KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

- 37 ­den Germanen, d. h. der höchste Gott, jener „eine und einzige", — ist das Schicksal, das irdische Schicksal, wie es die Nornen bestim­men, und das überirdische Schicksal, der in Ehre erfochtene Nachruhm. Diese uralte Aul­fassung vom Weltenbaum und Lebensbaum wirkt sogar heute noch, wenn die Kinder um den Christbaum einen Reigen aufführen, wenn sich im Volksmärchen das von den Geschwi­stern verfolgte und getötete Mädchen in einen Baum verwandelt, 1 oder wenn C. F. Meyer in seinem Gedichte „Der verwundete Baum" seine eigene Seele als einen verwundeten Baum hin­stellt. In Oberschwaben heisst der Sarg Toten­baum und die Alemannen begruben ihre Toten in den ausgehöhlten Stamm einer Tanne. Wa­rum taten sie das ? Die Tanne hat eine Kegel­form und wenn sie den Leichnam in seinem nen wir es verstehen, wenn die primitiven Völ­ker im Alexanderliede Lamprechts 2 das ganze Weltall als ihr Grab betrachten. Grimm weist in seiner Mythologie 3 auf eine Stelle im Wart­burger Krieg hin, wo es heisst, dass es in einem Garten einen hohen Baum gibt, dessen Wurzel bis hinab zur Hölle, dessen höchster .Wipfel bis zum Thron Gottes reicht, dessen Äste so breit sind, dass sie das ganze Weltall umfan­gen und auf dessen Ästen die verschiedensten Vöglein singen und den Herrn loben. Hier wird aber dieses alte Bild vom Weltenbaum auf den Kreuzbaum umgedeutet. Etwas Ähnliches sagt vom Kreuze auch Otfrid. 4 In einer lateinischen Schrift „De divinis officiis" (cap. 18.), welche dem Alkuin zugeschrieben wird, aber von ei­nem späteren Schriftsteller herrührt, heisst es : nam ipsa crux magnum in se mysterium con­fy* ní \ Abb. 6. Sonnenrad und Baum auf Prozessionsschiffen Reihentanz (rechts). Felszeichnung von Lökeberget Bohuslän. 5 Stamm bargen, hofften sie, dass der Fruchtbar­keitsgott entweder dem Toten die Kraft der Wiedergeburt schenkt, oder ihnen selbst durch die Vermittlung des Toten Gesundheit, Frucht­barkeit und reiche Saat spendet. So wird dann freilich der Tod später zu einem Holzhirzi, ei­nem im Walde hausenden freundlichen Geist, der zugleich auch ein „Holzmeier" ist. Und im Zusammenhange mit dem Paradiesbaume, der ja auch ein „Lebensbaum" und „Weltenbaum" ist, entsteht z. B. auf einem gegen Ende des XIII. Jahrhunderts in der Kathedrale zur Trier verfertigten Fresko im Gegensatze zu dem „Le­bensbaum" im Paradiese (mit Engelsköpfen) zu­gleich ein „Todesbaum" mit Totenköpfen. Nur von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet kön­1 Wie z. B. diese Sage von C. F. Meyer in dem Gedichte Die Dryas bearbeitet wird. tinet, cujus positio talis est, ut superior pars coelos petat, inferior terrae inhaereat, fixa in­fernorum ima contingat, latitudo autem ejus partes mundi appetat". Aber schon Vergilius # legt der Esche, — Georg. 2, 291 — ein so ho­hes Aufsteigen in die Luft bei, als sie tief in der Erde wurzelt : „aesculus in primis, quae quantum vortice ad auras aetherias, tantum radice in tartaratendit"... 6 Schon Grimm erinnert nun an die Erzählung 2 Vgl. die deutsche Ausgabe von Eduard Ottmann, Halle a. d. S. 170-171, Vs. 4625 if. 3 Bd. II. S. 665-667. 4 V. 1, 19 ff.: „thes krüzes horn thar obana thaz zeigöt üf in himila, /thie arma joh thio henti thie zeigönt woroltenti ..." usw. 5 Fr. v. d. Leyen, a. a. 0. Taf. V. 11. S. 44. 6 Vergleiche auch Plinius 16, 31.

Next

/
Thumbnails
Contents