KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

rührt Alkestis nicht in die Unterwelt aufgenom­men, sondern hat sie ihrem Manne geschenkt. 1 An diesem Stoffe, den die Mythologie bot, unternahm Euripides besonders durch die Rolle des Herakles einige Änderungen. Das Stück eröffnet Apollo, der die Vor­geschichte kurz angibt und seine Beziehung zum Hause Admetos' erklärt (Vs. 1—27). Er verlässt eilends die Gemächer seines Schützlings, damit er vom baldigst herannahenden Thana­tos nicht verunreinigt werde. 2 Thanatos erscheint in schwarzen Kleidern, mit langen, mächtigen Flügeln und mit einem gezogenen Schwert (Vs. 28—76). Umsonst macht Apollo den Versuch, den Tod von seinem Unternehmen abzuhalten, dieser scheint zu keiner Verhandlung aufgelegt zu sein. Er macht vielmehr dem Lichtgott Apol­lo Vorwürfe, dass er ihn schon einmal um ei­nen Toten gebracht hat (Admetos) und ihm jetzt sogar das Recht auf eine zweite Beute ab­sprechen will (Vs. 43.). Er ist der „körperliche Tod" im eigensten Sinne, da er Alkestis „un­ter die Erde" tragen möchte (Vs. 47.). Wie es aber der weitere Text des Dramas beweist, ist dieser körperliche Tod ein teuflischer Plagegeist, der sich mit Blut nährt. Thanatos erklärt, von Alkestis nicht ablassen zu können, da ihm dies sein Ehrgeiz verbietet (Vs. 53) und da es ihm ein besonderer Ruhm sei, ein junges Le­ben zu erbeuten (Vs. 55). Apollo prophezeit ihm spöttisch, dass er auch jetzt dem unbesieg­baren Arm eines tapferen Mannes nachgeben werde (Herakles). Aber auch dieser Umstand kann den unbarmherzigen Thanatos daran nicht verhindern, dass er als Todespriester den vorgeschriebenen Zeremonien genugtue und die jugendliche Alkestis „mit der Unterwelt vermähle". Er tritt ins Haus, schneidet der Sterbenden mit seinem Schwert eine Locke vom Haupte 3 und vollbringt somit an ihr das Werk der Totenweihe (auch die Zurückgebliebenen weihen der Toten eine Locke aus ihren eige­nen Haaren) : Vs. 73-76. fj d" ovi> yvvi. xázeioiv sis "Aidov dó/uovg. arsíyw ó' S7i' ainijv, cbg xmátiígofua "E,ícpsr IsQog yag oirog nov y.ará y'Jov<>g dscöv OTOV TÓÓ' syyog xorczog áyvíar: xoíya. Nachdem sich Apollo entfernt, erzählt eine Magd dem Chor die Vorgänge im Hause, wo sich Alkestis von den Ihrigen, von den Wohn­räumen und den Sklaven verabschiedet. Der bisherige Teil des Dramas war der eigentliche Everyman-Dialog : ein Gespräch des Todes mit dem Lebenden oder mit dem Leben selbst. Das Leben vertrat hier Apollo. Eine nächste Szene der Everymanlegende ist die mör­derische Tat des Todes, welche hier Thanatos 1 Apollod. 1, 9, 15. 3 vgl. Ovid., elegiar. lib. III. „Scilicet omne sacrum mors importuna profanat, / Omnibus obscures injicit illa menus." 3 vgl. Phrynichus, Trag. Graec. Fragm. 720, 3. in der Form einer Opfer-Zeremonie im Hause der Todgeweihten vollbringt. Die frühmittelal­terlichen Everyman-Dialoge bringen nur das Ge­spräch des Todes mit dem Lebenden und der Tod — der nur in der Vision des Lebenden erscheint — nimmt mit der Drohung Abschied, bald wiederzukehren und den Lebenden töten zu wollen. Trotzdem ist aber auch schon in mittelalterlichen Varianten der Everymanlegende die Sterbeszene zu einem unausbleiblichen Sur­rogat der Everyman-Szenen geworden, wie auch den Mittelpunkt des Alkestis-Dramas die Ster­beszene selbst bildet (Vs. 244—434). Alkestis verabschiedet sich von ihrem Manne mit der Bitte, seine Liebe auch nach ihrem Tode keiner zweiten Frau zu schenken. Sie erwähnt den „be­flügelten Hades" (Vs. 261), der sie in die Unter­welt schleppt. Und Charon, der Schiffer mit den beiden Rudern, hält seine Hand schon auf dem Steuerruder und ruft ihr zu, sich zu beeilen (Vs. 255). Umsonst bittet Admetos seine Ehe­hälfte, die beiden Kinder nicht zu verlassen und ihm wenigstens in seinen Träumen zu erschei­nen (Vs. 354—56). Alkestis würde seine Bitte gern erfüllen, aber wer tot ist, wird, wie das Nichts, gleichsam wertlos (Vs. 381). Nachdem sie gestorben, wird ihr Leichnam in das Haus getragen. In einem gewissen Grade wird also auch hier die Möglichkeit eines Jenseitsberichtes geleugnet. Hierauf folgt der meisterhaft gezeichnete Gegensatz zwischen dem plötzlich auftretenden Herakles und der Darstellung eines Leichenzu­ges. Herakles erscheint mit einer Löwenhaut über seinen Schultern und ist mit einer Keule be­waffnet. Er ist auf dem Wege nach Thrazien, um im Auftrage des Eurystheus die menschen­fresser Pferde des Königs Diomedes zu entfüh­ren (es ist seine neunte Arbeit). Admetos emp­fängt ihn trotz seiner Trauer freundlich, ja er verheimlicht ihm sogar, dass die Gestorbene seine Frau sei, und führt ihn in sein Haus. Während sich Herakles im Hause breit macht und mit seinem frechen Wesen sogar den Sklaven lä­stig wird, tritt aus dem Hause der Leichenzug mit der Leiche der Alkestis, die in einem of­fenen Sarge zur Begräbnisstätte getragen wird. Während in der Sterbeszene der Alkestis der Sterbeakt von Grad zu Grad beschrieben wurde, kann man in der Tatsache, dass Alkestis im Rahmen eines Everyman-Geschehens zur Gisant­Typ-Darstellung der im offenen Sarge liegenden „vergänglichen Schönheit" wird, zweifellos ein Vorbild jener mittelalterlichen Gesamtlegende erkennen, in welcher der Gisant-Typ ebenfalls in die Everymanlegende aufgenommen wurde. Auch Pheres will sich dem Zuge anschliessen, wird aber von seinem Sohne Admetos zurück­gewiesen, da er doch in seinem Greisenalter nicht den Mut hatte, sein Leben für seinen Sohn zu opfern und daher auch den Tod der Alkestis verursacht hat. Herakles erfährt von einem Diener, dass sein Besuch dem gastfreundlichen König lästig

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