KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Zweiter Abschnitt: Romanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

sehen den vier Elementen, welche Gott schon durch die Vierzahl in eine Harmonie vereinigt hatte ! Da schimmert ausser den altklassischen Motiven auch etwas von jenen altgermanischen Weltanschauungselementen hervor, welche ich oben besprach ! — „Nun ist aus diesen Ele­menten", — sagt Paphnutius, — „nicht allein der Mensch gemacht, nein, aus zwei Teilen, die einander weit mehr noch feindlich sind". — Und feindlicher, als die Elemente sind : „Leib und Seele", — stellt Paphnutius fest. „Die Elemente widerstreben wohl einander, doch sind sie alle körperlich ; die Seele aber ist nicht sterblich wie der Leib, der Leib nicht geistfg wie die Seele." — Und doch sind nach Paphnutius auch jene zwei, d. h. Leib und Seele, im letzten Grund verschieden. „Ein jeglicher, der in der Dialektik wohl bewandert", dürfte es behaupten, dass der Substanz nichts gegensätzlich sei. „In ihr fliesst aller Gegensatz zusammen." — Nun befragen den Einsiedler die Schüler, was es bedeuten sollte, wenn Paphnutius vorher gesagt hatte : „gemäss den Satzungen der Harmonie" . . . ? — Und nun beginnt die eigenartige Erklärung der mittelalterlichen „musikalischen Weltanschau­ung", welche von der Scholastik ausgearbeitet und von der Mystik praktisch verwendet wurde ! Paphnutius erklärt die „Satzungen der Har­monie" : „Gleich wie die hohen und die tiefen Töne, wenn sie harmonisch nur verbunden sind, gar köstliche Musik erzeugen, so auch erzeugt der Elemente Widerstreit, wenn anders sie mit Kunst vereinigt werden, die eine Welt". — Ein Schüler sagt : „Doch wunderbar, wie aus dem Widerstreit Vereinigung entstehen kann, und wunderbar, Vereinigung dann Widerstreit zu nennen." — Paphnutius : „Das kommt daher, dass sich aus Ahnlichem kein Seiendes zusam­mensetzt ..." — Nun antwortet der Einsiedler auf die Frage des Schülers, was die Musik sei, mit einem Hinweis, dass die Musik ein Zweig des philosophischen Quadruviums ist, wobei er die Arithmetik, Geometrie, Musik und Astrono­mie unter Quadruvium versteht. Da aber das Wort „quadruvium" im eigentlichen Sinne den Kreuzungspunkt zweier Strassen bedeutet, also eigentlich schon ein „Kreuz" darstellt, gibt Paph­nutius folgende Erklärung der vier Wissenschaf­ten des „Quadruviums" : „Diese Wissenschaften gehen geradewegs von einem Grundprinzip der Weltweisheit aus, wie vom Quadruvium die Stege." Im Mittelpunkt der Vierzahl, wie im Kreuzungspunkt zweier Wege, haust also die „göttliche Weltweisheit" 1 — Auf die weitere Frage der Schüler, was eigentlich die „Musik" sei, antwortet Paphnutius : „Sie beschäftigt sich mit Tönen". Dann fragen die Schüler, ob es eine oder mehrere Arten der „Musik" gäbe ? — Paph­nutius gibt hierauf folgende Erklärungen : "Drei Arten macht man von ihr namhaft, doch eine jegliche von ihnen ist mit der andern durch ein einfaches Verhältnis so verbunden, dass, was der einen eigen, auch die andern zeigen. — Die eine Art der Musik heisst die „himmlische Mu­sik", die andre die „Musik des Menschen", die dritte endlich wird von den „Instrumenten" aus­geführt." Als die erste Art der Musik betrachtet Paphnutius zuerst die „himmlische Musik". Wir bekommen hier dieselbe „planetarische Musik­theorie", welche ich schon im ersten Band mei­ner GTT im Zusammenhange mit dem Kreuz­bilde des Evangeliars der Uta besprochen hatte. Die Schüler fragen, worin die himmlische Mu­sik bestehen sollte. Paphnutius antwortet : „In den sieben Wandelsternen und in dem Chor der Spähren". Die „himmlische Musik" ist also die „Sphärenmusik"! — „Sie entsteht auf glei­che Weise, wie die Musik der Instrumente. Denn soviel Intervalle, wie in den Saiten sind, finden wir auch an jenen Himmelskörpern, dazu die gleichen Stufen und dieselben Konsonan­zen". — Das Weltall besteht also aus „sieben Stufen", welche zueinander in demselben Ver­hältnisse stehen, wie die Intervalle der einzel­nen Musiktöne ! . . . Diese Erklärung ist von dem ElflHElT: BESITZ DER GOTTHEIT DIAPASON Abb. 10. Die Musikintervalle nach Hrotsvitha von Gandersheim Zugleich eine systematische Darstellung der mittelalterlichen mystischen Weltanschauung. Standpunkt unserer Forschungen aus betrachtet von ungemein weittragender Bedeutung ! D a s ist die Ursache, warum man sich jene magi­sche „Zahlenspielerei" mit dem Oxforder „or­ganiolus" erlaubt hatte, und warum man spä­ter der „Danse-Macabre", diesem volkstümli­chen Zaubertanz im Kirchhof, jene Zauberwir­kung beimass, welche dann zum Ausgang der Todes- und Toten-Tänze werden sollte ! — Paphnutius behandelt die „Weltintervalle", wel­che zwischen den einzelnen „Himmelsregionen" bestehen, mit den einfachen „Musikintervallen der irdischen Musikinstrumente" auf demselben Niveau ! Er antwortet auf die Frage, was man unter Intervallen zu verstehen hat, mit dem folgenden Satze : Intervalle sind „die Masse, welche zwischen den Planeten und auch den Saiten auszuzählen ist". Und eine „Stufe" be­deutet im Makrokosmos, wie auch in der Mu­sik die „Sekunde" ! — Was ist aber die „Se­kunde" ? — „Eine Sekunde ist" — sagt Paph­nutius, — „das Ergebnis zweier Töne, die sich verhalten wie es die Zahl epogdous bestimmt,

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