KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes

Das Buch des Predigers ist eines der meist nachgeahmten antiken Werke der Stan­desliteratur. Die meisten mittelalterlichen Werke mit dem Titel : De contemptu mundi, sind sei­ne Erweiterungen. Auch die Vadomori-Gedichte sind Anhaltspunkte für die Weiterbildung dieser alttestamentlichen Vorstellungsweise Zu ihr trat im Mittelalter noch die von den Römern geerb­te feine juristische Unterscheidung zwischen den Pflichten und Rechten der einzelnen Stände. Mittelalterliche Vergänglichkeits- und Standes­gedichte werden auch vielfach mit dem Buch des Predigers textlich verbunden : so z. B. in der Handschrift des XV. Jahrhunderts Cod. pal. germ. Nr. 37 1 der Heidelberger Univ. Bibl. Diese von der Bibel selbst angeregten Gedichte wur­den von den Predigern verbreitet. Das Wort des Predigers darzustellen, war ja die eigenste Bestrebung der mittelalterlichen Kunst. Ausser den schon angeführten Äusserungen der Kir­chenväter muss hier nur z. B. auf einige Zitate aus den Schriften des Petrus Blesensis 2 hinge­wiesen werden, um völlig einzusehen, wie mächtige Motive der werdenden Everyman­Legende gerade von den Predigern erfunden worden sind. Das Zitat Ps. 7. „arcum suum tetendit (i. e. Dominus) :... et in eo paravit vasa mortis" wiederkehrt im Todespfeil der bildlichen Darstellungen. In einem Brief an eine Königin, deren Sohn gestorben ist: „Mors demum de praesenti reportat vita triumphum . ..", „Haec (mors) est, quae nec summas dignitates, nec im­mensos potentatus excipit, sed sceptra ligonibus aequans omnibus aequat ..." „Nam pari senten­tia senes et juvenes, fortes et debiles, poten­tes et infirmos, divites et egenos involvit." Der­artige Predigten bildeten aus der Everyman­Legende einen imposanten Todes-Triumph der Totentänze (s. auch Petrarca). Da die etruskischen Wandmalereien in der Tomba del Cardinale aus dem III. vor­christlichen Jahrhundert die wichtigsten Belege für die Entstehung der „nackten Everymange­stalt" aus der Reihe der Lebensalter und der Stände liefern, soll ihre Bedeutung hier einge­hender betrachtet werden. 3 Eine Reihe von Ver­tretern mehrerer Stände, die durch ihre Klei­dung als Seelen oder Schatten charakterisiert sind, wird von guten und schlechten Genien durch verschiedene Tore in das Reich der Un­terwelt geführt. Die dunklen Genien sind die schlechten Dämonen, die mit dem Abzeichen ihrer Macht, mit einer Hacke bewaffnet sind und auf deren Untersuchung wir noch in der Ikonographie des Todes zurückkehren wollen. Die von den Dämonen geführten Seelen wol­len fliehen oder ergeben sich der Ubermacht. 1 s. Eccles. fol. 39a—103a ; toi. 103b leer ; fol. 104a ein lateinisches Gedicht über die Macht des Todes ; fol. 105ab ein deutsches Vergänglichkeitsgedicht. 5 Migne. Patr. lat. CCVII. 3. 3 Fritz Weege : Etruskische Malerei. Halle. 1921.; s. Taf. I. Fig. 5—12. Nach Stichen von Byres aus dem XVIII. Jahrhundert. Durch jedes Tor, vor dem je ein Torwächter­Genius mit Hacke in der Hand auf die Seelen wartet (wie Tisiphone bei Vergil), wird je ein anderer Stand in die Unterwelt gelassen. Auf Taf. I. Fig. 5 wird eine stark verhüllte Seele auf einem Karren, in den ein guter und ein schlechter Genius eingespannt sind, in die Un­terwelt gezogen. Hinter dem Wagen steht ein dunkler, mit Hacke bewaffneter Genius, der als Torwächter mit einem Wink die Erlaubnis gibt, die Seele in die Unterwelt zu lassen. 4 Auf Taf. I. Fig. 6 will ein guter Genius einen auf einem Pferde reitenden Krieger, der in der Macht eines schwarzen Genius ist, befreien. Der Krieger sieht sehnsuchtsvoll auf seinen Befreier zurück, dessen Versuch aber scheinbar nicht gelingt. 5 In demselben Cornetaner Grabe werden wei­tere Krieger dargestellt, welche die Leiche ih­res gefallenen Kameraden auf einer Tragbahre tragen. 6 Auf Fig. 6 wird ausserdem noch eine ge­krönte Mannesgestalt (König) auf einem Triumph­wagen, und ebenfalls von einem guten und einem schlechten Genius durch das Tor der Unterwelt ins Totenreich geschleppt. Diese als Herrscher, Krieger, König charakterisierten Seelen werden nach pythagoreisch-orphischer Anschauung vor den Richter der Unterwelt geführt, wo um ihren Besitz der gute und schlechte Genius kämpft. Das Motiv des mittelalterlichen Streites der En­gel mit den Teufeln um die Seele 7 ist also durch römische Überlieferung des orphischen Pythagoreismus, wie auch die Darstellungsweise der Engel und Teufel selbst, aus dem Orient in die abendländische Kunst aufgenommen worden. Auf Taf. I. Fig. 7 8 folgt eine männliche und eine weibliche Gestalt, beide durch ihre Geräte als Bauer und Bauernweib gekennzeichnet (die Geräte sind bei Byres als Stäbe verzeichnet). Hinter ihnen wird ein Jüngling (in der Klei­dung der eleusischen Mysten ?) von zwei dunk­len Genien überfallen. Ein guter Genius ver­sucht umsonst den schlechten Dämon beim Flü­gel zurückzuhalten. Auf Fig. 8. Taf. I. 9 verlässt der gute Genius die Seele, die sich umsonst be­müht, ihn am Flügel festzuhalten. Daneben übergibt der schwarze Torwächter die Seele eines Dichters (?) einem anderen Dämon, der ihn geradeso wild überfällt und mit sich zieht, wie der mittelalterliche Tod seine Opfer. Auf Taf. I. Fig. 9. 1 0 wird der Ursprung der „nackten" Everyman-Gestalt dargestellt (Eccles. 6 14). Der Mensch tritt besitzlos und nackt als ein Kind in diese Welt und wird ebenso nackt in die Überwelt zurückkehren müssen. Die Grundlage bildet eigentlich die Seelenwanderung. Die Darstellung wird als letztes Glied einer Standes­reihe benützt. Die Standesreihe der Erwachse­4 Weege : Abb. 29; Taf. 59. I. 5 Weege : Abb. 30. « Weege : Taf. 59, 3. 7 s. Camposanto di Pisa im Danse Macabre-Band. 8 Weege : Abb. 31. 9 Weege : 32. 1 0 Weege ; Abb. 33.

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