KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden
Legende der Kaiser Quintus Trajanus Decius (249—251) im Jahre 250 nach Ephesus kam und allgemeine Götzenopfer anordnete, haben sich sieben vornehme Jünglinge zu Ephesus, welche (keine „Brüder", wie es einzelne Legendenvarianten wissen wollen) Pagen im kaiserlichen Palaste waren, seinem Befehle nicht gefügt. Der Kaiser gab ihnen eine Bedenkzeit, bis er in die Stadt wieder zurückkomme. Kaum verliess aber Decius die Stadt Ephesus, als schon die sieben Jünglinge ihr Vermögen unter den Armen verteilten und sich in der genannten Höhle bei Ephesus verbargen. Ihre Namen werden in den verschiedenen Legendenfassungen vielfach variiert ; in der lateinischen Bearbeitung der Legende heissen sie : Maximianus (oder auch Achillides), Malchus (auch Diomedes), Martinianus (Eugenius), Constantinus (Probatus), Dionysios (Stephanus), Johannes (Sabbatius), Serapion (Cyriacus). Nach einer griechisch-orientalischen Bearbeitung heissen sie : Antoninos, Dionysios, Exakustodianos (Konstantinos), Jamblichos, Johannes, Martianos, Maximilianos. In ihrem Zufluchtsort, in der Höhle verbrachten sie die Zeit mit andächtigem Gebete, während sich zeitweise nur Malchus in die Stadt wagte, um heimlich die nötigen Lebensmittel von dort zu besorgen. Eines Tages erfuhr er dann, dass der Kaiser in die Stadt zurückgekehrt wäre und sie suchen lasse, damit er sie zum Götzendienst zwinge. Die sieben Jünglinge verkrochen sich auf diese Schreckensnachricht in einem der entlegendsten Schachte der Höhle und baten Gott unter Tränen um Beistand. Ihr Gebet wurde erhört und Gott nahm ihre Seelen hinweg (suscepit animas illorum). Als sie Decius auch in der Gegend der Höhle vergeblich suchen Hess, befahl er, den Zugang der Höhle zuzumauern, in der Absicht, die sieben Jünglinge lebendig zu begraben und so dem sicheren Verderben zu weihen. Dies soll i. J. 250 oder 251 geschehen sein. 1 — Während der Regierung des oströmischen Kaisers Theodosius II. (408—450), des Enkels Theodosius' des Gr., in seinem dreissigsten Regierungsjahre, also i. J. 438, oder nach anderen Meinungen i. J. 447 oder 450 soll sich eine Sekte verbreitet haben, welche die Auferstehung der Toten geleugnet habe. Selbst der Kaiser, der auch nach der Geschichte sehr fromm, aber ohne Entschlossenheit war, der eine sehr schwankende Haltung gegenüber dem 3. allg. Konzil in Ephesus (431) an den Tag legte und unter dem Einfluss des Eutyches und der Monophysiten die sog. Räubersynode in Ephesus (449) begünstigte, wurde in seinem Jenseitsglauben erschüttert und unschlüssig. Auf die vom Bischof allgemein verordneten öffentlichen Gebete des ganzen Volkes wirkte Gott ein Wunder. Die noch unter Decius zugemauerte Höhle öffnete sich durch einen Zufall, die sieben Jünglinge, welche sich nach einigen nur 196, nach anderen 372 oder 377 Jahre lang 1 vgl. Allard, Histoire des perséc. II, Paris 1894 2, S. 416, Anm. 1. in einem dem Totsein ähnlichen Schlafzustand befanden, erwachten und Malchus, der — wie auch seine Kameraden — nur eine einzige Nacht geschlafen zu haben glaubte, ging wieder in die Stadt Ephesus, um die nötigsten Einkäufe zu besorgen. Wie erstaunt war er aber, als er in der Stadt alles verändert fand ! Überall empfing ihn das Zeichen des Kreuzes, die Christen gingen ungehindert in ihre Kirchen ! Als er aber mit seinem Gelde zahlen wollte, wurde das Geld, als eine kostbare, alte Münze aus den Zeiten des Decius erkannt und er des Diebstahls verdächtigt und zum Stadtpräfekten und zum Bischof geführt, wo sich dann die wahre Sachlage herausstellte. Der Kaiser Theodosius, welcher gerade in der Stadt weilte, eilte mit dem Bischof und mit einer Menge Volk zur Höhle hinaus. Als nämlich Decius die Höhle vermauern Hess, steckte jemand, ein geheimer Freund der Christen, eine Schrift zum Andenken der eingemauerten Märtyrer zwischen die Steine. Diese Schrift wurde jetzt aufgefunden, die sieben auferstandenen Märtyrer bezeugten vor Kaiser, Bischof und Volk die Tatsache eines Weiterlebens nach dem Tode, gaben Bericht über das Los der Seele in der Überwelt und bestärkten den Kaiser Theodosius im Glauben an eine Auferstehung der Toten, worauf sie wieder entschliefen. Wo ihre Leichnahme beerdigt wurden, Hess der Kaiser eine Basilika erheben. Diese Legende von den Siebenschläfern musste unbedingt vor den Augen des Pseudo-Briefschreibers schweben, als er jene Geschichte mit den drei erwachten Jünglingen auf Hieronymus übertrug. Ja nur so wird es erklärlich, warum er die Gestalt eines Kaisers Theodosius mit einem Stadtpräfekten verwechselte. Dabei war in dieser Legende doch auch die Tendenz, die Bekämpfung einer Häresie, welche in dem bedeutendsten Werke der Zeit des Pseudo-Briefschreibers, in der Legenda Aurea, ebenfalls bearbeitet wurde, 2 fertig. Das Grundthema, ein langer Schlaf, nach welchem ein Jenseitsbericht folgt, ist uralt. Als Urtypen werden die jüdischen Legenden von Chöni-Onias und von Abimelech genannt, deren Rahmen man wahrscheinlich bei einer Gelegenheit auf die Siebenschläfer von Ephesus übertrug, als man vielleicht tatsächlich (im V. Jahrhundert) in der Höhle bei Ephesus einen merkwürdigen Fund von Heiligenreliquien entdeckte. Dass wir es hier mehr mit einer poetischen Verkleidung einer Tendenz zu tun haben, macht jener Umstand wahrscheinlich, dass sogar die griechische Mythologie einen Endymion kannte, der als Sohn des Zeus (oder des Aéthlios) und der Kalyke auf dem kleinasiatischen Berge Latmos von der Göttin Selene in einen Schlaf versenkt worden ist, damit sie ihn ungestört küssen könne. Dieser Liebesschlaf des Endymion wird auf Sarkophagen zum Symbol 2 vgl. Übers, v. Benz. Bd. I. Sp. 656—667 : Von den sieben Schläfern.