KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE II. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 5. (Budapest, 1944)

Erster Abschnitt: Germanische Weltanschauungs-elemente im Totentanz

EINLEITUNG ERSTER TEIL GERMANISCH-ROMANISCHE WELTANSCHAUUNGSELEMENTE IM MITTELALTER­LICHEN TOTENTANZ Erster Abschnitt Germanische Weltanschauungselemente im Totentanz 1. Grundlegende Gedanken zur Einführung in das Studium der mittelalterlichen Totentanzliteratur und -Kunst „Deutsche Literatur, du schnurrigstes Stammbuch der Völker ! Jeder schreibt sich hinein, wie es ihm eben gefällt 1". . . — sagt Friedrich Hebbel in einem schnurrigen Epigramm. 1 Sicherlich werden sich für uns eigenstän­dige Gesichtspunkte in unserer Kunst- und Li­teraturbetrachtung über die europäischen, und letzten Endes zum grössten Teil auch deut­schen Erscheinungen der Geschichte der mit­telalterlichen Totentänze von 1350 bis 1500 er­geben, — und dies vor allem deswegen, weil diese Betrachtung nicht dem deutschen Boden entquillt, sondern von einem ungarischen For­scher ans Tageslicht gefördert wird, der auf Grund einer Reihe ungarischer, geschichtlicher und weltanschaulicher Vorbedingungen das Problem der Entstehung und der Entwicklung des mittelalterlichen Totentanzes zu lösen ver­sucht, — doch wenn wir uns auch auf unsere Weise in die Annalen der Geschichte der To­tentänze, in dieses nicht nur schnurrige, son­dern auch erhabene, geheimnisvolle und herr­liche Stammbuch der mittelalterlichen Völker Europas hineinschreiben, hineinarbeiten, hinein­leben wollen, so gedenke ich da einen allge­meinen, hochragenden Standpunkt, einen Ge­sichtspunkt einzunehmen, der auf den Grund­pfosten des Ewig-Menschlichen ruht. Woran ich denke, soll durch eine hier mitgeteilte antike Freske erleuchtet werden. Im Museo Nazionale von Neapel wird unter Nr. 1 Gedichte 1857. Epigramme und Verwandtes. Nr. 2. Kunst. Die deutsche Literatur. 9008 ein wundervolles Gemälde aufbewahrt. Es ist aus Herculaneum, das 79 n. Chr. ge­legentlich des allgemein bekannten Vesuvaus­bruches verschüttet wurde. Die Reproduktion, welche in der Edizione Alinari unter Nr. 12042 erschien, wird die erwähnte Darstellung so beti­telt : Telefo nutritodalla Cerva. In der linken Ecke des Bildes, ganz unten, befindet sich nämlich ein kleines, nacktes Kind, den Rücken dem Zuschauer zugewendet, sich auf die rechte Hand gestützt, den Kopf halb nach rechts haltend, indem es mit der linken Hand das Euter einer Hirschkuh erheischt und sich gierig mit ihrer Milch nährt. Diese Szene war die Ursache, dass man die Darstellung allgemein für eine Illustration der mythischen Sage von Tfjtetpog hielt. Dieser „ins Weite Leuchtende" soll ein Sohn des Herakles und der Auge, einer Priesterin der Göttin Athene gewesen sein. Au­geens Vater Iiess die Priesterin aus seinem Hause nach der Geburt des kleinen Sohnes vertrei­ben, da sie wider ihr Gelübde handelte. Die Tochter flüchtete nach Mysien, nachdem sie ihren kleinen Sohn in den Felsenklüften des Parthenium-Gebirges ausgesetzt hatte. Hier soll Telephus wirklich von einer Hirschkuh gesäugt worden sein, nach einer anderen Version von einem Löwen, und wurde dann von Hirten er­zogen. Die Dichter der Antike wissen es zwar scheinbar nicht, aber einzelne Kunstwerke der antiken darstellenden Kunst lassen den Kleinen von seinem Vater Herakles wiederfinden. Die Ursache, warum ich gerade dieses antike Bild am Anfang der Geschichte der mittel­alterlichen Totentänze zur Grundlage meiner

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