelt, um über „Oben" 1 Vgl. die Rolle des „si" im musikalischen Auf­stieg auf der Lebensseite des Kreuzbildes im Ula-Evan­geliar !-s. weiler unten... 2 Vgl. ähnliche Auffassung auch bei anderen ural­len Völliern : la, der Hauptgutt von Babylon ; Indra, der Hauplgoll der Inder in den Veden : Inki, der Sumirgolt ; lasion. de Fruchtbarkeitsgott der Griechen; lakhos, der mystische Name für Dionysios ; Isis bei den Ägyptern: Isvara, der Sanskritgott; Irmin, der germ. Gott, der „Ke­gelgotl"! und ung. „Isten", wobei de r Stamm „higy", „egy", ursprünglich soviel bedeulet, wie „heilig"; heute aber be­deutet das ungarische Wort „egy" soviel, wie „eins"; und die ungarische Bejahungsfnrm ist eigentlich eine Beru­f ing auf diesen „einen und eizigen" Gott, als wollte man Gott zum Zeugen anrufen : Igen I und „Unten", und über „Rechts" und „Links", und „Allüberall" zu siegen. Dafür muss aber auch die ganze Schöpfung, und besonders der Mensch, als das einzige Vernunftswesen in der Schöpfung und als ein rechtmässiger Vertreter der ganzen Schöpfung, in einer Art „Evoluti­on", gleichsam als Antwort auf diese „göttli­che Involution", ebenfalls „auf Christi Kreuz genägelt" sein, — freilich in einem „mystischen Sinne". Das meint schon Otfrid, wenn er sagt : „Des Kreuzes Spitze oben dort, Die weist empor zum Himmelreich, Die Himmelsgegend zeigen an Die Arme und die Hände auch. Und jenes Kreuzes Mittelbaum, Der da den Leichnam Christi trug. Der schaut der Welt Vergänglichkeit, Zu sagen ist hievon genug. Als Refrain : An diesem Baume ist ja nichts, Das glaube doch nur Jedermann, Davon sei Jeder überzeugt, Was wirklich ist bedeutungslos. Dass innerhalb der Erd' es steht, Dass es sich dahin wendet auch, Beachte, was damit gemeint, Dass es auch so erdabwärts weist. Sieh I angedeutet ist damit, Dass Alles ihm gegeben ist Auf Erden und im Himmelreich Und selbst im Abgrund unten dort. Als Refrain : An diesem Baume, usw. Und legst du wagrecht hin dies Kreuz, So weiset es ihm Alles zu. Was nach vier Seiten ringsherum. Ja, diesen ganzen Weltenkreis. Die Wesen nämlich alle hier. Das ist das ganze Erdenrund, Und was noch ausser diesem ist, Ist Alles sein, das glaube mir. . ." 3 Wenn man also zu den „drei Nägeln" als einen „Kreis" auch die Dornenkrone zeich­net, weiter als ein „Kreuz" die Geissei und die Lanze mit dem Schwamm übereinander querlegt und dann als Hintergrund die „Him­melsleiter" (diese Leiter kann kein „Leidens­werkzeug" sein, da sie ja erst nach dem Tode bei der Kreuzabnahme verwendet wurde : sie muss hier also „mystisch gedeutet" werden !) auch zu den „Leidenswerkzeugen" mitrechnet, so entsteht ein intessantes Gebilde für die „sie­ben Stufen" der Entwicklung der Seele am Kreuze Christi . . . Das Kreuz selbst ist dann freilich die „achte Stufe", — ein eigenartiger „Besitz der Gottheit" . . . Und diese „sieben Stufen" entsprechen auch jenen „sieben Pla­netenkreisen", welche zum „Universum", zur „achten Stufe" führen, — dies bezeugt Wol­frams Parzival, der ja auch die sieben Plane­tenkreise durchwandert, um endlich die achte Stufe, das Gralkönigtum zu erreichen ! Und die Grundlage dieses irdischen und überirdi­schen Seelenweges, die Grundlage und der 3 Vgl. die Übersetzung von Joh. Kelle, a. a. 0. S 379-380. Vs. 37—68.

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