KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

dem Werke von Friedrich von der Leyen über die Götter der Germanen Tafel X Abbildung 23 rechts auf dem dritten und vierten Bildstrei­fen von unten rechts wohl zu sehen ist ; da­selbst werden auch die „Zwillinge" dargestellt, beide mit dem Nabel ineinander gezeichnet, u. zw. mit einer halben Drehung kreuzüberquer liegend. Diese Bilder auf den Hörnern von Gal­lehus sind keltischen Ursprungs und der „Fisch" wird eigentlich jene „Midgardschlange" sein, wel­che Thor auch nach dem Zeugnisse des ed­dischen Hymirliedes 1 und nach der Erzählung der Jüngeren Edda' 2 mit dem Kopf eines Och­sen als Köder aus dem Weltmeere locken wollte, — wie dies auf dem Gosforthkreuz in Nordhumbrien im IX. Jahrhundert auch darge­stellt wird. 3 Güntert macht in seiner Studie über den Altgermanischen Glauben (S. 13) auch auf eine Kenning der Aufschrift des Runensteins von Eggjum in Sogndal (Norwegen) aufmerk­sam, gefunden i. J. 1917 und im Anfang des VIII. Jahrhunderts entstanden? Nach der hier befindlichen Kenning heisst es : „Fisch, der durch den Leichenstrom schwimmt". Die schiefe Linie also, welche sich auf dem siebenten Stein zu Kivik in zwei Arme teilt, soll dieser „Lei­chenstrom" sein : die Grenzlinie zwischen dem Reiche des Lebens und des Todes. Ich möchte aber noch auf den Umstand aufmerksam ma­chen, dass diese Gestalten, der Fisch, der Hund und auch die „Zwillinge" auf dem einen Horn zu Gallehus eigentlich „Sternbilder" sind ! Und dann dürfte man in diesem flussartigen Gebilde, das wirklich wie ein Strom dahinfliesst und sich in zwei Arme teilt, eher die Milchstrasse er­kennen, rechts und links mit den Sternbildern „Fisch" und „Hund". Noch interessanter ist dann der Zusam­menhang mit dieser „Milchstrasse", die doch nach den ältesten Volkssagen und auch nach den primitivsten Glaubensrichtungen den „jen­seitigen Weg der Seelen der Toten" darstellt, wenn man die übrigen Gestalten dieses sieben­ten Steines in Kivik nach Güntert richtig ent­rätselt. Wir sehen hier einen Reigen von acht merkwürdigen Gestalten. Sie sind wie von einer weiblichen Tracht ganz verhüllt und vermummt und schreiten von rechts nach links. Ihnen geht eine männliche Gestalt voran, welche unter der Begleitung von Tanzbewegungen mit beiden Händen je eine viereckig gezeichnete, tambou­rinartige Trommel über den Kopf emporhebt und sich scheinbar mit der kästchenartigen Trom­mel — es handelt sich wahrscheinlich um ei­nen ausgehöhlten dickeren Baumstamm, in des­sen innerer Aushöhlung Kieselsteine waren, um damit scheppern zu können, — den Takt zum 1 Str. 23 in den Götterliedern, Edda II. Verdeut­schung von Felix Genzmer, Ausg. Thüle, S. 20. 2 Vgl. die Ausg. Thüle, Jüng. Edda S. 101 ff. 3 Vgl. Fr. v. d. Leyen, a. a. 0. Tafel XI. Abb 25. 4 Die ca. 200 Runenzeichen enthalten einen Zau­berfluch über den, der das Grab verletzen sollte ; vgl. M. Olsen : „Eggjumstenens indskrift med de aeldre runer", 1919. Tanze erzeugt. Dieser Mann vor dem Reigen der vermumten Gestalten hat ebenfalls einen Schweif, er hat sich also auch Tierfelle ange­legt, scheint aber übrigens ganz nackt zu tan­zen. Güntert hat nachgewiesen, dass es sich in dem Falle der vermummten Gestalten mit der seltsamen „kapuzenähnlichen Kopfbedek­kung", welche das ganze Gesicht verhüllt, um jene „weibliche Tracht" der altgermanischen Priester handelt, welche Tacitus im 43. Kap. seiner Germania erwähnt. Dort dient im Haine der Naharnavaler ein Geistlicher in weiblicher Tracht. Unmittelbar darauf erwähnt dann Taci­tus gleich das „Totenheer" der benachbarten Harier. Güntert weist nach, das mit der Vor­stellung vom Tod und von Todesdämonen sehr oft die „kultische Verhüllung" verbunden wird. Mancherorts tragen heute noch die Leichenträ­ger lange Mäntel mit Kapuzen, welche das ganze Gesicht verhüllen. Es sind dies nach dem Volksmunde die „Gugelmänner". Wie alle schreckenerregende Züge der Todes- und To­tenauffassung, sind auch diese kultischen Ver­mummungen keltischen Ursprungs. In Italien und Spanien sind diese Gestalten in ihren weis­sen Mänteln und Kapuzen bei Leichenfeiern und Karfreitagsumzügen bekannt. Diese Tracht erinnert an den „daemon cucullatus", an die Zipfelmützen und Tarnkappen der Zwerge, an den Mantel des „Wilden Jägers", an die Stru­welfratze des Herlekin, an den „hulids-hjalmr", den „verhüllenden Helm" der altnordischen Sage. Im Heliand werden die Toten (Vs. 1055, 2990) — wie dies Güntert in seiner zitierten Studie S. 11—12 ausführlich darlegt, — „dernea wihti", d. h. „verhüllte Wesen" genannt. Die Forschungen 0. Höflers bezeugen, dass es fast zu jeder Zeit in Europa, seit den ältesten Jahr­hunderten der Geschichte, „kultische Männer­bünde" mit derartigen Maskenverhüllungen gab, und Güntert macht es durch seine logische Beweisführung zu einer unwiderlegbaren wis­senschaftlichen These, dass diese vermummten Gestalten auf dem siebenten Steine zu Kivik eigentlich „Vogelmasken" sind. Schon auf dem kretischen Sarkophage in Hagia Triada sitzt auf den Doppelbeilen je eine Taube. Güntert teilt Tafel 13 Abb. 31. das Bild eines Kultgerätes mit, von Glasbacka, mit einem Vogelkopf, der auf eine Stange aufgesteckt werden musste (Hol­land). Auf einem Grabstein aus Fröjsland im südwestlichen Norwegen 5 stehen zwei mensch­liche Gestalten mit Vogelköpfen. Diese Vogel­maske will jedesmal „die Seele" andeuten, wie auch auf den Holzpfählen der siebenbürgischen Gräber die hölzerne Taube den „Seelenvogel", die Fylgja, das „Folgewesen" der Seele bedeu­ten soll (ähnlich auch in Finnland !). Auf unse­rem siebenten Steine zu Kivik werden also von Männern einer kultischen Gemeinschaft gelegent­lich einer Leichenfeier die „Ahnenseelen", Ah­nengeister dargestellt. Zu diesem Zwecke ha­s Güntert, Abb. 32.

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