Nagy Ildikó szerk.: Székely Bertalan kiállítása (A Magyar Nemzeti Galéria kiadványai 1999/2)
BAKÓ, Zsuzsanna: FORSCHUNGSBEITRÄGE ZUM OEUVRE VON BERTALAN SZÉKELY
auftrag für die Wandmalerei des Ferenc-DeäkMausoleums. Nach dem Tode von Ferenc Deák am 28. Januar 1876 und seiner Beisetzung am 3. Februar legte die Landesbestattungskommission am 12. März auf dem Kerepeser Friedhof den Platz für das zu errichtende Deäk-Mausoleum fest. 222 Emen Monat später veröffentlichte die gleiche Kommission eine Ausschreibung für das Bauwerk. 223 Die eingesandten Entwürfe wurden von einem Fachausschuß beurteilt, und von drei Wettbewerbsarbeiten ging der erste Preis an den jungen Architekten Kálmán Gerster. 224 Die Grundsteinlegung des in neoklassizistischem Stil geplanten Gebäudes erfolgte jedoch erst 1879, und Gerster konnte den Bau erst 1881 vollenden. 223 Über die Wandmalerei des Mausoleums entschied die Kommission 1883. Der Auftrag ging an Bertalan Székely. 226 Székely malte im Innenraum vier allegorische Bilder: gegenüber dem Eingang die Allegorie 1848, über dem Eingang die Allegorie Ausgleich (Abb. 70), links vom Eingang das allegorische Bild der Mäßigkeit und rechts vom Eingang das der Kraft. 127 Das Schicksal der Wandgemälde stand unter einem schlechten Stern. Wegen der schlechten Belüftung begann die Wand zu schimmeln, und die Malerei mußte nach einer Zeit in ein Mosaik umgesetzt werden. 228 Székely hat die Allegorien ähnlich den Musen im Opernhaus im Stil der Hochrenaissance gestaltet. Bei der Ausführung und der Erarbeitung einer glaubwürdigen Vortragsweise half ihm sicher seine Verehrung und Achtung für Ferenc Deák. Zwei Jahre nach der Vollendung des Werkes schrieb er: „Sein Maßhalten war der Mittelweg zwischen leeren Hoffnungen und ernsten Zweifeln, seine Klugheit wirkte auf das Volk und die Jugend, seine Kraft verhinderte eine Konfrontation zwischen dem Absolutismus und dem Volk. In der Hoffnung, Gerechtigkeit zu erlangen, reichten sich die Nationen die Hand ... daran hatte Deák Anteil." 229 Die politische Allegorie ist in der ungarischen Wandmalerei nicht ohne Vorläufer, denn an der Decke des Nationalmuseums tauchte sie bereits 1868, ein Jahr nach dem Ausgleich, als Teil eines national-philosophischen Programms auf. Székelys Allegorien gleichen dem des Nationalmuseums. Sie schöpfen aus dem Formengut der Hochrenaissance und schließen mit ihrer würdevollen Feierlichkeit und ihren ausgewogenen Kompositionen an die Spitzenleistungen des europäischen Akademismus an. Nach dem Ausgleich ergab sich in Ungarn eine veränderte politische Situation. Die Historienmalerei, die die nationalen Schicksalsfragen im Kontext der universellen Moralität aufwarf, verlor allmählich an Aktualität. So geriet Székely, der mehr oder weniger der einzige aktive Repräsentant dieser Kunstgattung war, zunehmend in den Hintergrund. Die Historienmalerei wurde zu einem Mittel der staatlichen Repräsentation. Auf dem Gebiet der Wandmalerei vollzog sich derselbe Prozeß. Nach den Fresken in der Redoute und im Nationalmuseum, bei denen sich die universelle mit der nationalen Anschauung verbunden hatte, dienten die meisten Wandbilder der öffentlichen Gebäude (Ungarische Akademie der Wissenschaften, Parlament) nur noch staatlichen Propagandazwecken. Nun war es die sakrale Malerei, die mit der Darstellung der Legende der ungarischen Heiligen und der heiligen ungarischen Könige - eigentlich in Fortsetzung ihrer eigenen Kirchentradtitionen - innerhalb der Verkündung der christlichen Ideale auch die Pflege der nationalen Werte übernahm und damit die nationalen Gefühle wachhielt. Für Székely, der so viel für die Pflege der nationalen Werte getan hatte, war es unter diesen Umständen besonders ehrenvoll, einen kirchlichen Auftrag für Wandmalerei zu erhalten. Ihm wurde angetragen, im Dom zu Pécs (Fünfkirchen) die Kapelle des seligen Maurus und die Kapelle des heiligen Emmerich (Marienkapelle) auszumalen. Bei der 1882 in Angriff genommenen Restaurierung des Pécser Doms tauchte der Gedanke an eine Verzierung mit Wandgemälden auf. Die Leitung der Restaurierung und des Umbaus übernahm der kaiserlich-königliche Bauoberrat Friedrich von Schmidt, von Seiten des Kulturministeriums befaßte sich Ministerialrat Lajos Hegedűs Candid mit der Angelegenheit. 230 Als die Arbeiten vorankamen, konnte 1884 bereits mit dem Ausmalen des Hauptschiffes begonnen werden. Das Freskenprogramm hatte Bischof Nándor Dulánszky erarbeitet, die Auswahl der Freskenmaler und die Vertragsabschlüsse oblagen dem österreichischen Architekten Friedrich von Schmidt. Für die Wandmalerei wurde ein Aufruf veröffentlicht, doch da sich zuerst kein ungarischer Maler meldete, betraute er 1884 den rheinländischen Kirchenmaler Karl Andrea mit der Arbeit, der später den deutschen Historienmaler Moritz von Beckerath zur Mitarbeit heranzog. 231 Als die Nachricht in Ungarn bekannt wurde, protestierte der Landesrat für Bildende Künste 1884 in einer Adresse an das Ministerium für Religions- und Unterrichtswesen, daß die Arbeit nicht an ungarische Künstler vergeben worden war. 232 Das Bistum berief sich darauf, daß es zunächst Székely und Lötz hatte beauftragen wollen, diese aber wegen ihres Lehramtes in der Hauptstadt die mehrjährige Arbeit nicht übernehmen könnten. Nach längerem Briefwechsel wurden Károly Lötz und Bertalan Székely 1887 schließlich durch Vermittlung von Gyula Forster für das Ausmalen der Seitenkapellen verpflichtet. 233 Die Wandgemälde im Hauptschiff der Kirche stellen aus den beiden Hauptepochen des Alten Testaments, der Zeit vor und nach Moses, Ereignisse, die auf die Ankunft Jesu hinwiesen, sowie die Erfüllung der Prophezeiung dar. 234 In den Seitenschiffen fanden Bilder mit Szenen aus der Schlacht des hl. Ladislaus bei Cserhalom und aus dem Leben von Peter und Paul Platz. 233 Von den Seitenkapellen bemalte Károly Lötz die Corpus-Christi-Kapelle und die Herz-JesuKapelle. 236 Székely wählte bei der Arbeitsaufteilung die Kapelle des seligen Maurus und die Marienkapelle - mit anderem Namen Kapelle des hl. Emmerich -, vermutlich, weil sich die Themen mit historischen Personen verbanden und er so weniger an die liturgischen Vorschriften gebunden war.