KOZÁKY ISTVÁN: A HALÁLTÁNCOK TÖRTÉNETE I. / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 1. (Budapest, 1936)
ZWEITER TEIL. Entstehungsgeschichte der Grundmotive des Totentanzes
Serapis soviel bedeutet, wie Osiris Apis, ägypt. Osarhapi. Als ein Unterweltsgott ist dieser ,.neuerwachte Apis" erst seit Ptolemäus I. in Ägypten intensiver geehrt worden und ist mit Osiris, bei den Griechen sogar mit Asklepios identisch und Parallelgott der Isis. Firmicus aber erwähnt auch einen Fall, in dem ausdrücklich die Gebeine eines Toten zum Gegenstand der Anbetung wurden. Das Götterbild Palladium wurde ja angeblich von einem Skythen namens Abaris aus den Gebeinen des Pelops verfertigt Abaris verkaufte das Bild den Trojanern, so kam es nach Rom. Pelops, welcher den König Oenomaus, dessen Tochter Hippodamea er zur Frau begehrte, verraten, mit der Hilfe des Wagenlenkers des Königs in den Tod gejagt, dann sogar diesen Verräter, den Wagenlenker Myrtilus eidbrüchig getötet hat, soll auf diese Weise durch die Mitwirkung des im Altertum mit seinen Zauberkünsten berühmt gewordenen Wunderarztes und Hohenpriesters Abaris zur Ehre der Vergötterung gelangt sein. Pelops wurde, wie aus dem Mythos bekannt, von seinem Vater Tantalus noch in seiner Jugend ermordet und zerstückelt. Sein Vater hat seine Leiche den Göttern aufgetischt und so die Allwissenheit der Götter auf die Probe gestellt. Ausser der Göttin Demeter, welche wegen der Trauer über ihre Tochter die in den Speisen verborgenen Leichenstücke nicht bemerkte und eine Schulter des Toten verzehrte, haben die Götter das entsetzliche Mahl unberührt gelassen. Hermes, also der griechische Merkur, sammelt die zerstreuten Glieder und ruft aus ihnen den jungen Pelops wieder ins Leben, indem er die fehlende Schulter mit Elfenbein ersetzt. Die Berichte des Firmicus Maternus von den Totenkulten stehen übrigens auch mit den Unterweltsmythen in Verbindung. Er erzählt auch über Ceres, über eine Frau von Henna und über ihre Tochter Proserpina, welche vom Bauern Pluton auf einem Viergespann geraubt wurde und dann in den See Percus stürzte. Um die trauernde Mutter zu trösten, hielt man auch in Henna grosse Leichenfeierlichkeiten. Ein gewisser Pandarus — heisst es weiter bei unserem frühchristlichen Schriftsteller — soll aber unweit von Pachynus den Räuber gesehen haben, als er mit der geraubten Jungfrau in ein Schiff stieg. Die Mutter freute sich, ihre Tochter noch am Leben zu wissen, zog nach Syrakus, beschenkte die Stadt für diese Kunde. Der Ort, wo sie auf ihren Wanderungen und auf der Suche nach ihrer Tochter von den Einwohnern gastfreundlich empfangen wurde, ward Eleusis geheissen ('EXsvoig = Ankunft). Proserpina, die griechische Persephone, als die Tochter der Erdgöttin Demeter ist nach dem griechischen Mythos nicht in Sizilien am Fusse des Ätna, in einem Hain von Enna, sondern auf der Wiese Nysa oder zwischen Eleusis und Hermione vom Gotte der Unterwelt, von Hades, auf die ausdrückliche Erlaubnis des Zeus geraubt worden. Als die Frau des Hades ist Persephone, die Tochter des Zeus und der Göttin Demeter, 1 zur Herrin der Seelen der Verstorbenen geworden, 2 gebietet auch den Ungeheuern der Unterwelt 3 und übernimmt nach der Auffassung römischer Dichter das Amt des griechischen Totenpriesters Thanatos, indem sie eine Locke vom Haupte des Sterbenden schneidet und ihn dadurch dem Tode weiht 4 Wegen der Trauer der Göttin Demeter und auch infolge ihrer Rache trat eine allgemeine Unfruchtbarkeit auf Erden ein und Zeus war gezwungen, Hermes in die Unterwelt zu schicken, um Persephone auf die Oberwelt zu holen und ihrer Mutter zurückzugeben. Nachdem sie aber indessen schon die gesetzmässige Frau des Hades geworden, kann die Botschaft des Zeus nur soviel bewirken, dass Persephone das Zweidrittel des Jahres auf der Oberwelt bei ihrer Mutter verbringen darf. Das Erscheinen der Persephone auf der Oberwelt und ihr Verschwinden in der Unterwelt, eine Art Aufstieg (ävodog) und Abstieg (xd&oóog) wurde mit dem Wechsel der Jahreszeiten in Verbindung gebracht, so dass die Gestalt der Persephone mit dem Begriff des Zeitrades identifiziert in weiten Kreisen auch den Glauben hervorrief, dass zur Zeit der Herbst- und Frühlingswende auch die Toten der Unterwelt viel häufiger, ihrer auf die Oberwelt zurückkehrenden Königin ein solch infernales Geleit gebend, den Lebenden im Diesseits erscheinen sollten. Mit dem Persephone-Kult verband sich meistens auch ein intensiverer Totenkult, 6 der in der Bestrebung kulminierte, von den Toten in der Form kultischer Handlungen die Zukunft zu erfahren. Es wurden Toten-Orakeln aufgestellt, u. zw. an Stellen, wo sich unterirdische vulkanische Kräfte kundgaben und wo nach antikem Volksglauben der Weg zum Eingang der Unterwelt führt (warme Quellen, unterirdische Höhlen, auch Krater, die nicht mehr tätig sind u. dgl.). Ein solches Orakel war auch in Cumae aufgestellt und sehr berühmt geworden, da es zum Verbreiter griechischer Mythen wurde und den PersephoneDemeter-Dionysos Kult den Eleusinien ähnlich bis weit in die ersten christlichen Jahrhunderte fortpflanzte. Bei dieser Untersuchung des antiken Totenkultes in Bezug auf den Götzendienst hielten wir uns an die Berichte des Firmicus Maternus, der Proserpina mit Persephone, Liber mit Dionysos zwar nicht ausdrücklich gleichgestellt hat, aber trotzdem erwähnt, dass die Heiden die Gestalt der Proserpina, also eine Art Vermengung des Zeit- und Lebensrades, mit dem Mond und die Gestalt des Liber, das neuerstandene Leben, mit der Sonne identifizierten. Obwohl Firmicus seine Missbilligung zum Ausdruck bringt, dass 1 Horn. II. 14, 326. Od. 11, 217. 2 Horn. Od. 11, 213, ff. 226. 385. 3 Od. 11, 633. 4 Virg. Aen. 4, 698, 5 z. B. in Apollonien im Monat Anthesterion-Februar.