KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Zweiter Abschnitt: Romanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

ZWEITER ABSCHNITT Romanische Weltanschauungselemente im Totentanz 1. Beiträge zur Geschichte der Uberlieferungsmöglichkeit germanisch-romanischer Totentanzmotive Die drei Volkschaften des ältesten Germa­nentums verehrten also, — wie wir dies zu zeigen bestrebt waren, — ein und dieselbe Gottheit, aber nach ihren den drei menschli­chen Seelenkräften entsprechenden Offenba­rungsweisen. Die Irminonen sahen in der Gott­heit das ewig Unbewegliche, eine „Welt­säule" oder „Weltachse", um welche sich das ganze Weltall und alles Werdende dreht. Ihr Gottheitsbegriff ist also nicht das „Werdende", sondern das „Ungewordene", eigentlich das „seit ewig Gewordene und Dagewesene", das seit ewig Fertige und Unveränderliche. Diese erste Volkschaft des Urgermanentums, die „Ir­minleute", die Verehrer des „Kegel- oder Säulen­Gottes", die in den Menhiren und in himmel­hohen Bäumen das Symbol ihres Gottheitsbe­griffes erblickten, teilten also nicht Goethes Auf­fassung, da sie nicht im Werdenden und Sich­verwandelnden die Gottheit betrachteten. Ihr Abzeichen war die Rune „Tiw", da sie in der Säule den „Div-us" Deus, den einen und ein­zigen Gott der Indogermanen erblickten. Än­derst steht es schon mit den Ingaevonen. Ihre Rune ist der Kreis: Q, welcher in seiner rhom­busartigen Umwandlung nicht nur den Kreis­lauf um die Weltachse bedeutete, sondern gleich­zeitig ebenfalls eine „Speerspitze" war. Sie verehrten in der Gottheit das „Werdende", sie beteten in ihrem Gottheitsbegriff jene Gottheit an, welche alles Werdende im voraus sieht 1 Auch der Gott der Ingaevonen ist die in der Säule symbolisierte göttliche Schöpfungs-, und sich ewig erneuernde Jugendkraft, — aber in ihrer Vorsehungstätigkeit im Rahmen der irdisch-ver­gänglichen Welt, die sich um jene eine und einzige Weltachse im ewigen Kreislaufe be­wegt. Das sind also jene urgermanischen Volk­schaften, welche dem Goetheschen Gottheits­begriff näher stehen, als die beiden anderen. Und erst die dritte Volksgruppe, die Istaevo­nen, d. h. jene Germanen, die sich wie die Harii, — im Kampfe und auch auf den Be­gräbnisfeierlichkeiten schwarz bestrichen und vermummt haben und in der Ekstase dieses Mummenschanzes zu „echten Ahnenseelen" werden zu können glaubten, waren „Ahnen­verehrer", da sich ihr Kult nicht auf das äus­sere Werden des Weltalls und der Natur in Tag und Nacht und in den Jahreszeiten bezog, sondern auf das innere Werden einer jeden einzelnen Seele und der Seele einer ganzen Sippe. Das irdische Leben, sowie den Über­gang ins jenseite Leben nach dem Tod, be­trachteten sie als ein sich stufenweise voll­ziehendes Emporschwingen durch sieben Voll­ständigkeitsgrade bis zum achten Stadium der Seelenentwicklung, zum Besitz der Gottheit. Sie selbst wurden also zu „anses", zu „Asen", auf dem „überirdischen Seelenweg", der über den Überweltsfluss, über die Milchstrasse und die Sternbilder Hund und Fisch bis zur Gottheit führt. Und dies erreichten sie durch eine „Mas­ke", eine „geisterhafte Maskierung". Sie ver­wandelten sich — wie es Tacitus Germania 43, 19 sagt, — in einen „feralis exercitus", in ein „echtes Gespensterheer" — sie waren also die „echten Maskierten" d. h. die „echten Gri­manen" oder „Germanen", da ja ein ermittel­ter urgermanischer Wortstamm griman-, oder grimon- (zu griech. xqCw —bestreichen") eigent­lich „Maske" bedeutet. Obwohl ich auf die germanischen Welt­anschauungselemente der Totentanzmotivkreise nochmals zurückzukehren gedenke, fand ich es für nützlich, hier diesen grundsätzlichen Unter­schied zwischen der Weltanschauungsrichtung der drei Hauptvölkerschaften Germaniens noch­mals zu skizzieren und auf diese Weise zu zeigen, dass es sich im Falle der germanischen Weltanschauung nicht um ein einheitliches System handelt. Im ersten Falle ist die germa­nische Religion tatsächlich eine Naturreligion, im zweiten Falle waltet das „göttliche Schick­sal" in der Vorsehungskraft des „Sehers" Wo­dan, von dem der Kreislauf und die Wiederge­burt alles Irdischen abhängt, und im dritten Falle ist es die persönliche „Ehre" der Seele, welche auf Erden ebenso, wie auf dem „überirdischen Seelenweg" mit der Axt erfochten werden muss.

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