KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)

DRITTER TEIL. Entwicklung der Todes-Tanz- und Toten-Tanz-Motive in der lehrhaften Dichtung des Mittel-alters und in den Urtypen der Todes- und Toten-Legenden - ZWEITER ABSCHNITT. Grundformen der Todes- und Toten-Legenden

-249­Vision will nicht der König, sondern ein Eremit den Kranken eines Besseren belehren, aber der Höllenfürst kommt ihm zuvor und erwürgt den Unschlüssigen. Auf ein Gebet des Eremiten und aller Anwesenden wird das überirdische Los des Sterbenden geoffenbart. Ein Zwiegespräch zwischen dem Schutzengel und der Seele, zwi­schen Luzifer und der Seele, ein Jammerruf der Seele, in welchem sie sich und die ganze Welt verflucht und die Vorwürfe des Gekreuzigten, welche er an die Sünder richtet, beenden die Legende. 1 Ebenfalls nur in einer Vision offenbart sich die Überwelt jenem Ritter, über den die Legenda Aurea im Abschnitt für Allerseelen der Erzählung des hl. Gregorius 2 folgend Erwäh­nung macht. 8 „Es lag ein Ritter ohne Leben, des Seele war verzücket, doch kehrte sie hernach bald wieder in den Leib ; und erzählte er alles, was ihm geschehen war. Und sprach, dass er an eine Brücke kam, un­ter der floss ein schwarzer neblichter Fluss mit gros­sem Gestank. Und da er über die Brücke kam, wa­ren da liebliche Wiesen, die waren geziert mit wohl­riechenden Kräutern und Blumen, darauf wandelte eine Schar weissgekleideter Menschen, die ersättig­te sich an der Süssigkeit der Blumen. Es war aber bei dem Fluss die Prüfung : welcher Ungerechte hinüber wollte gehn, der glitt in den schwarzen, stinkenden Fluss, die Gerechten aber gelangten si­cheren Schrittes zu dem lieblichen Ort. Er sprach auch, er habe da einen gesehen, Petrus mit Namen, der lag auf dem Rücken und war mit einer grossen Last Eisen gebunden. Erfragte, warum er also läge ; da ward ihm gesagt : Er leidet hie darum, dass er allezeit, wann ihm befohlen war eine Strafe zu voll­bringen, die Wunde schlug aus grosser Grausam­keit und nicht aus Gehorsam (Sp. 348). Er sprach auch, dass er daselbst einen Pilger sah, der ging über die Brücke mit solcher Sicherheit, als er auf Erden redlich hatte gelebt. Ein anderer aber, Ste­phanus mit Namen, glitt mit dem Fusse aus, da er über die Brücke wollte gehn, und hing schon mit halbem Leibe herab. Da tauchten etliche greuliche Männer aus dem Flusse, die wollten ihn an seinen Hüften hinabziehen ; etliche herrliche Männer aber in weissen Kleidern wollten ihn nach oben ziehen an den Armen. Dieweil dieser Streit geschah, kehrte der, welcher das Gesicht hatte, in seinen Leib zu­rück, und ward ihm nicht mehr kund, wer in je­nem verborgenen Gericht den Sieg gewann. Doch sollen wir den Kampf also verstehen, dass in jenem Menschen fleischlich Untugend stritt mit guten Al­mosen . . ." Das Bild vom besonderen Gericht und von den mannigfaltigen Strafen in der Unterwelt steht meistens mit der Darstellung des Kampfes zwischen Engeln und Teufeln in Verbindung. Die Anklage, unter welche die Seele von den Teufeln ihrer Sünden wegen gestellt wird, ver­1 vgl. die Visio Baronti in den Acta Sanctorum, welche im ausgehenden VII. Jahrhundert entstand, welche die Acta Bolland. am 25. März Bd. III. S. 569-574 erzäh­len und in welcher der Erzengel Raphael beauftragt wird, die Seele des Heiligen gegen zwei Teufel zu beschützen. 2 4. Buch Dialogorum. 3 Übers. Benz, Bd. II. Sp. 347; Von aller gläubigen Seelen Gedächtnis. liert ihre Tragkraft., erst infolge der Fürsprache der hl. Jungfrau. Über eine derartige Vision le­sen wir in den Annales eccl. von Baronius­Raynaldus 4 unter Nr. 14 des Jahres 1251 : Rem adeo admirandam narrat Cantipratensis 5 his verbis : „Quid triplici quinquagena in salutatione versus angelici, Ave Maria, anno ab incar. Dom. MCCLI. contigerit, referamus. Vidi et cognovi juve­nem in Brabantiae partibus generosum ; qui, quam­vis esset totaliter seculo deditus, B. tarnen Virgini devotus quotidie tres diclas quinquagenas in saluta­tionibus exsolvebat. Infirmatus autem ad extrema perductus est. Cumque per horas diei plurimas mor­tuus jacuisset, revixit subito, et sorori moniali, quae juxta se sedebat, inclamavit dicens : Soror ecce redii ; cito advocari facias sacerdotem". Dem Geistli­chen erzählt dann der Jüngling: „Ad tribunal Christi judicis raptus, cum in tribus maximé a daemonibus accusarer, ferrique deberet sententia contra me, piis­sima Christi Mater rogavit Filium, ut ad corpus re­ducerer, locum poenitentiae suscepturus". Auch un­ter Nr. 40 des Jahres 1212 teilen dieselben Annaleri des Baron. —Raynald. folgenden Fall mit : „Poscit instituti ratio, ut hic attexamus miraculum aliud, quod Trithemius (Chronica Sponheim) hoc anno IV. Kai. Mar. in Adelberto oppidano loci, cui Manen­dal nomen est in Germania ait contigisse, qui cum ex morbo decessisset, divinae providentiae arcano consilio post inspecta alterius vitae malis proposita supplicia ad vivos excitatus asperrimum poenitentiae genus septem annis duxit". Das Exordium magnum ordinis cistercien­sis, 6 welches im XII. Jahrhundert entstanden sein soll, erzählt von einem Mitglied des Klo­sters Clairvaux interessante Visionen, die der Altercatio animae et corporis schon nahe stehen. Dieser Mönch wurde von den Teufeln derartig gepeinigt, dass sein Körper ohne die Hilfe des hl. Geistes „tantam larvalium umbrarum mali tiam . .. sustinere nequaquam potuisset". Es er­scheint ihm auch der Höllenfürst, den der Mönch während seines Gebetes erblickt. „Cum . . . le­varet oculos suos contra fenestram ... in parie­te apertam, in ea vidit daemonem quemdam pennatum, ad instar gryphi aut stiuthonis, qui ei minaciter imminebat . . ." Demselben Mönch zeigt der hl. Augustinus in Vision die Hölle und den Himmel. Dadurch entsteht schon ein Übergang zur Problemenwelt der Hieronymus­Legende, in welcher der hl. Augustinus eben­falls mit verschiedenen Unterwelts-Berichten in Verbindung tritt. „Huic venerabili viro bea­tus Augustinus eximius Ecclesiae doctor quo­dam tempore per visionem apparuit, ducens ilium per innumera loca poenarum usque ad ipsum putei gehennalis ingressum". Seit dieser Vision war dieser Mönch ein grosser Verehrer des hl. Augustinus geworden. In demselben Kapitel wird ihm auch eine dritte Vision zuge­schrieben, deren Wesen sich schon unver­4 Bd. XIII. Köln. 1692. 5 Chronic, lib. 2, cap. 29, Nr. 8. 6 ed. Biblioth. PP. Cisterciensium F. Bertr. Tissier. Bonofonte, 1660 in. fol. torn. I., p. 13; Migne, Patr. lat. CLXXXV, S. Bernardi opera saec. XII. ann 1153. nach Joh. Mabillon, Bd. IV. Sp. 1098—1100 ; Distinctio IV. Cap. IV.

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